Frank Michler ist OB-Kandidat der Bürgerliste „Weiterdenken“

Warum tritt ein Gegner der bundesdeutschen Corona-Maßnahmen ausgerechnet als Kandidat fürs Oberbürgermeisteramt in Marburg an? Das ist für Frank Michler leicht erklärt: Auch auf kommunaler Ebene würden zurzeit Einschränkungen von Demokratie und Freiheit durchgesetzt, sagt der 44-jährige Softwareentwickler von der Protestbewegung „Weiterdenken Marburg“. Dagegen wolle er sich stark machen. 

Aus Michlers Sicht verursacht der Lockdown mehr Schäden als Nutzen. Deshalb fordert die Marburger Bürgerliste „Weiterdenken“ die sofortige Wiederöffnung von Sportstätten, Gastronomie, Bürgerhäusern sowie den sozialen und kulturellen Einrichtungen. Wofür die Kommune freilich nicht zuständig ist. In einer Wissenschaftsstadt wie Marburg könne der Oberbürgermeister zudem einen „ehrlichen Wissenschaftsdialog“ über die Corona-Politik in Gang bringen, sagt Michler.

Der promovierte Biologe war in den 1990er-Jahren zum Studium nach Marburg gekommen. Politisch aktiv geworden war er dann 1997 während des bundesweiten Studentenstreiks, der in der Nachbarstadt Gießen begonnen hatte. Damals habe sich der Protest gegen die Abschaffung des Diploms im Rahmen des Bologna-Prozesses und Studiengebühren gerichtet. Letzteres habe immerhin verhindert werden können, so Michler.

In den vergangenen Jahren habe er dann verschiedene Entwicklungen mit Sorge betrachtet. So sieht er die Macht der Internet-Plattformen YouTube, Facebook oder Twitter kritisch, ebenso wie das „tatenlose Zusehen der meisten Politiker und Journalisten angesichts der Menschenrechts-Verletzungen gegen Julian Assange“. 

Zurück zum Protest auf die Straße gebracht habe ihn aber seit April 2020 letztlich die von ihm abgelehnten und als unverhältnismäßig empfundenen Maßnahmen gegen die Coronavirus-Ausbreitung. 

kro

Bild mit freundlicher Genehmigung von Michler