NABU informiert über das Zusammenleben mit den neuen Nachbarn
Seit einigen Jahren sind sie in Marburg wieder heimisch: Die Biber sind zurück an der Lahn und bauen auch hier ihre Dämme. Der Marburger NABU informiert, wie es sich gut mit den neuen Nachbarn zusammenleben lässt – und wo man Vorsorge treffen sollte.
„Da für Biber die Sommernahrung langsam zu Ende geht, suchen sie sich alternative Nahrungsquellen“, berichtet Hartmut Möller vom NABU. Biber, die zu den streng geschützten Arten in Europa gehören, bevorzugen Rinden von Weichhölzern wie Weiden, Pappeln und Obstbäumen. Auch Zweige und Knospen von Sträuchern stehen auf dem Speiseplan. Im Winter ist die Rinde die Hauptnahrung, da andere Pflanzen schwer verfügbar sind. Sie ernähren sich dabei von der nährstoffreichen Schicht direkt unter der Borke und nicht vom eigentlichen Holz. Biber können Baumrinde verdauen, obwohl sie für die meisten Tiere schwer verdaulich ist. Einzigartige Mikroorganismen in ihrem Darm helfen dabei, die Zellulose zu zerlegen. Ein Biber benötigt etwa 700 bis 900 Gramm Rinde pro Tag.
„Da der Mensch den Flüssen immer weniger Raum lässt und Nutzungen oft bis an den Gewässerrand reichen, kommt es vermehrt zu Konflikten mit dem Biber“, erläutert Möller. Anrainer sollten daher jetzt ihre Bäume durch Drahtgitter schützen. Wenn die Wachstumsphase für Gemüse beginnt, sollten auch die Beete ausreichend abgesichert werden.
Zur Vermeidung von Biberfraß an Gehölzen hat sich laut Möller der Schutz mit Drahtgeflecht bewährt. Der Draht sollte in ausreichendem Abstand um den Stamm geführt werden, damit der Biber ihn nicht erreichen kann. In Biberrevieren hat sich der Schutz von Ziergehölzen mit Maschendraht (Höhe 80 Zentimeter) bewährt. Zudem sollte die Zäunung stabil und im Boden verankert sein, um ein Anheben durch den Biber zu verhindern. „Will man diese Konflikte mit Landwirten und Gärtnern vermeiden, müssten in Uferbereichen Schutzstreifen von 10 – 20m Breite ausgewiesen werden“, sagt Möller. Denn manchen Gewässeranrainern seien die baulichen Begabungen des zweitgrößten lebenden Nagetiers der Erde ein Dorn im Auge.
Dabei kommt die Rückkehr des Bibers für Hessen genau zur rechten Zeit. Bis 2027 sollen nach EU-Vorgaben alle Gewässer einen „guten ökologischen Zustand“ erreichen. Möller: „Hessen ist jedoch noch weit von diesem Ziel entfernt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Die gestalterischen Ambitionen des 1,30 Meter großen Nagers verwandeln begradigte und verbaute Flüsse zum Nulltarif in naturnahe Gewässerlandschaften. Deshalb setzt sich der NABU für die Ausweisung von Gewässer-Entwicklungsstreifen ein. So hätte er 10 bis 30 Meter breite Schutzzonen an beiden Flussufern, in denen der Biber die Gewässer frei und konfliktarm gestalten kann.“

In diesem Sommer wurden an der Lahn im Stadtbereich von Marburg nach Angaben des NABU an vielen Orten Biber gesichtet. Es konnten auch zwei junge Biber fotografiert werden. Im nördlichen und auch im südlichen Abschnitt der Lahn sind Biberburgen entstanden. Biberburgen seien in dem Bereich der Stadtmitte allerdings nicht zu erwarten, da die Uferböschungen vielfach mit Steinen befestigt und zum Teil begradigt wurden. Der NABU geht von zwei bis drei Biberrevieren an der Lahn im Marburger Stadtgebiet nördlich und südlich der Kernstadt aus. Auch in den Lahnzufluss Ohm seien Biber nachgewiesen worden.
Biber sind in Hessen mittlerweile laut NABU wieder an allen größeren Flusssystemen heimisch. Seit der erfolgreichen Wiederansiedlung in den 1980er Jahren hat sich die Population stark ausgebreitet und besiedelt nun neben dem Main-Kinzig-Kreis und Teilen der Fulda auch Gewässer wie die Lahn, die Wetter, die Horloff und die Sinn. Die Population wird auf über 1.900 Tiere geschätzt, die in rund 562 bekannten Revieren leben.
pe/kro
Weitere Infos: www.nabu-marburg.de/biber-in-marburg