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Thema der Woche | 29. Oktober 2015

Die andere Perspektive

Im Rollstuhl durch Burma: Interview mit "Globerolli" Andreas Pröve / Lichtbildshow am 3.11.

Express: Wie schwierig ist es, sich mit einem Rollstuhl durch Burma zu bewegen?

Andreas Pröve: Eine Reise durch Burma ist an sich schon ein Abenteuer. Im Rollstuhl bekommt das Ganze noch eine weitere Dimension, denn ohne die tatkräftige Hilfe der Burmesen scheitere ich überall da, wo Stufen sind. Das bedeutet, ich hatte auf meiner über 3000 Kilometer langen Reise immer intensiven Kontakt zu Bevölkerung, weil ich die Burmesen um Hilfe bitten musste. Man kann das durchaus als Vorteil sehen, denn der Rollstuhl ist in vielen Situationen ein Mittel zur Kontaktaufnahme. Er gibt mir die Chance, einen tiefen Einblick in das Leben der Menschen, in ihre Kultur, die Religion und ihren Alltag zu bekommen.

Express: Wenn man in ihre Biographie schaut, scheint es, als liebten Sie es, insbesondere in Länder zu reisen, die wenig bis gar nicht Rollstuhlfahrer-freundlich/gerecht sind ...

Andreas Pröve: So scheint es tatsächlich. Allerdings reise ich auch durch Länder wie die USA und durch Deutschland, was übrigens die USA in Bezug auf Barrierefreiheit inzwischen überholt hat. Aber Rollifreundlichkeit soll für mich kein Kriterium sein, wenn ich mich entscheide, wohin es gehen soll. Herzblut treibt mich und unbändige Neugier auf andere Kulturen. Wenn es dann eben hinauf nach Tibet geht, nach China oder Burma, wo Barrieren an der Tagesordnung stehen, dann ist das eben so. Ich kann natürlich meinen Rolli modifizieren und vieles den Örtlichkeiten anpassen. So bin ich in der Lage, ihn erheblich schmaler zu machen, ohne auszusteigen, habe eine Toilette eingebaut und einen Zusatzantrieb. Fehlt nur noch ein Dach darüber und einen Klappmechanismus um eine Liege daraus zu machen, ich hätte das wohl kleinste Wohnmobil.

Express: Trotz aller Schwierigkeiten, die eine Rollstuhlreise mit sich bringen kann, war Ihre Reise nach Burma offenbar ein faszinierendes Erlebnis.

Andreas Pröve: Ja, Burma ist etwas ganz Besonderes. An erster Stelle steht natürlich die Liebenswürdigkeit des burmesischen Volkes. Dazu kann Myanmar mit einer Reihe an Superlativen aufwarten, die allein schon eine Reise wert sind. Ganze Felsen werden vergoldet, ich sah die längste Buddhastatue der Welt, sie misst von Kopf bis Fuß 180 Meter, bin über die längste Holzbrücke der Welt gerollt und stand vor dem weltweit zweithöchsten Buddha, ein Gigant von 130 Metern Höhe. Auf meiner Reise bin ich auch in das Wasserfest geraten, das burmesische Neujahr. Man kennt das aus Thailand. Den Burmesen dagegen reicht es nicht, sich gegenseitig eimerweise Wasser über den Kopf zu schütten, sie greifen zu Feuerwehrschläuchen. Dann ist in Burma Monsun, für vier Tage. Auf mich hatten sie es besonders abgesehen. Der Spaß hat mich eine Kamera und ein Smartphone gekostet. Aber das war es mir wert.

Express: Sie versuchen auf Ihren Reisen oft, soziale Projekte zu besuchen.

Andreas Pröve: Wenn ich eine Reise plane, beschäftige ich mich vorher intensiv mit der Geschichte, der Kultur, den Religionen und den politischen Verhältnissen dort. Unweigerlich stößt man dabei auf Schattenseiten wie Kinderarbeit in Indien, Kinderprostitution in fast allen asiatischen Ländern und schlechte Schulversorgung. Blindgänger aus Streubomben, die im Vietnamkrieg auch über Laos und Kambodscha abgeworfen wurden, stellen heute noch eine akute Gefahr für Kinder dar, die danach greifen. Hilfsprojekte, in denen Kindern geholfen wird besuche ich nicht nur, ich binde sie auch in meine Show ein, um mein Publikum diesbezüglich zu sensibilisieren.

Express: Sie haben eine besondere Beziehung zum Planetview-Team ...

Andreas Pröve: Ja, das stimmt. Ich finde toll, dass die Gruppe mit ihren Veranstaltungen immer wieder dafür wirbt, den Schwachen dieser Welt zu helfen. Das von Planetview mit aufgebaute Malaika-Waisenhaus in Kenia unterstütze ich regelmäßig. Als ich kürzlich vom Planetview-Team hörte, dass eines der Waisenkinder dringend einen faltbaren Rollstuhl benötigt, um zur Schule zu kommen, habe ich mich sofort bereiterklärt, zu helfen. Ich weiß, wie schwierig es in ärmeren Ländern für 'Rollstuhl-Kinder' ist, eine vernünftige Bildung zu bekommen. Manchmal liegt es schlicht daran, dass ein tauglicher Rolli fehlt. Ich habe nun dem Planetview-Team geholfen, einen Rollstuhl für die Kleine zu besorgen.

Interview: Georg Kronenberg

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