Offene Oase
Vier Fragen an das Mehrgenerationenhaus
Im Trubel in der vorweihnachtlichen Oberstadt bietet das Mehrgenerationenhaus am Lutherischen Kirchof vielfältige Angebote zum Innehalten und Atemholen. Christina Gerdes vom Mehrgenerationenhaus über das Angebot:
Express: Was ist die Idee hinter dem Marburger Mehrgenerationenhaus?
Gerdes: Das Mehrgenerationenhaus in der Oberstadt ist seit 2007 Treffpunkt und lebendiger Begegnungsraum von Menschen. Von Säuglingsgruppen über Meditationsangebote bis hin zu einem offenen Café für Menschen mit und ohne Demenz finden hier regelmäßig zahlreiche Angebote statt, in denen Menschen sich treffen, austauschen, anfreunden. Auch ist das Mehrgenerationenhaus eine Plattform gesellschaftlichen Engagements als Gastgeber von Vereinen, Selbsthilfegruppen und ehrenamtlichen Engagement von Marburger Menschen.
Express: Gibt es neue gesellschaftliche Herausforderungen an das Mehrgenerationenhaus?
Gerdes: Ja. So hat Marburg z.B. durch die Universität einen recht hohen Anteil an jungen Menschen und Familien mit kleinen Kindern, aber keine vergleichbare große Großelterngeneration. Früher in Großfamilien war gegenseitige Hilfe selbstverständlich. Wir erleben hier einen zunehmenden Bedarf nach Kinderbetreuung, die individuell organisiert sein soll. Unser Projekt "Wahlgroßeltern Wunschenkel" mussten wir bspw. einstellen, als die Nachfrage nach "Großeltern" das Angebot an diesen um das Vierfache übertraf. Auch die Frage des Willkommens zu uns kommender Flüchtlinge ist bei uns präsent. So überlegen wir im Moment z.B., wie wir das jeden Sonntag stattfindende Familiencafé vermehrt auch für Flüchtlingsfamilien attraktiv machen können.
Express: Wie schaffen die Mehrgenerationenhäuser es, alle Generationen gleichermaßen einzubinden?
Gerdes: Hauptsächlich schaffen die Generationen das selbst! Wir müssen "nur" Möglichkeiten zur Begegnung schaffen. Das machen wir z.B. über unsere "Offene Oase", ein öffentliches Wohnzimmer, in dem vormittags junge Mütter nach dem Krabbelkurs noch gemeinsam mit ihren Kindern spielen können. Oder wo nachmittags ein offenes Handarbeitscafé stattfindet. Außerdem schaffen wir Begegnungsmöglichkeiten über gemeinsame Interessen, wie zum Beispiel beim Handarbeiten: Wer hat früher nicht von seiner Oma handarbeiten gelernt? Auch Kooperationen mit verschiedenen Kirchengemeinden und Selbsthilfeorganisationen sind Bausteine, die dafür sorgen, dass alle Generationen integriert werden. Und wie schon erwähnt stellen wir Raum und Zeit zur Verfügung, wenn Menschen sich bei uns treffen und etwas miteinander tun wollen.
Express: Gibt es aktuell im Dezember im Mehrgenerationenhaus noch etwas Besonderes?
Gerdes: Unsere "Offene Oase" ist mit seinen gemütlichen Sofas montags bis donnerstags von 10-17 Uhr für Menschen geöffnet, die Station machen wollen, im Einkaufstrubel mit oder ohne Kinder innehalten möchten. Kinder können montags von 14.30-17.30 Uhr in die offene Kinderbetreuung "Rappelkiste" gebracht werden. Das nutzen Eltern, um etwas zu erledigen oder einfach in Ruhe Weihnachtseinkäufe zu machen. In der Vorweihnachtszeit laden wir montags von 15-17 Uhr zum Spielen, Lachen, Erzählen und Basteln ein. Und selbstverständlich sind Groß und Klein bei den sonntäglichen Familiencafés ab 15.30 Uhr willkommen z.B. am 29.11. mit Bienenwachskerzengießen und am 6.12. mit dem Bilderbuchkino.
Das Mehrgenerationenhauses wird von der Evangelischen Familien-Bildungsstätte organisiert und mit Mitteln des Bunds und der Stadt Marburg finanziert. Info 06421/175080 oder www.fbs-marburg.de / Mehrgenerationenhaus Marburg, Luth. Kirchhof 3
Interview: Kornelia Ediger