Floßprojekt für Grundschulkinder auf der Lahn.
28 Quadratmeter ist die schwimmende Plattform groß, auf der 15 Grundschulkinder die Lahn entlang schippern. Eine Woche lang sind sie auf und am Fluss unterwegs, um die Pflanzen- und Tierwelt zu erkunden. Die Stadt Marburg bietet das Floßprojekt im Rahmen der Betreuungsangebote an Marburger Grundschulen an.
Alle Blicke sind auf die Wasseroberfläche gerichtet, als sich das Floß langsam in Bewegung setzt. Während die schwimmende Plattform vom Ufer an den Afföllerwiesen ablegt und ihren Kurs auf der Lahn Richtung Wehrda nimmt, ist die Vorfreude an Bord spürbar.
15 Schülerinnen und Schüler der von ersten und zweiten Klassen der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) nutzen das Betreuungsangebot und fahren mit. Begleitet werden sie von Daniela Tänzler und Kristin Nassauer, zwei pädagogischen Fachkräften des Fachdienstes Ganztag und Schulbetreuung, sowie von Erlebnispädagogin Eva Thews, Mitarbeiterin des Vereins zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj).
Thews ist für eine Woche die Kapitänin der Gruppe, stimmt zwischendurch auch mal die Ukulele an und steuert das Floß dahin, wo die Schülerinnen und Schüler gerne anlegen möchten. An diesem Tag geht es zunächst zur Muschelstelle, um kleine Fische zu keschern. Fünf Tage lang verbringen die Kinder mit ihren erwachsenen Begleiterinnen den Nachmittag auf der Lahn und an ihrem Ufer.
„Das ist ein schwimmender Lernort. Die Kinder lernen die Lahn als Lebensraum für Tiere und Pflanzen kennen und sie erfahren, warum es so wichtig ist, den Fluss und sein Ufer zu schützen. Dabei leben sie ihre Entdecker-Freude aus“, sagt Bürgermeisterin Nadine Bernshausen.
Das Floßprojekt des bsj verbinde Umweltbildung und Naturpädagogik mit der so genannten Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Diese Form von Erlebnispädagogik sei seit 2017 im Hessischen Schulgesetz verankert.
Im Laufe der Woche gewinnen die Kinder Sicherheit im Umgang mit dem Floß. Routiniert bewegen sie sich auf dem schwimmenden Gefährt und widmen sich ganz ihren Interessen. Einige Kinder fischen mit Keschern und Eimern kleine Fische und Muscheln aus dem Wasser und lassen sie in einem Aquarium schwimmen, um sie weiter zu beobachten. Ein paar Jungs und Mädchen hantieren mit Wasserschläuchen, Gießkannen und Trichtern.
Andere Kinder genießen die Ruhe, machen es sich auf den Bänken gemütlich und beobachten die Umgebung. Was es wohl heute zu sehen gibt? An den vorangegangenen Tagen haben sie einen Eisvogel, Fischreiher und Regenbogen gesichtet, berichten sie. An diesem Tag entdecken sie unter anderem Wasserläufer, eine Libelle und eine Spinne. Manche sehen sich Tierbücher an, während andere ihre aus Stöcken und Schnüren gebauten Angeln durch das Wasser gleiten lassen.
Nach dem Zwischenstopp an der Muschelstelle geht es noch ein Stück weiter die Lahn entlang. „Wie lautet unsere Regel beim Ab- und Anlegen?“, wiederholen die Erwachsenen, bevor sich das Floß in Bewegung setzt oder anlegt. „Alle bleiben sitzen“, rufen die Kinder und nehmen auf den Bänken Platz. Bevor es dann wieder zurück Richtung Fischtreppe geht, gibt es zur Stärkung noch ein Picknick auf dem Floß.
Während dieser Woche lernen die Kinder nicht nur die Lahn und das Ufer als Lebensraum für Tiere und Pflanzen kennen. Sie erleben sich auch als Gruppe, die zusammen plant, handelt und Herausforderungen meistert. Am letzten Tag der Projektwoche gibt es einen gemeinsamen Abschluss mit den Eltern am Lahn-Ufer. Dann haben die Kinder die Möglichkeit, zu erzählen und zu zeigen, was sie alles gelernt und erlebt haben.
pe