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Thema der Woche | 10. Januar 2013

Die Einsamkeit im Eis

Wissenschaft extrem: Polarforscher Hauke Trinks auf der Suche nach dem Leben / Multivisionsshow am 16. Januar – Foto: Hauke Trinks

Er ist Professor für Experimentalphysik, war sechs Jahre lang Präsident der Technischen Universität im gediegenen Hamburg-Harburg und ist Gründungspräsident des dort angesiedelten Northern Institute of Technology. Aber vor allem ist Hauke Trinks, der als Fallschirmspringer und Einhandsegler auch privat das Abenteuer gesucht hat, ein Forscher, den Extreme nicht schrecken.

Ganz im Gegenteil: "Extreme Bedingungen liefern Erkenntnisse. Das ist ein Prinzip aus der Physik", hat Trinks in einem Zeit-Interview konstatiert. Und so segelte der Professor im Auftrag der Wissenschaft mehrfach und zumeist allein nach Island, Kanada, New York und Spitzbergen.

In Spitzbergen, einer zu Norwegen gehörende Inselgruppe nördlich des Polarkreises, lebte der Wissenschaftler mit der Sehnsucht nach dem ewigen Eis insgesamt fünf Jahre in einer einsamen Hütte. Die nächste menschliche Siedlung war hunderte Kilometer entfernt. Seine nächsten Nachbaren waren Polarfüchse, Robben oder Walrosse in der monatelangen Polarnacht in Eis und Schnee bei bitterkalten Temperaturen. Und der Professor im Eis erlebte dabei auch schon mal ganz und gar nicht unterkühlte, sondern ziemlich brenzlige Begegnungen mit Eisbären: einer hatte großen Appetit auf seinen Schlittenhund, einer auch auf Trinks.

Gleich zweimal ließ sich Hauke Trinks der Wissenschaft wegen für ein ganzes Jahr am Nordrand von Spitzbergen mit seinem kleinen Segelschiff im Eis einfrieren. Immerhin geht es bei seinen Forschungen um nichts Geringeres als den Ursprung des Lebens: Entstand das erste primitive Leben auf der Erde vor vier Milliarden Jahren möglicherweise im Meereis? Welche Rolle spielt der Klimakiller CO in Eis und Schnee? Wie leben und überleben die polaren Tiere unter den harten Bedingungen? Wie fühlt sich ein einsamer Mensch in der langen Polarnacht? Alles Fragen, auf die der Professor für Experimentalphysik Antworten sucht.

Auf seinen Extremtouren hat gelernt wie man Robben schlachtet, dass man ruhig auf Eisbären einreden und singen soll, wenn man keine Waffe hat – und wie es sich anfühlt, wenn man beim Tauchen unter dem Eis kurz die Orientierung verliert. Die lebensgefährlichen Situationen hat der Polarforscher gemeistert, beim Eisbären brauchte er immerhin nicht singen, sondern konnte ihn mit einem Schuss aus der Flinte indie Luft vertreiben. Um das Hundekuchen-Essen kam der ehemalige Unipräsident freilich nicht herum – sei das Hundefutter doch ein wichtiger Mineralienlieferant und damit nützlich gegen Mangelernährung gewesen.

Eine Erkenntnis seiner Suche nach dem Leben im Eis: Dort verliere man das beruhigende Gefühl, ein Mitglied der zivilisierten Menschheit zu sein. Trinks: "Der Mensch nähert sich hier seinem wahren Ich."

Gerade wieder mal zurück in Deutschland von der winzigen westnorwegischen Insel Utsira, auf der Trinks inzwischen lebt, berichtet der 69-jährige Forscher bei seinem Vortrag in Marburg am 16.1. von seinen Erlebnissen und Erfahrungen als Segler auf den Nordmeeren, als Polarforscher auf Spitzbergen und schließlich auch von seinen Gedanken als Mensch vor seinem Hintergrund als Physiker und ehemaliger Präsident der TU in Hamburg-Harburg.

Gezeigt werden dazu Filmausschnitte aus Spitzbergen mit dramatischen Begegnungen mit Bären, Schneestürmen, fantastischen Landschaften und spannenden Forschungsergebnissen.

Vortrag: Leben im Eis
Eine der wohl abenteuerlichsten Forschungsreisen unserer Zeit
Termin: Mi. 16.1. 20.00 Uhr, Stadthalle Marburg

red

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