Donnerstag, 25. April 2024
Thema der Woche | 4. Juni 2020

Sternenzart & poetisch

Sommer-Revue des Landestheaters / Premiere am 12. Juni – Foto: Jan Bosch

Nach den coronabedingten Stopp des Spielbetriebs meldet sich das hessische Landestheater am 12. Juni mit einer in Rekordzeit produzierten Sommer-Revue auf der Freilichtbühne im Schlosspark zurück. Worum es geht und wie Proben in Corona-Zeiten aussehen, erzählen Marburgs Theaterintendanntinnen Eva Lange und Carola Unser im Express-Interview.

EXPRESS: In welcher Zeit haben Sie die neue Sommer-Revue für die Schlossparkbühne erarbeitet? Wann hat die Produktion angefangen?

Carola Unser: Wir haben mit den Proben diese Woche, am 2. Juni angefangen, musikalisch und szenisch – und erarbeiten die Revue in kürzester Zeit.

Ausgehend von Friedrich Hollaenders "Wenn ich mir was wünschen dürfte" inszenieren wir eine sternenzarte, poetische Revue. Musikalisch wird u. a. etwas von Nina Simone, Whitney Houston, Mariah Carey, aber auch ein Hit von KIZ dabei sein.

Schauspielerin und Sängerin Franziska Knetsch wird auch mit auf der Bühne stehen und sich wahrscheinlich u. a. Amy Winehouse widmen. Das Stück darf auch nur eine Stunde lang sein, das ist eine der coronabedingten Regeln.

EXPRESS: Wie wird in Corona-Zeiten geprobt? Gibt es auf der Bühne Abstandsregelungen? Spielt die Pandemie eine Rolle in der Inszenierung?

Eva Lange: Wir wollen Corona in der Revue nicht zum Thema machen, das Thema ist überall genug präsent. Abstandsregelungen lassen sich für uns aber nicht vermeiden.

Carola Unser: Tatsächlich gelten die Abstandsregeln, diese 1,5 Meter auch auf der Bühne – wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler in ruhiger Form sprechen. Wenn laut, mit kräftiger Stimme gesprochen wird, muss dieser Abstand noch größer sein.

Wir müssen jetzt anfangen auszuprobieren und zu üben, wie künftig geprobt werden kann. Wir haben beispielsweise auch Visiere bestellt, die bei Proben benutzt werden können, wenn die Schauspieler*innen sich zu nahe kommen. Für jede Probe muss es jetzt auch einen Verantwortlichen geben, der sich um die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln kümmert. Der Regieassistent wird deshalb wahrscheinlich nicht nur künstlerische Aufgaben haben, sondern sich auch darum kümmern müssen.

EXPRESS: Theater ist eine analoge Kunst und lebt von der Nähe zum Publikum. Machen Inszenierungen mit Corona-Abstand überhaupt Sinn?

Eva Lange: Darüber haben wir viel diskutiert – und uns entschieden, verschiedene Stücke, die vor der Corona-Zeit entstanden sind, zunächst nicht mehr aufzuführen, weil die Konzeptionen der Stücke auf Nähe angelegt waren.

Wenn man jetzt weiß, dass es durch die Pandemie neue Rahmenbedingungen für Inszenierungen gibt, dann kann die Kunst auch damit umgehen. Mann muss diese neuen Bedingungen konzeptionell jetzt mitdenken. Bei unseren neuen Projekten nehmen wir das als Herausforderung an. Man spricht ja jetzt im Theaterbereich davon, dass eine spezielle Corona-Ästhetik entstehen könnte.

EXPRESS: Wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer sind auf der Schlossparkbühne erlaubt?

Carola Unser: Wir haben mit dem Team vom Erwin-Piscator-Haus, das für die Bühne verantwortlich ist, vergangene Woche eine Begehung gemacht. Es wird 49 Raumpositionen geben, die einzeln oder zu zweit besetzt werden können, sodass maximal eine Zuschauer*innenzahl von 99 Personen an einem Abend erreicht werden kann. Außerdem wird es drei Ein- und Ausgänge an der Schlossparkbühne geben.

EXPRESS: Nach der coronabedingten Einstellung des Spielbetriebs hat das HLTM sehr schnell digitalen Angebote entwickelt. Wie ist die Akzeptanz?

Eva Lange: Das Telefon, an dem Texte von jungen Dramatikerinnen und Dramatikern gelesen wurde, lief sehr gut. Die "Lyricist Lounge", in der Schauspieler Jürgen Helmut Keuchel jeden Mittwoch Gedichten aller Art präsentiert hat, hatte sehr viele Follower.

"#LiebeinZeitenderCorona", die Liebesgeschichte in einem soap-ähnlichem Serienformat, die Schauspieler Christian Simon, Regieassistentin Anne Decker und Dramaturgin Juliane Hendes gemeinsam entwickelt haben, hatte auch sehr viel Resonanz.

Als der Lockdown kam, war unsere erste Entscheidung, präsent zu bleiben und viel in digitalen Medien zu machen. Wir haben einen Online-Spielplan herausgebracht, der die Follower-Zahl deutlich gesteigert hat. Ich glaube, das war eine gute Strategie.

Als der Lockdown länger anhielt, haben wir dann entschieden, das Digitale zurückzufahren und uns Zeit zu nehmen, uns zu hinterfragen und zu überlegen, wir wie unsere eigentliche Arbeit im Theater unter den neuen Bedingungen wieder aufnehmen können.

Termine:
Die Premiere der Revue "Wenn ich mir was wünschen dürfte ..." ist am 12. Juni um 21 Uhr auf der Freilichtbühne im Schlosspark. Weitere Aufführungen sind am 13., 14., 17., 19., 20., 21., 24., 26., 27. & 28. Juni sowie am 1. & 3. Juli.
Für die Aufführung gelten gemäß den behördlichen Vorgaben Abstands- und Hygieneregeln. Die Zuschauerzahl ist auf 99 begrenzt.
Das ursprünglich vom HLTM im Sommer auf der Schlossparkbühne geplante Musical "Hair" ist auf 2021 verschoben.

Interview: Georg Kronenberg

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