Eine Woche vor der Bundestagswahl sind in Marburg 1.500 Menschen auf die Straße gegangen, um für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu demonstrieren.
Damit folgten sie einem bundesweiten Aufruf der Klimabewegung „Fridays for Future“, die das Thema weiter ins Zentrum des Wahlkampfes rücken wollte. 32 Organisationen aus Marburg und Umgebung schlossen sich dem Klimamarsch an. Mit Sprechchören, Rasseln und Trillerpfeifen zogen sie bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vor die Parteizentralen von Grünen, CDU, FDP und SPD. Zentrale Forderungen waren die Einführung eines sozial gerechten Klimageldes, der Abbau aller klimaschädlichen Subventionen, Tempolimit, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Einführung einer Kerosinsteuer und die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Allerdings trauten sich nur Sozialdemokraten und Grüne, sich der Kritik der Demonstranten zu stellen.
Vor dem Parteibüro der CDU erinnerte Axel Erdmann von den Scientists for Future an Dürren, Waldsterben und Überschwemmungen. Er bescheinigte den Christdemokraten eine rückwärtsgewandte Klimapolitik. Die CDU fordere, vermehrt mit Holz zu heizen, obgleich selbst in Marburg-Biedenkopf mehr Holz verbrannt werde, als in der Region nachwachse. Die Wärmepumpe als billigstes Heizsystem nicht zu unterstützen, sei unwirtschaftlich. Und dass die CDU das Aus für den Verbrenner zurücknehmen wolle, erschrecke ihn. Schließlich verfehle der Verkehrssektor seit Jahren seine Klimaziele.







Als „Manifest des Stillstands“ bezeichnete Jana Trommer von der „Letzten Generation“ das Wahlprogramm der FDP, die im Interesse des fossilen Wirtschaftens das Tempolimit verhindert und in eine klimapolitische Verweigerungshaltung gegangen sei. Die Liberalen verteidigten ein Wirtschaftssystem, das unsere Lebensgrundlagen zerstöre und künftige Generationen verhöhne. Zudem werde der Klimahintergrund der Fluchtbewegungen komplett ignoriert.
Vor der SPD-Parteizentrale erinnerte Jan Behrend von den Naturfreunden an den verstorbenen Sozialdemokraten Herrmann Scheer, der sich vehement für die Energiewende und das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ eingesetzt hatte. „Mehr Scheer wagen“, empfahl der dem aktuellen SPD-Bundestagsabgeordneten Sören Bartol. Er sei mitverantwortlich dafür, dass das Klimageld immer noch nicht eingeführt worden sei.
Auch mit der Klimapolitik der Grünen waren die Demonstranten nicht zufrieden, wenngleich diese das Thema „wohl am meisten für sich vermarkten konnten“, wie Jonathan Erhard vor dem grünen Parteibüro formulierte. Mit ihrer Idee des „grünen Wachstums“ würden die Probleme aber nicht gelöst. Statt endlich eine grundsätzlich neue Art des Wirtschaftens einzuführen, würden die Grünen „wieder alle Klimaziele über Bord werfen“, kritisierte er.
gec