Am Wochenende hat Benedikt Neuenfels im Cineplex den Marburger Kamerapreis entgegengenommen. Regisseur Stefan Ruzowitzky lobte bei seiner Laudatio vor allem die Innovationskraft des Preisträgers.

„Bei Benedict wird die Kamera selbst zum Protagonisten, zum Mitspieler“, erklärte Ruzowitzky. Neuenfels zeichne sich dadurch aus, dass er stets überraschen und Neues ausprobieren wolle. „Ihn dir steckt eine große Schaffenskraft und der Wille zur Entdeckung neuer Bilderwelten, an denen du uns teilhaben lässt.“ Mit dem Regisseur aus Österreich hat Neuenfels unter anderem die “Die Fälscher” (2007), “Die Hölle – Inferno” (2017) und “Hinterland” (2021) gedreht.

Die Jury würdigte Neuenfels Engagement für seinen Beruf. Der Preisträger habe sich „entschieden dafür einsetzt, den Begriff der Bildgestaltung zu profilieren, um darauf hinzuweisen, dass neben der Bedienung der Kamera auch die Bewegungsdramaturgie, die Arbeit mit Licht und Farben und damit das visuelle Erzählen zu den Aufgaben der Bildgestalter*innen und Kinematograf*innen gehört.“

„Farbe, Licht und Schatten – all diese Elemente können interpretiert werden und tragen zur Bildgestaltung bei. Mit Benedict Neuenfels würdigen wir einen Preisträger, der uns deutlich macht, dass Bildgestaltung mehr ist als das Führen einer Kamera. Egal wie innovativ die Technik ist, so ist es doch immer der sie nutzende Mensch, der neue Spielräume auslotet, um so innovative Ergebnisse zu schaffen“, begründete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die Wahl.

Marburger Kamerapreis 2023 mit Benedicht Neuenfels und Stefan Ruzowitzky (Foto: Georg Kronenberg, i. A. d. Stadt Marburg)

Uni-Präsident Thomas Nauss hob besonders Neuenfels Fähigkeit zur Zusammenarbeit hervor – schließlich seien Filmprojekte nur in Kooperation zu realisieren. „Kollaboration ist nicht nur der Schlüssel für das Gestalten von Filmbildern, sondern auch dafür, die drängenden Krisen unserer Zeit zu bewältigen.” Wie Neuenfels erklärte, gebühre die Auszeichnung nicht nur ihm, sondern auch seinen Mitarbeitern – zur Preisverleihung erschien der Bildgestalter deswegen auch in Begleitung von Kollegen, mit denen er teilweise seit 37 Jahren zusammenarbeitet.

Benedict Neuenfels bedankte sich für die Auszeichnung durch den Marburger Kamerapreis und betonte, dass Bildsprache eine Sprache sei, die international am meisten verstanden und deswegen auch missbraucht werde. „Gerade in der heutigen digitalen Zeit ist es daher besonders wichtig, dass wir gemeinsam genau hinschauen“, so Neuenfels.

Zur Person

Benedict Neuenfels studierte bis 1994 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Seine erste Arbeit als Bildgestalter war der 1988 erschienene Spielfilm “Europa und der zweite Apfel”, den er unter der Regie seines Vaters Hans Neuenfels drehte. Danach folgten Filme wie “Morlock – Die Verflechtung” mit Götz George (1993, Regie: Dominik Graf), “Frau Rettich, die Czerni und ich” mit Martina Gedeck und Iris Berben (1998, Regie: Markus Imboden), oder “Ich bin dein Mensch”mit Maren Eggert und Dan Stevens (2021, Regie: Maria Schrader).

Neuenfels wirkte an mehr als 60 Filme und Serien unterschiedlicher Genres mit und wurde so zu einem der vielseitigsten Bildgestalter im deutschsprachigen Raum. Für seine ästhetisch ausgesprochen facettenreiche Arbeit wurde Neuenfels bereits mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet, unter anderem bekam er sieben Mal den Deutschen Kamerapreis und zweimal den Deutschen Filmpreis für die beste Bildgestaltung.

pe/LB

Bild mit freundlicher Genehmigung von Georg Kronenberg