Die Stadtwerke Marburg planen Windräder auf Bürgelner Gleiche und Lichter Küppel. Dort sind aktuell fünf beziehungsweise zwei Anlagen geplant.

Damit die Energiewende gelingen kann, soll der Windkraft-Ausbau deutschlandweit vorankommen. Das gilt auch für den Landkreis Marburg-Biedenkopf, wo Windräder bereits vielerorts zum gewohnten Bild gehören. Ende 2023 hatte der Landesbetrieb HessenForst die Windvorranggebiete an der Bürgelner Gleiche und am Lichter Küppel zur Nutzung für Windenergie ausgeschrieben.
Das Ergebnis des anschließenden Bieterwettbewerbes steht jetzt fest: Die Stadtwerke Marburg haben in Bietergemeinschaft mit der MAX Bögl Wind AG den Zuschlag erhalten. Damit kann das kommunale Unternehmen nun die Gebiete zum Bau und Betrieb von Windkraftanlagen nutzen, die sich aufgrund der dortigen Windverhältnisse dafür besonders gut eignen.

„Das Land Hessen hat die Bürgelner Gleiche und den Lichter Küppel als Windkraftflächen bestimmt und nun ausgeboten. Damit war klar, dass eine Bebauung kommen wird“, sagt Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Nadine Bernshausen. Es sei ein gutes Zeichen für die Region, dass die Stadtwerke Marburg den Zuschlag erhalten haben und nicht ein externer Investor. „Dadurch profitieren die Menschen direkt vor Ort von der umweltfreundlichen Stromerzeugung und die Wertschöpfung bleibt lokal erhalten.“
Die Stadtwerke betreiben bereits im Marburger Stadtteil Wehrda drei Windräder (siehe Foto) und haben Beteiligungen an regionalen Windparks. Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster sieht in den neu geplanten Anlagen einen wichtigen Baustein für die lokale Energiewende: „Wir wollen die regenerative Stromproduktion weiter steigern und setzen dafür auf Solarstrom und Windenergie. Die Planung neuer Windkraftanlagen markiert einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zu mehr umweltfreundlicher Energieerzeugung in der Region.“

Für die Umsetzung des neuen Windkraftprojekts soll die Stadtwerke-Tochtergesellschaft Erneuerbare für Marburg-Biedenkopf GmbH & Co. KG sorgen. Die Pläne der Stadtwerke sehen die Errichtung von fünf Windkraftanlagen auf dem Gebiet Bürgelner Gleiche und von zwei Anlagen auf dem Gebiet Lichter Küppel vor. Nach jetzigem Stand soll der Bau im Jahr 2028 abgeschlossen und die Anlagen betriebsbereit sein. Dem gehen die üblichen Genehmigungsverfahren und Gutachten voran. Eigens zu errichtende Leitungen und ein weiteres Umspannwerk sollen für den Stromtransport sorgen.

Ein einzelnes Windrad soll rund 175 Meter hoch werden – gemeint ist die Nabenhöhe bis zum Mittelstück des Rotors – und über eine Leistung im Bereich der 7-Megawatt-Klasse verfügen. Die technisch weiterentwickelten Anlagen der neuesten Generation sollen laut den Stadtwerken im Betrieb besonders leise sein.
Alle Anlagen zusammen sollen insgesamt mehr als 50 Megawatt leisten.Damit können nach Stadtwerke-Angaben im Jahresdurchschnitt rein rechnerisch mehr als 30.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden. „Das bedeutet, dass in etwa halb Marburg CO2-neutral gestellt werden könnte. Für die Klima-Ziele der Universitätsstadt Marburg wäre das ein großer Faktor“, verdeutlicht Christoph Drothler, Geschäftsführer der Erneuerbare für Marburg-Biedenkopf GmbH. Mit dem selbst erzeugten Strom könne zudem die Stadtwerke-Busflotte versorgt werden. Bis 2030 sollen nach aktuellen Plänen des Unternehmens insgesamt 55 Elektro-Busse auf Marburgs Straßen unterwegs sein. 

Auch in finanzieller Hinsicht soll sich der Bau der Windkraftanlagen für Bürgerinnen und Bürger lohnen. Die Stadtwerke prüfen aktuell verschiedene Beteiligungsmodelle, wie die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und einer Energiegenossenschaft oder die Auflage eines Sparbriefs ähnlich dem bekannten CO2-Sparbrief des kommunalen Versorgers. Bürgerinnen und Bürger sollen dadurch am erzeugten Strom direkt mitverdienen können. Außerdem wird ein spezielles Bürgerstrom-Modell erwägt.
„Die Stadtwerke haben in der Vergangenheit frühzeitig beschafft und können daher gute Endkundenpreise bieten. Mit der gesteigerten Eigenstromerzeugung aus Windkraft wären wir aber generell unabhängiger von schwankenden Marktpreisentwicklungen und könnten die damit verbundenen Vorteile an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Armbrüster aus.

pe/kro

Weitere Infos

Über die Details der Windkraft-Pläne wollen die Stadtwerke in den kommenden Wochen und Monaten die Öffentlichkeit unter anderem mit öffentlichen Veranstaltungen informieren.
Erste Informationen zum Projekt sind unter www.stadtwerke-marburg.de zusammengefasst.
 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Stadtwerke Marburg, Karin Brahms