Die neue Tempo-30-Regel in der Marburger Innenstadt polarisiert.

Während die Bürgerinitiative Verkehrswende die Geschwindigkeitsbegrenzung begrüßt, gibt es scharfe Kritik von Seiten der CDU und der Industrie- und Handelskammer. Dabei stehen die Tempo-30-Schilder, die für die Achse zwischen der Gisselberger Straße und der Deutschhausstraße gelten, erst seit wenigen Tagen.

Radfahrerinnen und Radfahrer feierten das Tempolimit mit bimmelnden Fahrradklingeln und einer organisierten Jubelfahrt durch die City. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz begrüßt Tempo 30: „Wir sind vor allem aus Sicherheitsgründen für Tempo 30 und würden uns freuen, wenn es noch bis zum Bahnhof ausgedehnt würde“, sagt Sprecher Stefan Schulte. Vor allem an der Schwanallee seien zu den Stoßzeiten sehr viele Kinder und Jugendliche unterwegs: „Es ist ein großes Glück, dass da noch nicht mehr passiert ist.“

Dagegen spricht der Marburger CDU-Vorsitzende Dirk Bamberger von einer „Politik der Gängelung und Bevormundung“ sowie von „übergriffiger Stadtpolitik“. Die Christdemokraten haben gemeinsam mit der FDP und den „Bürgern für Marburg“ sage und schreibe 50 Fragen an die Stadtverwaltung geschickt, um den Ablauf der Entscheidungsfindung im Magistrat, die zugrunde liegenden Messungen und Gutachten sowie die Auswirkungen auf Verkehrssicherheit, Lärmschutz und den innerstädtischen Handel zu klären. Sie kritisieren die „intransparente Vorgehensweise des Magistrats bei der Einführung von Tempo 30“.

Die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) an der Spitze hatte das Tempolimit Anfang November angekündigt. Hauptgrund: Dadurch werden die an dieser Strecke liegenden Schulwege deutlich sicherer – bei Unfällen mit Tempo 30 liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei 90 Prozent, bei Tempo 50 nur bei 50. So wurde im vergangenen Jahr ein vierjähriges Kind auf der Biegenstraße schwer verletzt, woraufhin sich die Kita an die Stadt gewandt hatte. CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Seipp sagt jedoch: „Wir wollen wissen, welche Daten, Gutachten oder rechtlichen Bewertungen tatsächlich vorliegen.“ Zudem wäre es angesichts der Erfahrungen mit dem umstrittenen Verkehrskonzept Move 35 angebracht gewesen, frühzeitig und offen zu informieren.

gec

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Coordes