… blinzelt vom blaugeputzten Himmel, eine begeistere Menschenmenge wogt fröhlich und friedlich am Straßenrand. Der schier endlose Zug phantasievoll ge­stal­teter Motivwagen setzt einen originellen Höhepunkt nach dem anderen.

Von den buntgeschmückten Wagen der Karnevalsgesellschaften regnet es erlesene Köstlichkeiten, raffinierte Unterhaltungselektronik und hochwertiges Kinderspielzeug. An den Freigetränkeständen fließen Caipirinha und cremige Milkshakes in Strömen. Musik! Die Luft vibriert von den Samba-Rhythmen der zahllosen Trommelgruppen, die Blaskapellen überbieten sich gegenseitig mit Mardi-Gras-Klassikern, Dancefloor-Beats fahren in Bein und Bauch. Dazu ein Feuerwerk der Farben und Formen, wenn gewagt gewandete Tanzgruppen langbeinig und leichtfüßig vorbeistolzieren.

Und dann schwebt aus einer dieser Gruppen die langbeinigste und leicht­füßigste und bezauberndste aller Samba-Elfen auf dich zu, schaut dir tief in die Augen und rülpst auf Hessisch: „10 nackte Frisösen, mit richtig feuchten Haaren!“ Und plötzlich bist du wach. Und alles ist ganz anders. Denn du stehst wieder auf dem Marburger Rosenmontagszug. Und die Samba-Elfe ist ein zotteliger Nachzügler mit schwankendem Gang und schwerer Schnapsfahne.

Und es ist kalt.

Michael Arlt

Bild mit freundlicher Genehmigung von Michael Arlt