Die Kultur- und Geschlechterforscherin Marita Metz-Becker hält am Freitag (2. Februar) ihre Abschiedsvorlesung. Metz-Becker hat sich wie keine andere dem Leben bedeutender Marburgerinnen gewidmet.

Durch ihre Arbeit wurden Frauen, die in der Geschichte der Stadt eine wichtige Rolle gespielt haben, einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Neben zahlreichen – auch populärwissenschaftlichen – Veröffentlichungen entwickelte Metz-Becker früh Stadtführungen zur Marburger Frauengeschichte.

In ihrer Abschiedsvorlesung am 2. Februar führt die Wissenschaftlerin, die seit 1996 an der Marburger Universität am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft als außerplanmäßige Professorin tätig war, denn auch verschiedene ihrer Leib- und Magenthemen zusammen. Der Titel ist: „Frauen, Männer, Macht – Marburger Professorenehen im 19. Jahrhundert“.
Inhalt: Von der Aufklärung bis zur Romantik spannt sich der Bogen Marburger Professorenehen im 19. Jahrhundert. Wie sahen die Geschlechterverhältnisse um 1800 aus, welche Chancen eröffnete die Französische Revolution mit ihrem Freiheits- und Gleichheitsanspruch insbesondere den Frauen und wie wirkte sich der neue Geist, der das Bürgertum ergriffen hatte, im Alltag der Marburger Professorenschaft aus?
Anhand mehrerer ausgewählter Professorenehen stellt Marita Metz-Becker das kulturelle Umfeld intellektueller Beziehungen vor, die vom Geist der Aufklärung in Lesegesellschaften, Leihbibliotheken, Salons und anderen Geselligkeitsformen geprägt wurden.
Was handelten die Paare untereinander aus, welchen Diskussionszirkeln gehörten sie an und wie kamen Frauen bereits im frühen 19. Jahrhundert zu einem Doktortitel, lange bevor das Frauenstudium in Preußen eingeführt wurde? Wie hatte die Partnerwahl stattgefunden und wie sah die Rollenverteilung in der Ehe aus? Welche Treuevorstellungen hegte man und wie reagierten die Zeitgenossen auf eine Ménage à trois?
Wie durch ein Kaleidoskop führt Marita Metz-Becker hier ihre wissenschaftlichen Forschungsschwerunkte zusammen: Kultur- und Alltagsgeschichte, Frauen- und Geschlechterforschung, Biografieforschung, Regional- und Stadtgeschichte.

Die Abschiedsvorlesung trägt diesem spezifischen Blick der Wissenschaftlerin noch einmal Rechnung, was aber nicht bedeutet, dass sich Metz-Becker aus der Forschung verabschiedet.
Als Vorstandsvorsitzende des Marburger Hauses der Romantik wird sie weiterhin wissenschaftliche Ausstellungen kuratieren, ein anstehendes Buchprojekt soll zum Abschluss kommen und auch als Gästeführerin der Stadt Marburg wird Metz-Becker, aktiv bleiben. Aktuell begleitet sie als wissenschaftliche Beraterin eine Ausstellung der Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden zu Thema Hebammenwesen.
Metz-Becker ist seit Beginn ihrer akademischen Karriere in den 1980er Jahren mit der Philipps-Universität verbunden. 1986 promovierte sie mit einer Dissertation „Zur Lebenssituation von Frauen in einem Westerwälder Dorf“. Sie habilitierte sich 1996 in Marburg mit einer Arbeit zum Thema „Der verwaltete Körper. Die Medikalisierung schwangerer Frauen in den Gebärhäusern des frühen 19. Jahrhunderts“.

pe/red

Die Abschiedsvorlesung „Frauen, Männer, Macht. Professorenehen im 19. und 20. Jahrhundert“ ist am Freitag, 2. Februar, um 16 Uhr in der Aula der Alten Universität. Die Laudatio hält Dr. Antje van Elsbergen.

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