Vergessene Utopie
"Old Lorry" Straßenenszene aus Hermann, Missouri. Eine deutsche Stadtgründung Foto: Folker Winkelmann
Die Forderungen waren revolutionär: Gleiche Grundrechte! Politische Teilhabe! Rede-, Wahl-, Bildungs- und Entfaltungsfreiheit! Für diese Ideale verließen 1834 rund 500 Menschen aus Oberhessen sowie dem heutigen Thüringen, Bayern und Preußen ihre Heimat, wanderten nach Amerika aus. Ihr Ziel: Dort wollten sie eine demokratische "Teutsche Musterrepublik" gründen.
Angeführt vom dem Juristen Paul Follenius und dem Pfarrer Friedrich Münch überquerte die "Gießener Auswanderergesellschaft" den atlantischen Ozean und riskierte den Neuanfang im unbekannten "land of the free". Ihre Musterrepublik sollte ein Vorbild werden für die Umwälzung der Machtverhältnisse in ganz Deutschland, das war die große Hoffnung der Auswanderer.
Es blieb bei der Hoffnung: Die kühne Vision der mehrheitlich aus Oberhessen stammenden Auswanderer scheiterte. Ihre Musterrepublik geriet in weitgehende Vergessenheit.
Künstler und Wissenschaftler haben in einer mehrjährigen Spurensuche die hochspannende, wechselvollen Geschichten der Auswanderer erforscht. In einer Ausstellung in Gießen zeichnen sie ab Freitag die Geschichten nach (Infos: www.aufbruch-in-die-utopie.net) und erkunden deren politische und soziale Dimensionen.