Ausstellung im Staatsarchiv Marburg
Marburg im April 1945: Der amerikanische Kunstschutzoffizier Walker Hancock inspiziert die hessische Universitätsstadt auf der Suche nach nationalsozialistischem Raubgut und um den Zustand bedeutender Bauwerke zu begutachten. Nachdem bereits ein großes Kulturgüterdepot in einem Bergwerkstollen bei Siegen und weitere in Mitteldeutschland entdeckt worden waren, entschloss sich die amerikanische Militärregierung, zur Sicherung dieser Objekte im Marburger Staatsarchiv eine Sammelstelle einzurichten, die etwas mehr als ein Jahr Bestand hatte.
In dieser Zeit wurden nach und nach weitere Kunstgegenstände aus verschiedenen Depots in das Staatsarchiv eingeliefert. Die militärische Spezialeinheit nannte sich „Monuments, Fine Arts, and Archives Section“ (kurz MFA&A). Ihre Kunstschutzoffiziere wurden aufgrund ihrer Tätigkeit informell als „Monuments Men“ bezeichnet. Die Einheit sollte die Kulturgüter, die von deutschen Einheiten aus den besetzten Ländern geraubt worden waren, zusammentragen und sie ihren ursprünglichen Besitzern wieder aushändigen. Zuvor waren die „Monuments Men“ schon der amerikanischen Frontlinie gefolgt und hatten die vor Ort befindlichen Kunst- und Kulturgüter zu schützen versucht.
Im Marburger „Central Collecting Point“, der als Vorbild für weitere in Wiesbaden und München fungierte, wurden die Kunstgegenstände katalogisiert, wenn nötig restauriert und vor allem in Kooperation mit den Mitarbeitern des Kunsthistorischen Instituts und des Bildarchivs Foto Marburg unter der Leitung von Richard Hamann fotografiert.
Die Ausstellung „Monuments Men in Marburg – Das Staatsarchiv Marburg als Central Collecting Poin“, die als Kooperation mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg bis zum 12. September im Staatsarchiv Marburg gezeigt wird, beleuchtet die Gründungsumstände des „Marburg Central Collecting Point“ im Kontext des militärischen Kunstschutzes sowie die weitere Entwicklung der Sammelstelle. Sie verdeutlicht die politischen, aber auch wirtschaftlichen Schwierigkeiten einer letzten Endes erfolgreichen deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit inmitten der von großem Mangel geprägten frühen Nachkriegszeit. Auf anschauliche Weise veranschaulicht sie, inwieweit Marburg und die dort angesiedelten Institutionen mit ihren Akteuren in welthistorisch relevante Prozesse involviert waren – von Mai 1945 bis August 1946.
pe/red
Öffnungszeiten & Online-Ausstellung
Sofern es die Pandemie-Lage erlaubt, ist die Ausstellung „Monuments Men in Marburg“ im Hessischen Staatsarchiv am Friedrichsplatz bis 12. September geöffnet montags und freitags von 9.00 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Direktlink zur Online-Ausstellung ist https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de.Zudem ist ein umfangreiches Begleitprogramm geplant: Neben der Präsentation des Hollywood-Films „Monuments Men“ von 2014 mit George Clooney, der die Vorgeschichte des Collecting Points präsentiert, ist eine kurzweilige Finissage im Rahmen des Tags des offenen Denkmals am 12. September 2021 geplant.
Publikation
Zur Ausstellung ist in der Schriftenreihe des Staatsarchivs Marburg als Band 39 eine Begleitpublikation von Marco Rascherschienen: Das Marburger Staatsarchiv als Central Collecting Point mit Beiträgen von Tanja Bernsau, Susanne Dörler, Sonja Feßel, Iris Lauterbach und Katrin Marx-JaskulskiMarburg 2021, 10,– EuroErhältlich im Staatsarchiv Marburg, zu bestellen unter marburg@hla.hessen.de