Erschreckend aktuell
"Wir sind jung. Wir sind stark." über die Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen / Sondervorstellung mit Drehbuchautor Foto: Zorro-Film
Aus fremdenfeindlichen Pöbeleien wird eine erschreckende Gewaltorgie: Mehrere hundert Jugendliche setzen unter den Augen von Fernsehkameras und Journalisten aus aller Welt und dem Beifall und Anfeuerungsrufen von über 3000 Zuschauern ein Asylbewerberheim in Brand, in dem sich zu diesem Zeitpunkt noch 120 Vietnamesen sowie Sozialarbeiter, Wachschutzarbeiter, Aktivisten der Antifa, der Ausländerbeauftragte der Stadt Rostock und ein Fernsehteam befinden. Die Polizei hat sich zurückgezogen, die Feuerwehr wird von den Zuschauern nicht zum Haus durchgelassen.
Die sogenannte "Brandnacht" von Rostock war der Höhepunkt von fünftägigen bürgerkriegsähnlichen fremdenfeindlichen Ausschreitungen im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen.
Der heute gespenstisch aktuell wirkende Spielfilm "Wir sind jung. Wir sind stark." erzählt von den Anschlägen im Sommer 1992.
Der Film zeigt eindringlich und beängstigend realistisch, wie eine Gesellschaft in einer lauen Sommernacht moralisch gegen die Wand fährt. Mit Feingefühl und Sensibilität folgt Regisseur Burhan Qurbani dem schmalen Grat zwischen Verlust von Identität und der daraus resultierenden Flucht in eine Ideologie, die vermeintlich eine Perspektive verspricht. Mutig zeichnet der Regisseur das Bild einer verlorenen Generation und das moralische Versagen der Gesellschaft, sich um die Menschen zu kümmern.
"Ich war noch sehr jung, als die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen stattfanden", berichtet der 1980 in Erkelenz als Sohn afghanischer Eltern geborene Regisseur. Qurbani: "Ich kann mich aber sehr lebhaft an die Bilder erinnern. Die haben sich eingebrannt, die habe ich verinnerlicht: Das Feuer, die Randalierer und die Schaulustigen, ungefähr 3000 an der Zahl, und ihnen gegenüber unterbesetzte und vollkommen überforderte Polizisten. "Bürgerkriegsähnliche Zustände" wurde das genannt.
Ich kann mich erinnern, dass ich mich plötzlich sehr fremd gefühlt habe. Hier, in Deutschland, wo ich geboren und aufgewachsen bin. So wie ein Alien fremd ist: ungewollt, von einem andern Stern. Ich glaube, dass ich zu dieser Zeit mein Ausländersein verstanden habe. Nichtwillkommensein. Der Grund unter meinen Füssen war plötzlich brüchig. Eine erste Infragestellung von Heimat."
Fernweh
9. Marburger Lichtbildfestival 6. bis 8. Februar im KFZ Foto: David Lohmüller
Das planetview-Team präsentiert wieder ein Fest der Bilder und Geschichten und entführt die Besucher in sieben Lichtbildshows hinaus in die Welt. Profi-Fotografen stellen an drei Tagen auf Großbildleinwand ihre Reisereportagen vor. "Bei den diesjährigen Veranstaltungen ist für alle etwas dabei: für Jung und Alt, für Natur- und Outdoor-Begeisterte, für Fahrradfahrer und Wanderer, für Bergsteiger und Kletterer, für Foto- und Kulturinteressierte", sagt planetview-Teamleiter Geert Schroeder. Aus dem Programm:
Panamericana mit dem Rucksack entlang der Traumstraße Amerikas
David Lohmüller berichtet von einer abenteuerlichen Rucksackreise entlang einer der schönsten Strecken der Welt. "Den gesamten amerikanischen Doppelkontinent zu durchqueren, nahm vier Monate in Anspruch", sagt der Freiburger. Von den sonnigen Metropolen Kaliforniens, über die einsamen Basthütten in der Karibik, vorbei an den sagenumwobenen Mayatempeln Mexikos, bis ins weit entfernte Patagonien mit seinen phantastischen Landschaften.
Fr., 6.2.2015, 19:30 Uhr
Island die Insel aus Eis und Feuer
Filmemacher Stefan Erdmann ist mehr als 30.000 Kilometer in allen Regionen der Insel im Norden Europas mit dem Geländewagen unterwegs gewesen, ist hunderte Kilometer in einem Ultraleicht-Flugzeug über die Insel geflogen und hat auch zu Fuß das Hochland über viele Tage erwandert. Hierbei hat er die "Insel aus Feuer und Eis" in manch atemberaubenden und sagenhaften Momenten intensiv erlebt. Die Essenz dieser Aufnahmen hat Erdmann kunstvoll zusammengefasst.
Sa., 7.2.2015, 14 Uhr
Marokko Perle des Maghreb
Zeugnisse der maurischen Herrschaft beiderseits der Meerenge von Gibraltar zeigen den Einfluss Arabiens auf Europa und die gegenseitige Befruchtung der Kulturen. Im islamischen Al Andalus blühten einst die Wissenschaften, forschten berühmte Ärzte, wurden die Texte der Philosophen der Antike ins Arabische übersetzt und dadurch vor der Zerstörung gerettet. Von Marrakesh bis Granada folgt Kay Maeritz der Route der Almoraviden: von den Souks der alten Königsstadt, durch den Hohen Atlas bis zur Meerenge von Gibraltar und weiter durch die Sierras Andalusiens nach Córdoba und Granada.
Sa., 7.2.2015, 17 Uhr
Bhutan das Königreich des Glücks
Mit etwa 100 Kilo Kamera-Equipment über viele Wochen durch Bhutan zu reisen ist nicht nur eine logistische und körperliche Herausforderung, sondern auch ein Privileg, denn nur wenigen Touristen ist die Einreise nach Bhutan möglich. Durch einen guten Freund war es Stefan Erdmann möglich, frei durch das Land zu reisen. Aus dem entstandenen Filmmaterial hat der Filmemacher eine sensible Dokumentation erarbeitet.
Sa., 7.2.2015, 20 Uhr
Schweden und Norwegen im Norden Europas
Zahlreiche Reisen führten Sandra Butscheike und Steffen Mender nach Norwegen und Schweden. Immer wieder zieht sie die unendliche Weite, die Stille und die Kraft der Elemente in ihren Bann. Auf Trekking- und Kanutouren erfreuen sich Mender und Butscheike an glasklaren Flüssen, donnernden Wasserfällen und spiegelglatten Seen. Atemberaubend sind die gewaltigen Gletscher. In freier Wildbahn beobachten Mender und Butscheike Elche, Rentiere, Papageientaucher und Moschusochsen. Doch sie sind nicht nur in der Natur: Auch das Flair skandinavischer Städte genießen sie.
So., 8.2.2015, 14 Uhr
Zwei nach Shanghai mit dem Fahrrad von Berlin nach Shanghai
An einem verregneten Tag im April machen sich die eineiigen Zwillinge Paul & Hansen Hoepner auf: Sie wollen auf dem Landweg gen Osten radeln, nach Shanghai. Die Reise führt die beiden durch Polen und Russland, durch die Hitze und Einöde der Steppe Kasachstans, durch die bizarr-schöne Landschaft von Kirgistan, durch den Himalaya auf über 5000 Meter hohe Pässe, um schließlich nach mehr als 13.000 Kilometern und sieben Monaten Fahrtzeit in der Millionen-Metropole Shanghai in China anzukommen.
So., 8.2.2015, 17 Uhr
Serengeti die Universalfilm-Naturdokumentation
Die Serengeti stellt ein weltweit einmaliges Ökosystem dar. Hier beeindruckt eine schier endlose Savanne und die Vulkanwelt des Weltnaturerbes. Und hier findet jährlich eine der letzten großen Tierwanderungen des Planeten statt. In wunderbaren Bildern fängt die Dokumentation das Leben und die Bewohner dieser einzigartigen Landschaft ein.
So., 8.2.2015, 20 Uhr