Eines der größten Fotoarchive zur europäischen Kunst in der Welt erhält ein neues, repräsentatives Domizil. Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – das Bildarchiv Foto Marburg – zieht in einen Neubau am Pilgrimstein. Für den 8. November ist der erste Spatenstich geplant.

“Das ist eine großartige Chance”, sagt der Direktor des Dokumentationszentrums, Prof. Hubert Locher. Im Herbst starten die Bauarbeiten. Voraussichtlich 2021 werden die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einzigartigen Einrichtung in ihr neues Gebäude am Fuß der Oberstadt ziehen. Neben einer Foto- und Restaurierungswerkstatt wird es dort einen großen Veranstaltungssaal und ein klimatisiertes Archiv geben, in dem die Schätze des Doku-mentationszentrums nach dem neuesten Stand der Technik gesichert werden. Das Archiv beherbergt rund zwei Millionen Negative zur europäischen Kunst in der Welt – das Bildgedächtnis Europas. Darunter sind auf Glasplatten gebannte Negative, Nitrofilme und empfindliche Coloraufnahmen von Kirchen, Schlössern, Skulpturen, Gemälden und Stadtansichten.

Das Bildarchiv hat den 18,7 Millionen Euro teuren Forschungsbau mit seiner hell getünchten Ziegelfassade selbst eingeworben. Das Forschungsprogramm der mehr als 100 Jahre alten Einrichtung überzeugte den Wissenschaftsrat so sehr, dass dieses wichtigste Beratungsgremium zur Wissenschaftspolitik den Neubau empfahl. Die Kosten teilen sich Bund und Land.

Locher freut sich sehr über die “ästhetisch sehr anspruchsvolle, repräsentative Architektur” des viergeschossigen Gebäudes, die auf einen Architektenwettbewerb zurückgeht. Die Konzeption zeichnet sich durch Wege und Durchgänge aus, die das Areal zur Stadt hin öffnen und eine direkte Verbindung zwischen Hörsaalgebäude und Pilgrimstein ermöglichen. Dabei bildet der wie ein Dreieck angeordnete Forschungsbau ein architektonisches Ensemble mit einem Seminargebäude mit dunkler Klinkerfassade, das auf der Seite zum Alten Botanischen Garten errichtet wird. Dieser 8,6 Millionen Euro teure Bau bietet Platz für acht Seminarräume, in denen jeweils 60 bis 100 Studierende unterrichtet werden können. Für solche großen Seminarräume gibt es einen steigenden Bedarf.

Wenn das Dokumentationszentrum umzieht, kann auch die wertvolle Forschungsbibliothek des Stuttgarter Fotoforschers Rolf H. Krauss mit ihren 2,2 Millionen Objekten präsentiert werden, die 2016 angekauft und seither eingelagert wurde. Bislang ist das Bildarchiv im Kunstgebäude an der Biegenstraße untergebracht, wo in Zukunft mehr Platz für das Kunstmuseum und die dort untergebrachten Uni-Institute entsteht.

Auch die Politikwissenschaftler planen einen Umzug. Für knapp acht Millionen Euro wird zurzeit das ehemalige Pharmazie-Gebäude in der Ketzerbach 63

saniert. Dieser älteste Backsteinbau Marburgs mit seinen großen in Sandstein gefassten Eichenfenstern wird von Asbest befreit, energetisch saniert, renoviert, umgebaut sowie mit einem Aufzug und neuen Versorgungsleitungen ausgestattet. “Wir bringen das Gebäude technisch ins 21. Jahrhundert”, erläutert Maja Turba vom Uni-Dezernat für Gebäudemanagement. Der Abschluss ist für 2020 vorgesehen.

Gesa Coordes

Bild mit freundlicher Genehmigung von Raoul Kurz, Dichter Architekturgesellschaft