Geheimtipp an der Lahn
Dem Fluss entlang: Der 290 Kilometer lange Lahnwanderweg
Foto: Lahntal-Tourismus
Vom Lahnwanderweg hat die Spaziergängerin aus Buchenau noch nie gehört. Den Weg zum Lahnradweg, ja, den könne sie zeigen, sagt sie. Bei Radlern hat der Fluss nämlich einen großen Namen. Auch die Kanuten 150.000 pro Jahr haben die Lahn längst für sich entdeckt. Doch der rund 290 Kilometer lange Wanderweg von der Quelle bis zur Mündung ist noch ein Geheimtipp.
Wer an der Quelle der Lahn im Rothaargebirge startet, biegt meist zum spektakuläreren Rothaarsteig ab. Dabei hat der Lahnwanderweg einen entscheidenden Vorteil: Fast jede Tour ist mit einer der kleinen Lahntalbahnen zu meistern.
Etappe 5 startet nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt an der Lahnbrücke in Buchenau im Marburger Hinterland. Noch plätschert die Lahn als schmales Flüsschen ungebändigt über die Steine. Am Ortsrand von Buchenau geht es steil den Burgberg hinauf. Oberhalb des Dorfs findet der Wanderer zwar keine Burg, dafür aber ein Heim der Männerschaft Buchenau mit einer alten Dorfschmiede und einem Picknickplatz. Ein Feldweg führt an Wiesen, Heckenrosen und Wäldchen vorbei. Hinter einem kühlen Buchenwäldchen weitet sich eine Hügellandschaft mit kleinen Weilern. Mohn und Kornraden stehen in den Getreidefeldern. Kühe grasen auf den Weiden. Aber kein Wanderer weit und breit. Nur ein Bauer, dem das stilisierte LW noch nie aufgefallen ist. Das Logo des Lahnwanderweges erinnert auch eher an eine verunglückte Welle in rot und blau.
Vor einem Ein-Familienhaus am Dorfrand stehen ein Dutzend ausgetreteneWanderschuhe vor der Tür. Die Hausfrau hat sie mit roten und weißen Begonien bepflanzt. "Die Idee haben wir aus Südtirol mitgebracht", erzählt sie. Und tatsächlich ist sie schon einmal eine halbe Etappe des Wanderwegs gelaufen. Am Wochenende kämen etwa vier bis fünf Wanderer vorbei, weiß sie. Nur auf dem Rimberg sei etwas mehr los.
Dafür ist ein schweißtreibender Anstieg nötig. Auf 497 Metern liegt der Rimberg, dessen Turm seit einer Sanierung wieder zu besteigen ist. Mitten im Wald steht die 24 Meter hohe Stahl-Holz-Konstruktion. An guten Tagen reicht der Blick bis zum Feldberg im Taunus und zum Hochsauerland.
Der Wanderweg, der vielerorts dem alten Lahnhöhenweg folgt, will Natur und Kultur verbinden. Dazu gehören zahlreiche Schlösser, Burgen und Kirchen. So endet Etappe 5 an einer alten Station der Rompilger: Sophie von Brabant, die Tochter der Heiligen Elisabeth, schenkte die Nikolaikapelle einst dem Zisterzienserorden in Caldern. Und Etappe 6 landet nach einem längeren Waldstück direkt an der berühmten Marburger Elisabethkirche. Romantische und barocke Fachwerkstädtchen quert der Weg gleich mehrfach.
Welche Abschnitte am schönsten sind, mag Susanne Groos vom Lahntal Tourismus Verband gar nicht entscheiden. Im nördlichen Teil locken nach der Quelle der Perfstausee, die weiten Wiesenauen und der Rimberg. Viele Aussichtswege gibt es zwischen Marburg und Wetzlar. Im Tierpark Weilburg lassen sich neben Auerochsen und Wildpferden auch Braunbären beobachten. Je weiter der Fluss in Richtung Rhein fließt, um so enger wird das Tal. Und zum Abschluss, kurz bevor der Weg das Mittelrheintal erreicht, gibt es noch eine Kletterpartie durch die steile Schlucht der Ruppertsklamm.