Yoga ist ein Trendsport und wurde 2016 sogar von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt. Auch die Philipps-Universität ist jetzt im Yoga-Fieber. Allerdings nicht im sportlichen, sondern im wissenschaftlichen Sinne: Marburger Forscher befassen sich mit Manuskripten eines Grundwerks des Yoga. Ziel der Forschungen ist es, die historische Entwicklung des Yoga nachzuvollziehen.  Dazu untersuchen die Indologen verschiedene überlieferte Fassungen des Schlüsselwerks des Haṭha-Yoga (Haṭhapradīpikā). Das Projekt ist eine Zusammenarbeit der Marburger Fachleute um Prof. Dr. Jürgen Hanneder und einem Team der Londoner Universität SOAS. 

Die deutsche Forschungsgemeinschaft und eine britische Förderorganisation finanzieren das deutsch/britische Vorhaben unter dem Titel “Licht auf Haṭha-Yoga” bis zum Jahr 2024 mit über einer halben Million Euro für den Marburger Projektanteil. 

„Die Haṭhapradīpikā ist der vielleicht einflussreichste Text des körperlichen Yoga aus vormoderner Zeit“, erklärt Hanneder, vom Fachgebiet Indologie und Tibetologie. Der britische Indologe Dr. James Mallinson leitet die Londoner Arbeitsgruppe und erhofft sich durch den Vergleich der verschiedenen Fassungen eine Rezeptionsgeschichte und eine Entwicklungsdynamik. Das deutsch/britische Forschungsteam hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Haṭhapradīpikā kritisch zu edieren, zu übersetzen und zu kommentieren. Allerdings bleibt zu klären, ob Yoga tatsächlich so alt ist, wie viele Anhänger*innen glauben oder ob es doch nicht nur eine Erfindung der späten Kolonialzeit ist. 

Christina Schmid

Bild mit freundlicher Genehmigung von Haṭha-Yoga-Projekt