Zeitenwende im Einzelhandel
Marburg sucht nach Chancen des regionalen Online-Markts
Marburg. Der Einkaufsstadt Marburg geht es noch relativ gut: Es gibt nur wenige leer stehende Geschäfte in der Oberstadt. Die Zahl der Übernachtungen ist in den vergangenen zehn Jahren um knapp 50 Prozent gestiegen, das Bruttosozialprodukt um rund elf Prozent. Und nach dem Stadtmarkenatlas liegt Marburg bei den Sympathiewerten hessenweit an der Spitze. "Diese Zahlen stimmen uns hoffnungsfroh", so Oberbürgermeister Egon Vaupel. Doch weil das Internet-Zeitalter die historisch gewachsenen Marktplätze bedroht, hat die Stadt eine Diskussion zum Thema angestoßen.
Welche Chancen im regionalen Online-Markt stecken, schilderte der Frankfurter Wirtschaftspublizist und Innovationsberater Andreas Haderlein, der Marburg eine gute Ausgangsposition bescheinigte: "Ich kenne keine Stadt dieser Größenordnung, die noch fünf Buchhandlungen ernähren kann", sagte er. Auch den Ärger mancher Oberstadtbewohner über die zu allzu lebhafte Altstadt am Abend hält er für ein "Luxusproblem". Andernorts seien die Innenstädte durch "hochgeklappte Bürgersteige" bedroht.
Trotzdem riet er den Einzelhändlern, angesichts des wachsenden Online-Handels neue Wege zu gehen. Umsatzeinbußen hätten allerdings nicht nur mit den Internet-Konkurrenten, sondern auch mit Fehlplanungen zu tun. So gebe es eine steigende Zahl von sterbenden Shoppingmalls. Auch dürfe es heutzutage nicht mehr passieren, dass Schuhverkäuferinnen ihre Kunden eine Viertelstunde warten ließen, um das passende Schuhpaar im Lager herauszusuchen. E-Commerce sei in solchen Fällen nur der "Brandbeschleuniger des strukturellen Wandels". Die Bestände müssten per Computer sofort abrufbar sein.
Der Experte schilderte gelungene Beispiele von Einzelhändlern, die auf eine Kombination aus stationären und virtuellen Geschäften setzen: Der Lebensmittelladen "Emmas Enkel" aus Düsseldorf etwa, dessen Online-Anteil von fünf auf 65 Prozent kletterte. Im Laden sei es indes "genauso gemütlich wie in jedem anderen Tante-Emma-Laden", berichtet er. Dort können sich die Kunden beim Kaffeetrinken auf dem Smartphone ihre Waren aussuchen und sie dann an der Ladenkasse abholen.
Mit aufgebaut hat er das Pilotprojekt "Online City Wuppertal", an dem sich inzwischen mehr als 50 Einzelhändler beteiligen. "Die stationären Händler können nicht mehr darauf setzen, dass die Leute in die Läden kommen", erläutert Haderlein. Da brauche es einen Rollenwandel und größeren Zusammenhalt unter den Einzelhändlern. Um dies zu erreichen, gab es zunächst zahlreiche Schulungen und Seminare für die Geschäftsinhaber.
Sie präsentieren sich inzwischen auf einem lokalen Online-Marktplatz. Dort stellen sie allerdings nicht nur ihr Sortiment mit Hunderten von selbst fotografierten Produkten ein, sondern präsentieren sich auch mit ihrem Gesicht als örtliche Händler: "Das ist ein großer Unterschied", erklärt Haderlein: "Das Vertrauensverhältnis ist ein ganz anderes als bei einem anonymen Online-Händler."
Entscheidend für die heutigen Konsumenten sei die schnelle Verfügbarkeit der Produkte. Deshalb liefern die Wuppertaler ihre Waren schneller als Amazon am gleichen Tag kommen die Kuriere, die Tüten anstelle von Paketen bringen. Auf diese Weise haben die Einzelhändler auch keine Probleme mit Rücksendungen. Wem die Ware nicht gefällt, der bringt sie selbst wieder ins Geschäft. Bei den Einkäufen, die über den Online-Marktplatz abgewickelt werden, müssen die Einzelhändler acht Prozent des Nettowerts abgeben. Allerdings ist der Anteil des Online-Handels insgesamt noch niedrig. Der eigentliche Vorteil des virtuellen Marktplatzes liegt in den Wechselwirkungen: Er bringt wesentlich mehr Kunden in die Läden.
Dramatisch, gefühlvoll, offen für Improvisation
Jazz-Highlight & Verlosung: Omer Klein Trio am 20. März im Rathaus Gießen Foto: Simon Hegenberg
Mit "Fearless Friday, seinem sechsten Album, stellt der renommierte Jazzpianist Omer Klein sein neues Trio mit Bassist Haggai Cohen-Milo und dem Schlagzeuger Amir Bressler vor. Alle drei Musiker stammen aus Israel, Klein und Cohen-Milo gingen wie so viele den Umweg über New York. Die drei verbindet eine langjährige, tiefe Freundschaft.
Seit Ende 2013 tourt dieses Trio gemeinsam um die Welt und entwickelt so in zahlreichen Konzerten und Proben ihre eigene gemeinsame musikalische Sprache. Israel, das Land, dem wir zum Beispiel Avishai Cohen zu verdanken haben, hält Klein für "One of the most fascinating artists that have emerged from this country in the last decade" (City Mouse, Tel Aviv).
Die Kompositionen sind teilweise angelehnt an hebräisch-arabisch volkstümliche Musik oder klassischer kraftvoller Jazz dramatisch, gefühlvoll, offen für Improvisation. Omer Klein selbst, sieht sich mit diesem Trio am Ziel seines musikalischen Weges angekommen: "I feel that this trio, on this record, has reached the climax of whatI've been trying to achieve with my music in the recent years: each song having a strong atmosphere and a distinct character, and each improvisation being open, fearless, daring, taking chances, embracing mystery and surprise."