Seit diesem Monat gibt es eine neue Veranstaltung in der Cavete, bei der sich Singer und Songwriter präsentieren können. An jedem dritten Mittwoch im Monat um 21 Uhr, veranstaltet Sandra Schofer, Inhaberin des Jazz-Clubs Cavete, die neue „Singer-Songwriter-Stage“. Verantwortlich für die Moderation ist Christoph Kirschenmann, der Gründer der ehemaligen Marburger Lesebühne „Late-Night-Lesen“. Im Gespräch mit dem Marburger Express berichten Schofer und Kirschenmann, wie diese neue Veranstaltungsreihe entstanden ist.
Express: Christoph, du hast einen Hintergrund im Poetry Slam, Musical und Theater. Was hat dich nun dazu inspiriert, einen regelmäßigen Treffpunkt für Singer-Songwriter in Marburg zu initiieren?
Christoph Kirschenmann: In der Coronazeit hat mich ein ehemaliger Lesebühnenautor angerufen, der ist freischaffender Künstler und wollte ein Musical aus meinem Buch „Marburg Südsee“ machen. Er fragte, ob ich Interesse hätte da mitzumachen. Ich konnte mir das erst gar nicht vorstellen aus Kurzgeschichten ein Musical zu machen. Aber das hat erstaunlich gut funktioniert. Wir haben daran gearbeitet und so bin ich wieder ins Songwriting gekommen. Bei der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten habe ich aber festgestellt, dass es viel zu wenig Bühnen gibt, auf denen Singer- und Songwriter auftreten können. Und so ist die Idee gereift.
Was erhofft ihr euch von der Veranstaltung?
Christoph Kirschenmann: Im Prinzip ist der Gedanke in der Cavete eine Community aufzubauen, in der sich Liedermacherinnen und Liedermacher treffen können. Die Leute sollen hier mitmachen, sich vernetzen und Bands gründen. Es soll also eine Möglichkeit sein, sich zu finden.
Zum Beispiel eine Sängerin sucht eine Band, oder eine Band sucht einen Drummer und so weiter. Das geht natürlich auch alles digital, aber wir wollen hier einen realen Platz schaffen.
Könnt ihr ein wenig darüber erzählen, wie der Abend ablaufen wird – gibt es feste Regeln oder ein offenes Konzept?
Christoph Kirschenmann: Der erste Teil des Abends hat ein festes Programm, mit eingeladenen und vorangemeldeten Künstlern. Jeder hat einen festen Zeit-Slot von maximal einer halben Stunde. Für den 19. Februar zum Beispiel hatten sich die Liedermacher „Haus & Düppers“ aus Marburg, „Bachmann & Friends“ aus Stadtallendorf und der Solokünstler Peven Major angemeldet. Nach dem festen Programm gibt es das offene Mikro. Da kann im Prinzip jeder auftreten, der will. Auch ohne Voranmeldung. Dieser Teil des Abends wird dann auch nicht mehr moderiert, da ist dann alles offen.
Wie ist die Resonanz unter den Künstlern bisher?
Christoph Kirschenmann: Die Resonanz ist sehr gut. Es gibt schon viele Anmeldungen für den ersten Teil der Veranstaltung. Das zeigt uns, dass es bis jetzt wirklich zu wenig Auftrittsmöglichkeiten für Singer und Songwriter gibt.
Warum wurde die Cavete als Veranstaltungsort für die Singer-Songwriter-Stage ausgewählt?
Christoph Kirschenmann: Für mich war von Anfang an klar, wenn ich sowas mache, dann in der Cavete.
Sandra Schofer: Als Christoph mit seiner Idee von der Singer-Songwriter-Stage kam, habe ich mich total gefreut, ich wusste sofort: Das will ich. Das passt genau in unser Konzept, das wir uns überlegt hatten. Und ich finde die Cavete hat so eine großartige Mischung aus Tradition und Coolness. Das möchte ich erhalten, sodass die Leute gerne herkommen und sich direkt in dieser besonderen Atmosphäre wohlfühlen können. Die kleine Bühne und der Gewölbekeller laden dazu ein, dass es schon ab 50 Leuten gemütlich und kuschelig wird.
Wie wirkt sich diese Atmosphäre aus?
Sandra Schofer: Beim Songwriting geht es ja auch um Geschichten, manchmal auch traurige und intime Geschichten. Und dann kann es für Musiker toll sein, weil man einen direkten Kontakt zu den Zuschauern haben kann. Man kann die Stimmung sofort rüberbringen und auch die Stimmung des Publikums wahrnehmen. Das ist so besonders, weil da nix dazwischen ist und es ein Zusammenspiel zwischen Künstlern und Publikum geben kann. Manchmal ist es dann ganz ruhig und manchmal hat die Hütte hier gebrannt.

Wie habt ihr im Team die Aufgaben verteilt?
Christoph Kirschenmann: Ich moderiere die Veranstaltung und bei mir können sich die Künstlerinnen und Künstler melden, um mitzumachen. Sandra bietet die ganze Infrastruktur und das Drumherum.
Sandra Schofer: Genau, ich biete im Prinzip die Hardware. Die Jazz-Initiative bietet die Möglichkeit die Instrumente zu nutzen und unterstützt die Veranstaltung
In Marburg gibt es bereits eine Vielzahl an Plattformen, auf denen Singer und Songwriter ihr Talent präsentieren können. Welchen Stellenwert nimmt euer Format in diesem etablierten Angebot ein?
Christoph Kirschenmann: Es gibt meines Wissens nach nichts wirklich, wo man als Newcomer ohne Anmeldung und Bühnenerfahrung spontan hingehen kann, eine Liedermachende Community vorfindet und man sich gleich aufgehoben fühlt. Unser Ziel ist es, eine Gemeinschaft aufzubauen, das ist das Besondere an unserem Format.
Gibt es eine bestimmte Zielgruppe für die Veranstaltung?
Christoph Kirschenmann: Da sind wir völlig offen. Ob mit Gitarre oder Klavier. Als Rapper oder A Cappella. Jeder darf kommen und sich beim offenen Mikro ausprobieren. Es soll halt nur was eigenes sein.
Gibt es eine Gage für Künstler?
Christoph Kirschenmann: Da wir keinen Eintritt verlangen, gibt es keine Gage. Wir überlegen am Ende der Veranstaltung einen Hut rumgehen zu lassen.
Welchen Stellenwert nehmen Singer-Songwriter in der heutigen Musiklandschaft
ein?
Christoph Kirschenmann: Ich glaube wieder einen großen Stellenwert. In den 80er und 90er Jahren gab es eine Zeit, in der das weniger relevant war. Und jetzt kommt das Biopic von Bob Dylan ins Kino, einer der größten Singer-Songwriter aller Zeiten. Der wird bis heute zitiert und interpretiert und ist weiterhin ein großes Vorbild. Und letztendlich ist es ja auch egal, ob Liedermaching „in“ ist oder nicht.
Welche Rolle spielen die sozialen Medien wie TikTok und Instagram dabei?
Christoph Kirschenmann: Ich glaube, es wird irgendwann doch einsam und langweilig, nur ins eigene Handy zu singen und sich zu filmen. Da ist es dann ein ganz anderes Erlebnis, auf einer echten Bühne zu stehen. Man braucht aber auch ein bisschen Mut. Aber ganz klar ist es für Künstler wichtig, auch auf den Social-Media-Plattformen präsent zu sein, um Reichweite herzustellen.
Interview: Janine Anderson
Anmeldungen zur Singer-Songwriter-Stage und weitere Informationen: singer-songwriter-marburg@web.de