Petition für ein neues Marburger Uni-Logo läuft aus – und endet mit mageren 3.910 Unterschriften.

Dabei war der Aufschrei im Sommer groß. Aber noch mal von vorn: Anfang Juni 2025 stellte die Philipps-Universität Marburg anlässlich ihres 500-jährigen Jubiläums ein neues Corporate Design vor, bestehend aus einer barrierefreien Schriftart, Kreiselementen als Gestaltungsgrundlage und einem neuen Logo. Innerhalb weniger Tage nach Vorstellung sammelte sich bereits der Spott, hauptsächlich auf den Sozialen Medien.

Die meisten Kritikpunkte betrafen das Logodesign. Wie ein Bäcker sähe Philipp der Großmütige, abgebildet auf dem Logo, aus, das gesamte Logo schien wie mit ClipArt erstellt und das reduzierte Design – ohne das alte Siegel – sei einer Uni unwürdig. Kritisiert wurde auch der finanzielle Aufwand: Für die gesamte Neugestaltung des Corporate Designs zahle die Uni nach eigenen Angaben rund 190.000 Euro. Binnen weniger Tage wurde eine Petition gestartet, die „eine transparente, partizipative Neugestaltung unter Einbeziehung der Studierenden, Mitarbeitenden und Alumni“ forderte und die in den ersten 5 Tagen schon rund 2.000 Unterschriften sammelte. Ebenso erschien ein neuer Instagram-Kanal (@anderes_neues_logo_marburg), der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mögliche Neudesigns zu sammeln und vorzustellen. Auch überregional bekam das Thema Aufmerksamkeit; so berichteten unter anderem Die Zeit, die Hessenschau, FOCUS online und die FAZ über den Aufschrei.

Eine der sichtbarsten Reaktionen auf das neue Logo schaffte das anonyme Aktivist*innenkollektiv „Dies Irae“ Anfang Juli. Mit Bezug auf die Bäcker-Assoziation, die der „neue Philipp“ auslöste, gestalteten sie Plakate mit Texten wie „Bäckermeister Philipp rät: Lasst euch die Butter nicht vom Brot nehmen!“ und platzierten diese über Nacht an mehreren Bushaltestellen in Marburg. Maßgeblich standen im Fokus der Plakataktion allerdings die jährliche Marburger Nachttanzdemo sowie „Forderungen an die Marburger Stadtpolitik – unter anderem nach bezahlbarem Wohnraum und mehr Unterstützung für die Kulturszene“ (hessenschau), und nicht primär das Logo.

Viel Lärm um nichts

Bis zum 10. Dezember sollte die Petition laufen – nun schloss sie also mit mageren 3.910 Unterschriften ab. Seit Mitte Juli waren nur noch rund 200 Unterschriften dazugekommen. Der Instagram-Kanal „@anderes_neues_logo_marburg“ konnte nur etwas über 140 Follower sammeln, präsentierte insgesamt nur 4 alternative Logos (die scheinbar alle mithilfe von künstlicher Intelligenz gestaltet wurden, was in sich schon kritikabel ist und für das Image einer Universität auch keine angemessene Alternative darstellen würde) und stellte die Aktivitäten schon Ende Juni wieder ein. Der deutschlandweite Aufschrei, der Spott und Hohn verhallten. Wie so oft in der Sphäre der schnellen Online-Aufreger scheint es nach einem Spruch der stellvertretenden Generaldirektorin des MI5 in der Serie Slow Horses, Diana Taverner, zu gehen: „Heavy on Hashtags, Light on Results.“

Es könnte wirklich egal sein, denn wir haben ja nun wirklich wichtigere Themen – in Deutschland sowie international – als ein Uni-Logo. Dennoch steht dieses Fallbeispiel auch repräsentativ für sogenannten Online-Aktivismus, bei dem sich vor allem viel empört wird. Der Protest schafft es selten vom Handybildschirm in die Realität, und der nächste Aufreger kommt bestimmt, sodass wirkliche soziale Anliegen und gesellschaftliche Probleme schnell im Strom der immerwährenden Pseudo-Katastrophen versinken.

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Bilder mit freundlicher Genehmigung von Jon Tyson auf Unsplash und Philipps-Universität Marburg