Leben & lieben
Gottesdienst zur Stonewall-Woche Foto: Kronenberg
In der Lutherische Pfarrkirche gestalten ehemalige Marburger Theologiestudenten und Musiker am 28.6. einen Gottesdienst zur Stonewall-Woche unter dem Motto "Selbstbestimmt leben, lieben, kämpfen 50 Jahre Stonewall".
"Wir wollten gerne einen Gottesdient für die LGBT-Community anbieten, der aber gleichzeitig offen ist für alle Interessierten. Und er findet natürlich im Kontext des Christopher Street Days statt, der vergangenen Samstag in Marburg gefeiert wurde", berichtet Mitorganisator Jules Flechner.
Ein Bestandteil des Gottesdiensts ist eine Tauferinnerungsgeste für Transgender-Menschen. "Nicht männlich und weiblich" sein zu müssen, eröffne die Taufe aus biblischer Perspektive. Das zu vergegenwärtigen ist ein Anliegen des Gottesdienstes: "Uns ist aufgefallen, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass Menschen, die gerade eine Transgender-Erfahrung machen, wissen, dass dies in ihrer Beziehung zu Gott gar nichts ändert", sagt Flechner. "Wir sind da zum Beispiel auf die Frage gestoßen: 'Wenn ich jetzt mit einem anderen Namen unterwegs bin, muss ich dann in meiner Gemeinde nochmal getauft werden?'" Flechner und seiner Kollegin Pfarrerin Julia Marburger, die den Gottesdienst durchführen wird, ist es einAnliegen, Menschen in herausfordernden Lebensphasen wie etwa einem Trans-Prozess zu unterstützen und bestärken.
Flechner: "Uns war für Marburg wichtig, dass wir von Kirchlicher Seite ein Angebot zum Christopher Street Day schaffen, weil Marburg ja auch ein Kristallisationszentrum für weniger progressive christliche Strukturen ist. Ein Beispiel sind die Debatten um den Homo-Heiler-Kongress, den es 2009 hier in der Stadt gab. Uns ist einfach sehr wichtig, hier Position zu beziehen. Wir grenzen uns ganz klar ab von Positionen, die davon ausgehen, dass Menschen geheilt werden müssen oder therapiebedürftig sind, weil sie zum Beispiel schwul oder lesbisch sind. Wir stehen völlig auf dem Punkt, dass Quere- und Transgender-Personen ein absolut gleichberechtigter Teil unserer Gemeinde sind, dass das gefeiert und bestärkt gehört."
Flechner und den andern Organisatoren des Gottesdiensts ist es aber auch wichtig, zu betonen, dass Menschen, die nicht getauft sind, genauso eingeladen sind, an dem Gottesdienst teilzunehmen. "Die können sich, wenn sie wollen, einen Lebenssegen mitgeben lassen", sagt Flechner.
Religionszugehörigkeit ist keine Voraussetzung wer kommen will, kommt.
Freitag, 28.6. um 18.30 Uhr
Lutherische Pfarrkirche