Marburger Psycholog*innen zeigen versteckte „Blickkosten“.
Wir bewegen unsere Augen unzählige Male am Tag – um zu lesen, unsere Umgebung zu erfassen oder Gesichter zu erkennen. Diese schnellen Blicksprünge, sogenannte Sakkaden, gelten oft als „kostenlos“, weil sie kaum Energie verbrauchen. Doch Psychologe Prof. Dr. Alexander Schütz von der Philipps-Universität und Psychologin Dr. Emma Stewart von der Queen Mary University of London zeigen in einem aktuellen Übersichtsartikel: Selbst diese winzigen Bewegungen sind mit versteckten „Kosten“ verbunden – zum Beispiel Verzögerungen oder Verlust von visuellen Informationen oder kognitiven Planungsaufwand.
„Das Gehirn wägt bei jeder Augenbewegung für uns unbewusst zwischen möglichen Vorteilen und möglichen Kosten ab. Wir wollten zeigen, dass diese Kosten bislang unterschätzt werden – und dass sie genauso wichtig für die Steuerung des Blicks sind wie die Aussicht auf neue Informationen oder Belohnung.“
Alexander Schütz
Die Analyse fasst aktuelle Erkenntnisse aus zahlreichen Studien zusammen, in denen Forschende untersucht haben, wann und wohin Augenbewegungen ausgeführt werden und wie diese Bewegungen verlaufen.
Das Forschungsduo Alexander Schütz und Emma Stewart macht deutlich: Viele dieser Blickkosten lassen sich nicht direkt messen, sondern nur indirekt erschließen – etwa durch mathematische Modelle oder neurophysiologische Experimente. Künftige Forschung müsse genauer untersuchen, wie das Gehirn verschiedene Arten von Nutzen und Kosten kombiniert, um den „bestmöglichen“ Blick zu wählen. Die Ergebnisse erscheinen in der Fachzeitschrift Nature Reviews Psychology (rdcu.be/eAm69) und könnten langfristig helfen, besser zu verstehen, wie visuelle Wahrnehmung, Augenbewegungen und Entscheidungsprozesse zusammenwirken.
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