Anfang September wurde die invasive, asiatische Hornisse zum ersten mal in Marburg gesichtet. Wer die Art beobachtet oder eines ihrer Nester sieht, sollte das online melden.

Dafür hat das hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie eigens ein Meldeportal eingerichtet. Wichtig ist, dass Beobachter*innen dort auch ein Foto einreichen, damit die Behörde die Sichtung verifizieren kann. Gemeldete Hornissennester werden mit dem Fotobeleg überprüft und gegebenenfalls entfernt.
Erkennbar ist die gebietsfremde Hornissenart vor allem durch ihre dunkle Färbung: Der Kopf und die Brust des Tiers sind schwarz, der Hinterleib ist zusätzlich mit gelben Bändern gestreift. Auch die Beine sind schwarz-gelb. Die europäische Hornisse ist hingegen hauptsächlich rot-braun und gelb gefärbt. Die zwei Arten unterscheiden sich zudem in ihrer Größe – die invasive Hornisse ist im Vergleich zu ihrer einheimischen Verwandten etwas kleiner.
Charakteristische für die asiatische Hornisse sind auch ihre Nester: Die Königin baut im Frühjahr ein sogenanntes Gründungsnest, das etwa handballengroß ist und sich häufig in Schuppen, Sträuchern oder Hecken befindet. Im Sommer errichten die nun geschlüpften Arbeiterinnen größere Sekundärnester, die frei in Bäumen oder an hohen Gebäuden in mehr als zehn Metern Höhe hängen. Diese Nester sind zwischen 60 bis 100 Zentimeter hoch und zwischen 50 bis 80 Zentimeter breit. Kennzeichnend ist auch, dass sich das Einflugloch seitlich am Nest befindet. Europäische Hornissen bauen hingegen nur im Herbst kleine Nester, in denen wenige Tiere überwintern. Die einhemische Art bevorzugt dafür wettergeschützte Hohlräume; beispielsweise Baumhöhlen, Nistkästen, Dachböden oder Schuppen.

Zwar gilt die asiatische Hornisse – genau wie die europäische Verwandte – als friedfertig. Beide Arten greifen meist nur an, um ihre Nester zu verteidigen. Der Stich ist nicht schmerzhafter als der einer Honigbiene oder einer Wespe. Die Neuankömmlinge können sich jedoch rasch ausbreiten und gelten aus diesem Grund als Gefahr heimische Ökosysteme. Welche Auswirkungen die Art haben könnte, wird derzeit noch erforscht. Zudem gibt es Befürchtungen, dass die asiatische Hornisse der Landwirtschaft schaden könnte. So berichten etwa Imker aus Frankreich, dass die Tiere vermehrt Honigbienenvölker angreifen. Ob sie auch für hessische Imker zum Problem werden könnte, ist bisher aber unklar. Das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie erklärt auf seiner Website, dass Honigbienenvölker wahrscheinlich erst dann gefährdet sind, wenn die asiatische Hornisse eine „höhere Nestdichte“ erreicht. Auch dann seien vermutlich zunächst geschwächte oder kranke Völker Angriffen ausgesetzt.
In Hessen wurde die asiatische Hornisse zum ersten mal 2019 beobachtet. Bisher trat die Art aber vor allem in Südhessen auf. Am häufigsten wird sie im Landkreis Bergstraße gesichtet: Dort gab es im vergangenen Jahr 160 Meldungen über einzelne Tiere sowie 61 über Nester.

LB

Bilder mit freundlicher Genehmigung von CC BY-SA 2.0 und Reiner Jahn