“3 Tage Marburg” 2019 – Das begann mit einem wahren Wechselbad. Wenn schon nicht der Gefühle, dann doch des Wetters. Denn es war zunächst einmal eines: nass. Pünktlich zu Beginn des 22. Marburger Stadtfestes meinte der Wettergott oder wer sonst zuständig ist, eine besondere Kapriole drehen zu müssen und ließ einen Platzregen vom Stapel, der sich gewaschen hatte. Daran konnte auch der von OB Spies mit zwei Hammerschlägen souverän vollzogene Fassbieranstich auf dem Marktplatz nichts ändern – das Freigetränk rann zwar im Anschluss durch die Kehlen des Häufleins Unverzagter, der sich eingefunden hatte, aber ebenso rannen die himmlischen Fluten in so manchen Nacken, vom aufgeweichten Schuhwerk gar nicht zu reden. Nein, gemütlich geht anders, und so wird dieser Stadtfestauftakt als der nasseste aller Zeiten in die “3TM”-Annalen eingehen…

Wollte man denn unbedingt der freitäglichen Witterung einen klitzekleinen positiven Effekt auswringen resp. abringen, so könnte der immerhin auf das “3TM”-Feuerwerk bezogen sein. Angst vor trockenheitsbedingten Wald-, wiesen oder gar Stadtbränden mussten Feuerwerker Walter Scharenberg und sein Team vom Phönixx-Feiertheater wahrlich nicht haben. Und auch der Wind hielt sich im Zaum: Die noch tags zuvor befürchteten heftigen Sturmböen blieben daheim. Und so konnte das bestens aufgelegte Studenten-Sinfonie-Orchester beim Festkonzert hoch oben im Schlosspark brillieren. Mit gewohnt sicherer Hand leitete Dirigent Ulrich Manfred Metzger seine jungen Musikerinnen und Musiker durch ein ebenso abwechslungsreiches wie unterhaltsames Programm, das einen weitgesteckten dramaturgischen Bogen durchmaß. Sopranistin Yvonne Prentki setzte dem Reigen die virtuosen Spitzenlichter auf. Da hatte sogar der blöde Regen mit einem Mal ein Einsehen: Für die Dauer der choreographierten Feuerwerk-Inszenierung machte er eine Pause. So konnte die kunstvolle Mischung von Klang und Glanz in einen trockenen Marburger Nachthimmel steigen. Ein wunderbarer Anblick und echter “3TM”-Höhepunkt. Unter den gegebenen Umständen fand der diesjährige Benfiz-Klassikabend auf der Sparkasse-Freilichtbühne im Schlosspark vor einem unerschrockenen, regenschirm-bewaffneten Publikum auf den Rängen statt.

Ein Einsehen hatte Petrus dann am Samstag und Sonntag. Gelegentlich kam am Samstag sogar die Sonne raus, die Temperaturen lagen um die 20 Grad. Und so dauerte es auch nicht lange, bis der Schlosspark, die Innenstadt und das Lahnufer voll bestens gelaunter Festbesucher waren, die über die Märkte und die Autoausstellung Marburg Mobil flanierten, die Drachenbootteams anfeuerten und dem vielseitigen Musikprogramm lauschten. Auf den in der ganzen Stadt verteilten Bühnen gaben sich insgesamt rund 60 Acts die Klinke in die Hand. Musikalisch stand bei “3TM” natürlich wieder Vielfalt auf dem Programm: Von erstklassigem Rap & Rock über weltmuskalische Harfenklange, Afro-Beats bis zur großartigen Fifties-Party zum Abtanzen.

Begeistert haben uns dabei viele Künstler und Ensembles im 3TM-Line Up: Bazouka Groove Club, die auf der Sparkasse-Freilichtbühne mit einer unglaublich energiegeladenen Liveshow ihre Fans zum Abtanzen brachten (und die Hose von Frontmann Basti zum Zerreißen), The Monotypes, die parallel dazu den Marktplatz mit ihrer großartigen Show rockten, Marburgs Ausnahme-Musiker Robert Oberbeck & Band ebenso wie der Marburger Multiinstrumentalist Kalabis, Afro-Kunda mit mitreißenden afrikanischen Grooves. Der Belleville Swing Club trotzte am Freitag dem härtesten Regen, ebenso wie die Weltmusiker von poco piu oder das Nidia Ortiz Quintett. Die junge Formation Soundkraft begeisterte mit ihrem kraftvollen Rock, The Mangonuts mit einem spannenden Rock-Jazz-Mix, Franziska Schicketanz mit wunderbaren Pop-Melodien und Zagreb Titan mit bestem Ska-Punk-Polka-Pop. Und das ist nur eine kleine Auswahl der tollen Musiker, die bei “3TM” auf den Bühnen standen.

Ein prima Erfolg war auch die Tanzbühne am Steinweg, wo die Tanzschule Seidel vielfältige Workshops anbot und mit eindrucksvollen Showtänzen Lust zum Mittanzen machte.

Auf der Lahn kämpften wie jedes Jahr verschiedene Teams in einem spritzigen Drachenbootrennen um Ruhm und Ehre. Beim Parteienrennen teilen sich dieses Jahr die CDU und die FDP den Sieg. Die Startgebühren in Höhe von 840,00 Euro spendeten die Sieger dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst (AKHD) des Deutschen Kinderhospizvereins.

Im Renn-Cup holten die Tapetengiganten ganz knapp den Gesamtsieg – sie lagen nur eine Drachenkopflänge vor den Freudigen Forellen, die am Sonntag den Tagessieg eingefahren hatten. Für die beste Kostümierung wurde das Fliegende Boot ausgezeichnet.

Lisa Mank wurde auf der Drachenbootbühne an der Lahn am Sonntag als Hauptgewinnerin der “3TM”-Tombola gezogen. Sie ist ab sofort glückliche Besitzerin eines nagelneuen Kleinwagens.

Eine schöne Ergänzung zum bunten Treiben in Marburgs Gassen war das internationale Begegnungsfest auf dem Kirchhof der Lutherischen Pfarrkirche. Zahlreiche Vereine und Initiativen kamen hier zusammen, präsentierten ihre Arbeit und versorgten die Besucher mit landestypischen Speisen. Untermalt wurde das Zusammenkommen mit traditionellen Tanz- und Musikeinlagen.Vor dem Erwin-Piscator-Haus präsentierten am Samstag regionale Händler des dorthin verlegten Oberstadtmarktes ihre leckeren Angebote. Mit verschiedenen Spielen sorgte die Jugendfeuerwehr Marburg am Sonntag dann auf dem EPH-Vorplatz vor allem bei den kleinen Besuchern für viel Spaß. Allgemein war die Atmosphäre bei “3TM” auch dieses Jahr absolut friedlich, wie die Polizei zufrieden feststellt.

Last but not least ein, leider durch den freitäglichen Regen bei dem “3TM”-Klassik-Benefizkonzert etwas getrübtes Ergebnis: Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst (AKHD) des Deutschen Kinderhospizvereins in Marburg kann sich über Spenden in Höhe von 2180 Euro freuen, die beim durch die Witterung nicht so gut wie sonst besuchten Konzert sowie der Spendensammlung während des “3TM”-Empfangs am Sonntag zusammengekommen sind.

kro/MiA

Bild mit freundlicher Genehmigung von Georg Kronenberg