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Thema der Woche | 16. Februar 2017

Hilferuf

Marburgs Kulturschaffende machen gegen Kürzungen mobil
Foto: Kronenberg

Mit ihrem breiten kulturellen Angebot braucht sich die Universitätsstadt Marburg nicht hinter dem größerer Städte verstecken: Mit KFZ, Waggonhalle und G-Werk hat die Stadt drei Kulturzentren. Neben dem Hessischen Landes­theater gibt es freie Theater, eine rege Jazzinitiative, zwei junge Sinfonie­orchester, ein Krimifestival, ein Kurzfilmfestival, den Kunstverein und etliche weitere kulturelle Initiativen und Angebote: Eine kulturelle Vielfalt, mit der beispielsweise die benachbarte Unistadt Gießen nicht mithalten kann, trotz Zehntausend Einwohnern mehr.

Doch dieses Kulturangebot, ist aus der Sicht vieler Marburger Kultur­schaf­fender akut gefährdet: Um das Minus im städtischen Haushalt zu reduzieren, wird auch der Kulturetat gekürzt. Das hat für die Marburger Kulturszene einschneidende Folgen", sagt Theatermacher Rolf Michenfelder vom "german stage service". Um 12 Prozent – 9360 Euro – solldie Förderung für das Theater laut Michenfelder gekürzt werden: "Wenn das durchkommt müssen wir einen von vier Mitarbeitern wegschicken und einem zweiten wesentlich weniger bezahlen. Wir können bei Einsparungen nur beim Personal ansetzen. Unsere Bühnenbilder kosten ja fast nichts."

Um rund 18.000 Euro werde die Förderung für die Musikschule Marburg gekürzt, berichtet Musikschulleiter Knut Kramer. Die Schule habe deshalb die Kursgebühren um 3 Prozent erhöhen müssen. Kramer: "Wir sind dadurch jetzt eine der teuersten Musikschulen in Hessen." Beim KFZ, dessen Förderung wegen des Umzugs in die neuen, größeren Räume im Erwin-Piscator-Haus 2016 auf 297.500 Euro deutlich erhöht wurde, werden in den nächsten zwei Jahren insgesamt knapp 36.000 Euro gestrichen. "Dann müssen wir die Handbremse anziehen", sagt Gero Braach vom KFZ.

Beim Hessischen Landestheater wird in den nächsten zwei Jahren um jeweils 6 Prozent gekürzt. "Die Ankündigung der Stadt könnte zur Folge haben, dass die Landesregierung ihren Anteil ebenfalls kürzt", befürchtet Intendant Matthias Faltz, da das Landestheater von Land und Stadt gemeinsam finanziert werde.

12 Prozent würden bei der Kunstwerkstatt weggestrichen, sagt Ulrike Spies. Sie befürchtet: "Diese Kürzungen können für viele Kulturinitiativen lebens­be­droh­lich sein." Die Einsparungen im Kulturetat könnten nur wenig zu Sanierung des städtischen Haushalts beitragen – aber viel von dem Kulturangebot in Marburg zerstören. Ähnlich sieht das Landestheater-Intendant Faltz, der die Kürzungen für "einfach unvernünftig" hält.

"Die Wertschätzung für unsere Arbeit fehlt", klagt Matze Schmidt von der Waggonhalle. Schließlich leisteten die Kulturschaffenden mit viel Engagement trotz niedriger Löhne einen wichtigen Beitrag für die Lebensqualität in der Stadt. "Seit 35 Jahren arbeite ich für einen Apfel und ein Ei. Nur für einen Apfel geht nicht", unterstreicht Theatermacher Rolf Michenfelder. Mit 1100 Euro Brutto könne man auch kaum dem Nachwuchs im Kulturbereich eine Pers­pek­tive bieten, so Michenfelder. "Unsere durchschnittliche Rentenerwartung liegt bei 699 Euro im Monat, wenn wir bis zum Ende arbeiten", rechnet Gero Braach vom KFZ vor. "Einer Szene, in der es bereits viele prekäre Arbeitsverhältnisse gibt noch etwas wegzunehmen, das tut schon sehr weh", sagt Ulrike Spies von der Kunstwerkstatt.

Kulturdezernentin Kerstin Weinbach kann die Sorgen von Marburgs Kultur­schaffenden nachvollziehen: "Ich weiß, dass die Kürzungen für die einzelnen Einrichtungen nicht leicht werden. Ich habe absolutes Verständnis, dass sich die Kultur­schaffenden jetzt zu Wort melden." Die Maßgabe sei aber, dass in allen Bereichen im städtischen Haushalt 12 Prozent eingespart werden müsse, um aus dem Minus zu kommen. Durch die geplanten Kürzungen läge die städtische Kulturförderung wieder auf dem Niveau von 2014: "Ich weiß, dass es überall Kostensteigerungen gibt. Aber wir können keinen Bereich aussparen, auch den Kulturbereich nicht. Das Sparbemühen muss schon auf allen Schultern verteilt werden."

Mit einer Plakataktion und einem offenen Brief an den Oberbürgermeister und die Stadtverordneten will ein Zusammenschluss von Marburgs Kultur­schaf­fen­den weiter gegen die Kürzungen mobil machen.

Georg Kronenberg

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