… Sommer. Und er kam sehr schnell. Und es war so heiß geworden, dass der Asphalt sich kräuselte und die Dachdecker schon nach dreieinhalb Minuten von jeder Seite medium rare waren. Und es war an der Zeit, am geöffneten Fenster zu sitzen, den Verkehr auf der Stadtautobahn im Stop & Go-Modus vorbeikriechen zulassen und der besonderen Junitage zu gedenken, die man mal wieder verpasst hatte, gebührend zu begehen.

Das begann wie immer ganz unschuldig mit dem Internationalen Tag der Milch (1.) und dem zeitgleichen samoaischen Unabhängigkeitstag. Der Welthurentag fand tags darauf keine Aufmerksamkeit, ebensowenig der “Ich liebe meinen Zahnarzt”-Tag, der zum selben Termin unbemerkt verstrich. Der Weltfahrradtag vom 3. Juni hätte vom Gerumpel der Feierlichkeiten zum D-Day (6.) übertönt werden können, ebenso der Tag der polnischen Siedler in Argentinien 48 Stunden später und derjenige der roten Rosen (12.), wäre er denn dementsprechend im Kalender angestrichen gewesen. War er aber nicht.

Und so ging das weiter: Der Tag des Schlafes (21.) – verpennt, der des Seefahrers(25.) – untergegangen. Der Weltdrogentag vom 26. Juni hätte zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen noch eine kleine Chance. Allein, ich fürchte, er verrauscht ebenso wie der Verkehr auf der Stadtautobahn, der soeben ein wenig an Fahrt gewonnen hat.

Michael Arlt

Bild mit freundlicher Genehmigung von Michael Arlt