Der wichtigste deutsche Forschungspreis geht an einen Wissenschaftler der Uni Marburg – an Tobias Erb. Für seine Arbeit auf dem Gebiet der synthetischen Mikrobiologie erhält der Forscher den Leibniz-Preis 2024, der mit 2,5 Millionen Euro dotiert ist.

Der Biologe und Chemiker Erb erforscht in Marburg unter anderem, wie Mikroorganismen das Treibhausgas CO2 binden. Ein “Thema von größter gesellschaftlicher Relevanz”, urteilte die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die den Leibniz-Preis jährlich verleiht. Seine Forschung könne einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten – etwa indem sie Ansätze für neue Technologien liefere, mit denen CO2 aus der Athmosphäre gefiltert wird.

Wie Pflanzen betreiben auch Mikroorganismen – beispielsweise Bakterien oder Algen – Photosynthese und wandeln das Gas CO2 in organische Verbindungen um. Neben Sonnenlicht oder Wasserstoff sind für diesen Stoffwechselprozess vor allem Enzyme wichtig. Erb untersucht, welche Struktur den Enzymen zugrundeliegt und welche Funktion sie beim Stoffwechsel von Mikrorganismen übernehmen. Durch Erbs Arbeit können neue Stoffwechselswege zusammengefügt werden, die in der natürlichen Evolution nicht entstanden sind. Diese Stoffwechselwege setzt Tobias Erb in natürlichen und künstlichen Zellen ein. Auf diese Weise wäre es möglich, CO2 noch effizienter als die Natur aus der Luft zu fixieren. Der gewonne Kohlenstoff stünde zudem als Rohstoff zur Verfügung.

LB

Zur Person

Tobias Erb wurde 2009 an der Universität Freiburg im Fach Mikrobiologie promoviert. Nach Forschungsaufenthalten in den USA und der Schweiz übernahm er 2014 die Leitung der Abteilung „Biochemie und Synthetischer Metabolismus“ und wurde 2017 Direktor am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie. Seit 2022 ist er zudem Professor an der Philipps-Universität Marburg. Erb wurde 2022 als Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) gewählt und ist seit 2023 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Tobias Erb wurde 2015 von der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft in die Liste der `Talented 12`aufgenommen und 2016 mit dem Heinz-Maier Leibnitz Nachwuchspreis der DFG ausgezeichnet. Er erhielt unter anderem den Otto-Bayer-Preis in 2019, den Jean-Marie-Lehn-Forcheurs-Prize in 2021 und den Merck Future Insight Prize in 2022.

pe

Bild mit freundlicher Genehmigung von Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, Chris Kettner