Haste Töne
Konzertreihe "trugschluss" / Nächstes Konzert 2. Februar Foto: kro
Zeitgenössische Musik an ungewöhnlichen Orten, in der Alten Mensa oder im Museum: Mit diesem Konzept ist die von Studierenden organisierte Reihe "trugschluss" seit einem Jahr in Marburg erfolgreich. Markus Treier und Juliane Busse vom Organisationsteam berichten, was gut funktioniert hat und wie es dieses Jahr weiter geht.
EXPRESS: Seit einem Jahr organisieren Sie mit "trugschluss" an ungewöhnlichen Orten Konzerte mit experimenteller zeitgenössischer Musik. Was ist ihr Fazit nach vier Konzerten?
Markus Treier: Das es funktioniert! Wir hatten im Herbst 2013 die Idee zu der Konzertreihe, weil wir fanden, dass in Marburg ein Format fehlt, in dem experimentelle zeitgenössische Musik unkonventionell präsentiert wird. Deshalb wollten wir Künstler nach Marburg holen, die normalerweise nicht hierher kommen und die hier auch Uraufführungen spielen.
Wir wussten nicht, ob genug Leute zu den Konzerten kommen. Das war für uns ein riesengroßes Fragezeichen. Aber schon das erste Konzert war voll und die anderen, abgesehen vom zweiten, das allerdings auch gut besucht war, waren ebenfalls ausverkauft. Das hat uns sehr gefreut.
Am Anfang hat sich das Publikum hauptsächlich aus den Kunst,- Musik- und Medienstudiengängen gespeist. Inzwischen merkt man aber, dass auch anderes Publikum kommt.
EXPRESS: Das heißt, es gibt in Marburg ein wachsendes Interesse für zeitgenössische Musik ...
Juliane Busse: Der Kreis öffnet sich, die Konzerte kommen immer besser an in Marburg, haben wir das Gefühl.
Unser Bestreben ist nicht nur die Musik zu präsentieren, sondern einen Dialog zwischen dem Publikum und den Künstlern entstehen zu lassen. Um diese zeitgenössische Musik, die vielleicht etwas schwer zugänglich ist und mit der viele normalerweise nicht konfrontiert werden, dem Publikum nahe zu bringen.
Zu jedem Konzert kommen deshalb nicht nur die Musiker sondern auch mindestens einer der Komponisten. Und auch da haben wir die Erfahrung gemacht, dass dies bisher ganz gut funktioniert. Dass die Zuhörer und die Künstler durch die Art der Konzerte zusammenfinden, durch die Möglichkeit, dass man hinterher sich locker treffen und diskutieren, ein Bier mit dem Künstler zusammen trinken kann.
EXPRESS: Wie wichtig sind die Räume, in denen die Konzerte stattfinden?
Juliane Busse: Eine Idee war, dass wir diese zeitgenössische Musik, die sich dem, was viele Konzertbesucher normalerweise erwarten, entzieht, auch in besonderen Räumlichkeiten präsentieren müssen und nicht im klassischen Konzertsaal. Und dass diese ungewöhnlichen Konzertorte für das studentische Publikum besonders attraktiv sind.
Markus Treier: Wir wollten vom Anfang an kein passives Publikum, das sich hinsetzt und sich dann einfach berieseln lässt. Wir stellen daher bewusst keine Stühle. Für uns ist wichtig, dass sich das Publikum selber einrichten kann und es keine Barriere zu den Künstlern gibt. Und das wollten wir von Beginn an auch dadurch erreichen, dass wir für Konzerte eher unübliche Orte auswählen, an denen man gar nicht erwartet, sich im Besuchersessel zurückzulehnen.
EXPRESS: Was erwartet uns bei den nächsten Konzerten?
Juliane Busse: Das "konzert #fünf" hat "Unfälle und Fehlersuche" im Untertitel und wird ein Porträtkonzert sein. Der Komponist Martin Schüttler, der auch an der Philipps-Universität gelehrt hat, steht im Mittelpunkt. Zwei weitere Musiker mit Akkordeon und Saxophon sind dazu eingeladen. Dabei wird es auch eine Laptop-Performance geben, bei der der Komponist selber auftritt.
Markus Treier: Für das "konzert #sechs" im Mai gehen wir raus in die Stadt. Dazu werden wir die Internationale Ensemble Modern Akademie aus Frankfurt nach Marburg holen.
Zusammen mit den Studierenden aus der Akademie stellen wir in Marburg einen Spaziergang mit mehreren musikalischen Stationen in der Altstadt auf die Beine. Die Stationen können wir noch nicht verraten, da arbeiten wir gerade dran.
Hochkarätig
Quadrivium Markus Stockhausen am 23. Januar im Gießener Rathaus
Die neue Konzertreihe "o-tone sessions" will jährlich etwa 7-8 hochklassige Künstler aus den Kategorien Jazz/Weltmusik/Singer-Songwriter zu Auftritten im Hermann Levi Saal des Kulturrathauses einladen. Den Auftakt macht am Freitag, 23. Januar, die Formation Quadrivium um Trompeter Markus Stockhausen. Weiter geht es am 20. März mit dem Omer Klein Trio und am 17. April mit Simin Tander.
Quadrivium Markus Stockhausen
Markus Stockhausen gilt als einer der besten Trompeter Deutschlands. Im Schnittfeld von Jazz, Klassik, Neuer Musik und elektronischen Experimenten forscht er unablässig nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Gleichermaßen erprobt als Klassik- und Jazzsolist (u.a. mit Arild Andersen, Patrice Héral, Gary Peacock, Dhafer Youssef, Ferenc Snétberger, Tara Bouman, Joey Baron uvm.) glänzt er als Improvisator mit einem Maximum an Disziplin und Technik und einer unvergleichlichen melodischen Erfindungskraft.
Seit 2004 tritt er im Trio mit dem Pianisten Angelo Comisso und dem Perkussionisten Christian Thomé auf. Die Musik des Trios ist eine gelungene Synthese zwischen dem aktuellen Jazz und der europäischen Kunstmusik. In den Kompositionen von Stockhausen und Comisso bilden sich harmonische Verflechtungen von Komposition und Improvisation, die eine große Tiefe, aber auch eine Leichtigkeit, etwas Spielerisches und zuweilen Humorvolles entstehen lassen.
Quadrivium baut auf die Erfahrungen des Trios auf und integriert nun den Klangreichtum des Cellovirtuosen Jörg Brinkmann.