Seit Beginn des Monats gibt es an der Uni Marburg eine Professur für “Spezielle Tierökologie”. Besetzt ist die Stelle mit dem Biologen Simon Thorn, der zu Ökologie und Naturschutz in Wäldern, insbesondere zu Vögeln und Insekten forscht.

Der Verlust der biologischen Vielfalt schreitet schnell voran. Das betrifft die unterschiedlichsten Lebensräume und hat vielfältige Ursachen. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) besitzt die umfassendste behördliche Sammlung von Daten zu Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und anderen Umweltvariablen in Hessen. Auf Grundlage dieser Daten werden Konzepte entwickelt, um den Zustand der hessischen Umwelt und Natur zu verbessern. Diesen Datenschatz will das Landesamt nun im Rahmen einer langfristigen und engen Kooperation mit der Philipps-Universität verstärkt auswerten.

In der Universität Marburg sind Naturschutz und Ökologie schon als Schwerpunkte etabliert. Diese werden jetzt um eine Professur für „Spezielle Tierökologie“ ergänzt, die direkt mit dem Zentrum für Artenvielfalt im HLNUG zusammenarbeitet. „Wir hoffen, dass wir durch diese Kooperation und den engen Kontakt mit der Universität unsere wissenschaftlichen Auswertungen als Grundlage für Naturschutzkonzepte noch weiter verbessern können“, sagt Simon Thorn, Leiter der Vogelschutzwarte am Landesamt, der die Professur in Marburg zum 1. April übernommen hat. Außerdem könne man durch die Kooperation auch den Studierenden der Universität direkte Einblicke in die Naturschutzpraxis geben, unterstreicht Thorn.

In außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie zum Beispiel der Max-Planck-Gesellschaft, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung oder auch der Fraunhofer-Gesellschaft sind gemeinsame Berufungen von Forschungsinstituten mit Hochschulen üblich. Bei den Umweltämtern der Bundesländer sind sie jedoch eine große Ausnahme. „Diese Kooperation ist deutschlandweit einzigartig und bietet auch die Möglichkeit, Labore an der Universität für gemeinsame Projekte zu nutzen,“ freut sich auch Prof. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG. Mit Thorn habe man außerdem einen international anerkannten Ökologen und Naturschutzexperten gewinnen können, der sich bewusst für die praxisnahe Kombination aus der Leitung der Staatlichen Vogelschutzwarte und der Professur an der Universität Marburg entschieden hat.

„Das wissenschaftliche Profil von Simon Thorn und sein Lehr-Angebot bereichern den Fachbereich Biologie der Philipps-Universität“, sagt Uni-Präsident Prof. Thomas Nauss. „Die Professur bildet eine Brücke zwischen Universität und Praxis und ist ein Gewinn für alle Beteiligten.“ Um diese Brücke zu schlagen und Studierenden einen direkten Einblick in die Praxis von Naturschutzverwaltungen zu geben, planen das HLNUG und die Philipps-Universität Marburg gemeinsame Veranstaltungen. Schwerpunkte sollen Artenkenntnis und Naturschutzaspekte im Management von Lebensräumen sein. Dabei wollen das HLNUG und die Philipps Universität thematisch einen breiten Bogen von Magerrasen, Heiden und Mähwiesen bis hin zu Wäldern und Mooren spannen.

pe/kro

Bild mit freundlicher Genehmigung von C. Thorn