"Medizin ist manchmal wie ein Krimi"
Bundesweit einmaliges Zentrum für unerkannte Krankheiten in Marburg eröffnet Foto: Coordes
Hinter den Patienten liegt oft eine Odyssee: Jahrelang sind sie von Spezialist zu Spezialist gezogen und wissen immer noch nicht, was sie krank macht. Ab sofort können sich Patienten und ihre Ärzte an das "Zentrum für unerkannte Krankheiten" am Marburger Universitätsklinikum wenden. Medizinprofessor Jürgen Schäfer hat die bundesweit einmalige Einrichtung initiiert. Der Kardiologe hat sich auf das Lösen von medizinischen Rätseln spezialisiert: "Medizin ist manchmal wie ein Krimi", sagt er.
Bundesweit bekannt geworden ist er mit seinen beliebten Vorlesungen nach dem Vorbild der US-Fernsehserie "Dr. House". Bei der Titelfigur handelt es sich um einen schwierigen, aber begnadeten Arzt, der immer wieder verzwickte Krankheiten diagnostiziert. Schlüsselszenen aus der Serie zeigt Schäfer in seinen Uni-Seminaren. Wird der Patient ohnmächtig oder spuckt er Blut, drückt Schäfer auf die Stopp-Taste und überlegt gemeinsam mit den Studierenden, was der Kranke haben könnte.
Weil er als "deutscher Dr. House" ein breites Echo in den Medien fand, wandten sich immer wieder verzweifelte Patienten an den Mediziner, denen anderswo nicht geholfen werden konnte. Nachdem er 2013 als "Arzt des Jahres" ausgezeichnet wurde, häuften sich die Anfragen von Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet derart, dass eine umfassende Bearbeitung nicht mehr möglich war.
Für sie gibt es nun das neue Zentrum, in dem in Zukunft bis zu 80 Fälle pro Monat untersucht werden sollen. Dazu arbeitet Schäfer mit einem interdisziplinären Team zusammen, zu denen Spezialisten aus Pneumologie, Gastroenteorologie, Neurologie, Nephrologie, innerer Medizin, Psychosomatik und Radiologie zählen. "Das Wichtigste für unsere Arbeit ist, dass wir uns Zeit nehmen, um den Menschen zuzuhören", sagt er: "Menschen mit seltenen oder unerkannten Krankheiten passen in keine einzelne Schublade. Ihr Krankheitsbild ist oft vielschichtig."
Für die Betreuung durch das neue Zentrum gibt es zwei Wege: Zum einen können Patienten von anderen Kliniken oder Ärzten überwiesen werden. Zum anderen wird versucht, schwierige Fälle durch das Studieren der medizinischen Unterlagen zu lösen. Dabei wird zunächst geprüft, ob bei der ersten Diagnose irgendetwas übersehen wurde. Dann wird systematisch nach Symptomen gesucht und intensiv vor allem auf Hormone, Vergiftungen und Autoimmunstörungen untersucht, wobei eine Datenbank hilft. So konnte Schäfer den Fall einer angeblichen Herzpatientin aufklären, die tatsächlich an einer Papageien-Allergie litt. Er entdeckte mehrere Kobaltvergiftungen, die nach einer Hüftoperation auftraten. Der Uni-Mediziner schätzt, dass etwa vier Millionen Menschen an einer seltenen, schwer zu diagnostizierenden Krankheit leiden: "Das sind mehr Patienten als FDP-Wähler", sagte er bei der Vorstellung des Zentrums.
Großes Kino
Am 11. Dezember öffnet das Kinopolis / Interview mit Betriebsleiter Enrico Sinner / Verlosung: Hobbit 2 Mitternachtspreview
EXPRESS: Was kann ich im Kinopolis-Programm alles erwarten? Was zeigen Sie abseits der Blockbuster?
Enrico Sinner: Gießen war bis dato hinsichtlich der verfügbaren Kinoleinwände unterversorgt. Bei bisher 6 Leinwänden in der Stadt konnte hier nicht alles gespielt werden, was jede Woche anläuft. Durch diejetzt 13 Leinwände haben wir natürlich eine viel größere Möglichkeit, viele Filme anzubieten. Es werden hier im Multiplex aber nicht nur die klassischen Blockbuster laufen. Natürlich werden bei uns auch der Hobbit oder die Tribute von Panem zu sehen sein. Aber auch kleinere Produktionen, sogenannte "Crossover-Filme" werden im Kinopolis gezeigt werden können.
Oder bspw. einen Woody-Allen-Film, der bis dato in Gießen wegen der geringen Zahl der Leinwände gar nicht gezeigt werden konnte, wird zukünftig in Gießen angeboten werden können. Allerdings wird dieser dann wahrscheinlich nicht im Kinopolis sondern eher im Kinocenter in der Bahnhofstraße zu sehen sein.
Was uns am meisten freut ist die Tatsache, dass wir zukünftig in Gießen ein viel breiteres Filmspektrum anbieten können und somit für jeden Filminteressierten der passende Film dabei sein wird.
EXPRESS: Das Kinocenter wird also zum Programmkino, in dem kleine, anspruchsvolle Produktionen gezeigt werden?
Sinner: Das würde ich so nicht sagen. Denn welche Filme gehören heute noch zum sogenannten Programmkino und welche nicht? Diese Aufteilung zwischen Multiplex für Blockbuster und Programmkino für Kunst gibt es heute nicht mehr.
Ein gutes Beispiel ist "Ziemlich beste Freunde". Als der Film 2011 in die Kinos kam, hätte jeder gesagt, dass das ein klassischer Programmkino-Film ist. Und dann wurde "Ziemlich beste Freunde" zum bestbesuchten Film des Jahres mit 8 Millionen Kinogängern. Das bekommt man nur hin, wenn solche Filme dann auch in einem großen Multiplex-Kino laufen.
EXPRESS: Sie werden aber nicht nur Filme im Kinopolis zeigen?
Sinner: Wir werden auch Specials mit Fernsehproduktionen im Kinopolis zeigen, was wir in unseren bestehenden Kinos mit Serien wie z.B. "How I met your Mother", "Walking Dead" oder "Family Guy" bereits seit einiger Zeit erfolgreich machen. Weiterhin wird es Live-Übertragungen aus derMetropolitan Opera in New York geben sowie evtl. Übertragungen von Spielen der Fußball-WM. Wir haben drei Satellitenschüsseln auf dem Dach und können damit alles was möglich ist empfangen und in den Kinosaal übertragen.
EXPRESS: Konkret: Kommt die Fußball-WM ins Kinopolis, was ist mit der MET geplant?
Sinner: Bis Ende des Jahres werden die Live-Übertragungen aus der Metropolitan Opera noch im Kinocenter gezeigt, ab 2014 dann im Kinopolis. Was wir bei der Fußball-WM konkret machen können, wissen wir noch nicht. Das liegt aber an der Fifa, weil noch unklar ist, wie die Übertragungsrechte geregelt sein werden. In jedem Fall werden wir uns darum bemühen Spiele der Fußball WM live im Kino zu übertragen am besten in 3D.
EXPRESS: 9 neue Kinosäle im Kinopolis plus 4 im Kinocenter: Wird da nicht die Konkurrenz für die kleinen Kinos im Umland überlebensgroß? Ist nicht abzusehen, dass das für sein herausragendes Programm regelmäßig ausgezeichnete Licher Kino Traumstern bald zumachen muss?
Sinner: Wir wollen uns nicht mit dem Traumstern messen. Es wird sich zwar nicht vermeiden lassen, dass es gelegentlich Überschneidungen im Programm gibt, wir wollen dem Traumstern aber keine Besucher abluchsen. Gute Filme spielt das Traumstern in Lich. Gute Filme wollen wir hier spielen.
Ich glaube auch nicht, dass das Traumstern extrem unter uns leiden wird, weil wir im Kern unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.
EXPRESS: Wie funktioniert die Kooperation mit der angrenzenden Technischen Hochschule, die die Kinosäle für Vorlesungen nutzen kann?
Sinner: Die THM kann unsere Kinosäle zwischen 7:30 bis 13:30 Uhr für Vorlesungen nutzen. Die Studenten haben ihre extra Tische, Stromanschluss für den Laptop und können der Vorlesung im Kinosaal bequem im Kinosessel zuhören.
EXPRESS: Das heißt, die TH kann ihre supermoderne Kinotechnik nutzen, um den Vorlesungsinhalt digital auf Großleinwand zu projizieren und ich kann mich als Student auf die 3D-Vorlesung freuen ...
Sinner: Nein. Die Dozenten können mit von uns zusätzlich bereitgestellten Beamer arbeiten und die Leinwand nutzen. Die Digitalprojektoren werden nur für den Kinobetrieb genutzt.
Wir haben auch speziell für die Hochschule ein separates Tonsystem eingebaut, über das die Vorlesungen gehalten werden. Das geht auch nicht über unsere Tonanlage.
Wir haben viel Extra-Technik eingebaut, um diese Kooperation mit der Hochschule und auch dem Stadttheater möglich zu machen, die übrigens einmalig in Deutschland ist.
Interview: Georg Kronenberg