Freitag, 19. April 2024
Thema der Woche | 9. Juni 2016

Durch die Wand im Kopf

Neuntes Marburger Bildungsfest / 16. bis 19. Juni

Für vier Tage verwandeln sich die Marburger Lahnwiesen gegenüber der Mensa in eine bunte Zeltstadt. Unter freiem Himmel erwartet die Besucher des neunten Marburger Bildungsfest ein vielfältiges Programm mit zahlreichen Workshops, Ausstellungen, Diskussionen, Mitmach-Aktionen und vielem mehr. "Durch die Wand im Kopf" ist das Motto des diesjährigen Festes. Das bedeutet für das junge Organisationsteam unter anderem, eingefahrene Denkmuster zu erkennen und Barrieren durch Umdenken und verändertes Handeln zu überwinden. Im Mittelpunkt stehen Themen aus Gesellschaft, Umwelt und Bildung. Ob gezielte Teilnahme an einem Workshop oder ein spontaner Abstecher auf das Festgelände bei einem Stück Kuchen und Musik – für alle soll etwas dabei sein. Mit leckerem Essen sowie einem gemütlichen Feuerzelt und Abendprogramm mit Musik kommt auch der Festcharakter nicht zu kurz.

Los geht es am Donnerstag um 18 Uhr mit der Eröffnung durch das Organisationsteam, anschließend wird mit Musik in das Kulturprogramm eingestimmt. Neben zahlreichen Infoständen von lokalen Initiativen und festlicher Atmosphäre können sich Interessierte zum Beispiel am Freitag zwischen 15 bis 17 Uhr von Mitarbeitern des Radio Unerhört Marburg erklären lassen, wie das Radiomachen funktioniert oder sich sogar selbst als Radiomoderatoren versuchen. Sprachinteressierte haben die Möglichkeit von 16 bis 17.30 Uhr an einem Schnupperkurs der Plansprache Esperanto teilzunehmen. Auch außerhalb der Zeltstadt gibt es Mitmach-Angebote. Am Samstag ab 13.50 Uhr können Naturfreunde zum Beispiel an einer Kräuterwanderung teilnehmen an deren Ende die sie einen Tee oder eine Salbe mit den eigens gesammelten Pflanzen mischen dürfen. Am Sonntag gibt es einige Veranstaltungen zum Thema Inklusion. Unter anderem einen Workshop mit David Lebuser, Deutschlands erfolgreichstem Rollstuhlskater. Der Extremsportler bietet Rollstuhltraining für alle Interessierten an. Außerdem ist Mestra Janja, die Meisterin des brasilianischen Kampftanzes Capoeira aus Brasilien zu Besuch auf dem Bildungsfest. Um 15 Uhr hält sie am Sonntag einen Vortrag zu dem Thema afrobrasilianische Kampfkunst gegen Rassismus und Sexismus.

Kinder sind zu allen Aktionen eingeladen, sie können außerdem das komplette Wochenende beim Papierschöpfen und Blütenschminken mitmachen. Am Sonntag können junge Besucher unter anderem Gießkannen selber bauen, sich im Gärtnern versuchen oder als kleine Zirkusartisten aktiv werden.

Zum Entspannen oder Mittanzen treten Donnerstag und Freitag ab 20 Uhr sowie Samstag und Sonntag ab 19 Uhr Bands der unterschiedlichsten Genres auf: von Sambanana mit Samba-Funk und westafrikanischen Rhythmen am Freitag über Fellaws Kingdom mit Ska am Samstag bis zur Open Stage mit der Country-/ Folk-Sängerin Pearl zum Abklingen am Sonntag.

Enstanden
... ist das Bildungsfest im Rahmen von Hartmut Bölts' Seminaren zu einer Bildung zur nachhaltigen Entwicklung. Im Jahr 2007 entstand im Dialog mit den Studierenden die Idee zu einer Veranstaltung, die den Aspekt der Bildung und Entwicklung alternativer Bildungskonzepte mit der Unbeschwertheit eines Festes vereint. Seit dem wird das Bildungsfest jährlich durch Studierende und andere sich Engagierende organisiert und in Zusammenarbeit mit Initiativen und motivierten Einzelpersonen umgesetzt.
Das Programmheft für das Bildungsfest 2016 liegt gratis zum Mitnehmen in mehreren Marburger Geschäften und öffentlichen Einrichtungen aus. Weitere Infos zum Bildungsfest und zu Programmänderungen unter der Facebookgruppe "Bildungsfest Marburg" oder unter www.bildungsfest-marburg.de

Jernnifer Loll

Thema der Woche | 9. Juni 2016

Unterstützung für Multikulti im Nationalteam

Umfrage vor der Fußball-EM: Hautfarbe der Spieler ist kein Thema – Foto: Torsten Bogdenand / Pixelio.de

In Zeiten umstrittener und teilweise rassistischer Äußerungen im Zusammen­hang mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zeigt eine aktuelle Studie der Justus-Liebig-Universität (JLU), dass die Hautfarbe der Spieler für die Mehrheit der Deutschen keine Rolle spielt. Die Untersuchung erfolgte im Rahmen des Forschungsprojekts "Sportliche Großereignisse und die kollektive Identifikation der Bürgerinnen und Bürger" unter Federführung von Prof. Michael Mutz vom Institut für Sportwissenschaft der JLU.

Prof. Mutz legt die aktuellen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage vor und zieht das ebenso eindeutige wie erfreuliche Fazit: "Die Deutschen messen der Hautfarbe der DFB-Spieler überhaupt keine Bedeutung bei."

In einer deutschlandweiten und repräsentativen Umfrage in der erwachsenen Bevölkerung, die in Zusammenarbeit mit dem Berliner Meinungs­forschungs­institut Infratest dimap im Mai 2016 durchgeführt wurde, ging es unter anderem um die Frage, ob Sportler mit einer bestimmten Eigenschaft Deutschland in einer Nationalmannschaft vertreten können oder ob sie eher nicht in eine deutsche Nationalmannschaft berufen werden sollten. Die Ergebnisse zeigen, wie Prof. Mutz erläutert, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten die Ansicht vertritt, dunkelhäutige Sportler können Deutschland gut repräsentieren. Nur für eine sehr kleine Minderheit von sechs Prozent wäre die Hautfarbe ein Ausschlusskriterium. Für kein anderes der abgefragten Merkmale ist das Meinungsbild eindeutiger.

Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: "Die Vielfalt an ethnischen und kulturellen Hintergründen im DFB-Team wird in der Bevölkerung begrüßt und nicht abgelehnt", sagt Prof. Mutz. Zugleich zeigten die Ergebnisse aber auch, dass es für die meisten Deutschen nicht völlig beliebig ist, welche Spieler die Nation bei einem wichtigen Turnier vertreten. Das geringste Verständnis würden die Befragten einem Sportler entgegenbringen, der "extreme politische Ansichten" vertritt. In diesem Fall sprechen sich mehr als drei Viertel (76 Prozent gegen die Nominierung für ein Nationalteam aus. Ebenfalls skeptisch wären die Deutschen, wenn sich ein Sportler "noch stärker mit einem anderen Land verbunden fühlt" oder "schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist". In beiden Fällen wäre eine Mehrheit der Ansicht, dass diese Sportler Deutschland nicht gut repräsentieren könnten. Darüber hinaus erwarten rund vier von zehn der Befragten (38 Prozent) von den Nationalspielern, dass sie Deutsch sprechen können. Geburtsort, Abstammung und Hautfarbe haben die geringste Bedeutung.

Alles in allem ist die Akzeptanz der deutschen Fußballnationalmannschaft in der Bevölkerung sehr hoch, resümiert der Gießener Sportwissenschaftler.

Zwei Drittel der Deutschen (65 Prozent) identifizieren sich laut seiner Umfrage "sehr" oder "etwas" mit dem DFB-Team. Von den Menschen mit Migrations­hintergrund, die in Deutschland leben, kann sich jeder Zweite mit der Fußball­nationalmannschaft identifizieren (53 Prozent). Gerade die Vielfalt an ethnisch-kulturellen Hintergründen, die die Spieler der DFB-Elf mitbringen, sei ein wichtiger Faktor dafür, dass sich Migranten ebenfalls repräsentiert fühlen, so der Sportwissenschaftler.

Prof. Michael Mutz
... hat seit April 2016 die Professur für Sozialwissenschaften des Sports an der JLU inne. Er leitet an der JLU das Forschungsprojekt "Sportliche Großereignisse und die kollektive Identifikation der Bürgerinnen und Bürger". Seine Forschungs­schwer­punkte liegen in den Bereichen Bildungs- und Sozialisations­leistungen des Sports, Diversität und Interkulturalität im Sport sowie Rezeption von sportlichem Erfolg in der Öffentlichkeit.

pe/kro

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