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Editorial | 23. Oktober 2014

Dichter und Denker

Seine Frau Hilda lernte der spätere deutsche Bundespräsident Gustav Heinemann während seiner Studentenzeit in Marburg kennen und lieben

Welch ein Lob: "Marburg an der Lahn verdanke ich wenigstens die Hälfte meiner Hoffnungen und vielleicht meine ganze denkerische Zucht", schrieb der spanische Philosoph Ortega y Gasset (1883-1955) einst über seine Studienzeit an der Philipps-Universität. Ganz so falsch mag Ortega y Gasset damit nicht liegen. Wie weit man es mit einem Studium in dem idyllischen mittelhessischen Lahnstädtchen bringen kann, haben über die Jahrhunderte auch so einige andere Dichter und Denker bewiesen. Eine kleine Auswahl: Konrad Duden, der Wegbereiter der deutschen Einheitsrechtschreibung, promovierte in Marburg. Jacob und Wilhelm Grimm studierten hier, der Chemiker und Nobelpreisträger Otto Hahn promovierte ebenfalls in Marburg.

Seine Frau Hilda lernte der spätere deutsche Bundespräsident Gustav Heine­mann während seiner Studentenzeit (1921-1924) in Marburg kennen und lieben.

Und wie wichtig die Studierenden für Marburg sind, hat Lyrikerin Ina Seidel festgehalten: "Nicht der Bürger, der Student steht im Mittelpunkt des Interesses, der Student in seiner Gesamtheit als fließendes Element, das das Gemeinwesen in ununterbrochenem Strom durchwandert. In einer solchen Stadt ist es wie in einem Hause, in dem Türen und Fenster fortwährend offen stehen."

Mehr über das Marburger Hochschulleben gibt es im Semesterstart-Sonderteil der aktuellen Express-Print-Ausgabe.

Georg Kronenberg

Editorial | 23. Oktober 2014

Ein mitreißender Dozent

Prima Lehre: Schon als Jungprofessor zog Liebig seine Studenten schnell in seinen Ban – Bild: Universitätsarchiv

Wer hätte das gedacht: Der heute gebräuchliche Spiegel war anfangs ein absoluter Ladenhüter. Nach zwei Jahren machte einst die erste Spiegelfabrik pleite. Der Grund: Der von Justus Liebig Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Silberspiegel bildet die Farben realitätsgetreu ab. Angesagt unter den Damen im 19. Jahrhundert war aber vornehme Blässe. Und die gaukelte der damals übliche, farbverzerrende, mit Quecksilber beschichtete Spiegel vor.

Der war dafür lebensgefährlich bei der Herstellung. Die Arbeiter in den Fabriken starben oft bereits im Alter von 30 Jahren an Quecksilbervergiftung. Der Mode wegen setzte sich Liebigs ungefährliche Produktionsmethode erst im beginnenden 20. Jahrhundert, lange nach seinem Tod 1873 durch.

Dagegen sorgte das Schaffen des 1803 in einem kleinen Darmstädter Hinterhaus geborenen Drogistensohns schnell dafür, dass Gießen zum Mekka der Chemie wurde. Der von seinen Kollegen zunächst gering geschätzte 21-jährige Jungprofessor ohne Abitur zog die Handvoll Chemiestudenten an der damaligen Ludwigs-Universität bereits in seinem ersten Gießener Jahr, 1824, in seinen Bann. So sehr, dass sein vor leeren Bänken stehender Chef Wilhelm Ludwig Zimmermann die unieigenen Chemikalien schließlich zu Hause bunkerte – damit der ungeliebte, charismatische Konkurrent sie nicht bei Seminaren verwenden konnte.

Mehr über das Gießener Hochschulleben gibt es im Semesterstart-Sonderteil der aktuellen Express-Print-Ausgabe.

Georg Kronenberg

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