Christin Seifert forscht und lehrt in Marburg zu Künstlicher Intelligenz (KI): Die Informatikerin soll “erklärbar” machen, wie Maschinen lernen.

Die Philipps-Universität Marburg investiert in Sachen künstliche Intelligenz: Dafür hat die Uni extra eine Professur im Fachbereich Mathematik und Informatik eingerichtet. Besetzt ist der neue Lehrstuhl seit dem 1. April mit der Informatikerin Christin Seifert. Sie soll in Zukunft die hessische Forschung zu künstlicher Intelligenz – kurz KI – voranbringen und in Marburg zu dem Thema lehren. Dabei wird die Hochschule vom Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz unterstützt.

Als Forschungsschwerpunkt nennt Seifert unter anderem “Intelligente Entscheidungsunterstützungssysteme”. Hinter dem langen Wort versteckt sich Software, die große Mengen von Daten erfasst und analysiert, um sie dann strukturiert dem Menschen zu präsentieren. In Marburg möchte Seifert solche Systeme in der Medizin nutzbar machen. Ihre Arbeit soll die Kooperationen zwischen dem Fachbereich Mathematik und Informatik und anderen Fachbereichen, insbesondere dem Fachbereich Medizin, ausweiten. Auf diese Weise sollen interdisziplinäre Forschungsprojekten entstehen.

“Wir können und sollten die Entwicklung in der KI nicht stoppen”

Gleichzeitig sei es ihr Ziel, KI und deren zugrundeliegenden Algorithmen “erklärbar” machen, so Seifert. Sie treibe die Frage an, wie das Vertrauen in die Technologie erhöht werden können – vor allem in sensiblen Anwendungsfeldern. „Wir können und sollten die Entwicklungen in der Künstliche Intelligenz nicht stoppen. Wir sollten jedoch eine Balance zwischen blinder Euphorie und irrationaler Angst im Umgang mit KI finden.“, so Seifert. Schließlich hielten lernende Machinen in immer mehr Bereiche des Lebens Einzug und seien in wichtige Entscheidungen etwa in der Medizin eingebunden. Auf ihrer Website erklärt die Wissenschaftlerin, dass künstliche Intelligenzen in der Lage sein sollten, ihre Überlegungen und ihre Entscheidungsgrundlage dem Endnutzer zu erklären.

Seifert ist gleichzeitig Mitglied im Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz (auch “hessian.AI”). An der Forschungseinrichtung sind 13 Hochschulen beteiligt. Nach eigenen Angaben betreibt das Zentrum Grundlagenforschung zu KI und möchte den “Transfer in Gesellschaft und Wirtschaft vorantreiben”.
Seiferts Professur ist die erste, die in Kooperation mit dem Zentrum enstanden ist – zwei weitere sollen allein in Marburg noch folgen. Unter den Gründungsmitgliedern von hessian.AI befindet sich auch der Marburger Uni-Präsident Thomas Nauss. „Mit der Besetzung der hessian.AI-Professur geht Marburg einen wichtigen Schritt voran in der Forschung zur KI sowie in der mindestens ebenso wichtigen Aufgabe, das Thema in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Praxis zu übersetzen“

Zur Person

Christin Seifert studierte Informatik-Studium an der TU Chemnitz und promovierte im Jahr 2012 an der TU Graz. Sie hat unter anderem an der TU Dresden und der Uni Twente in den Niederlanden zu künstlicher Intelligenz geforscht. Seit 2019 ist sie Professorin am Institut für KI an der Universität Duisburg-Essen.

LB/pe

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