… waren sie plötzlich weg. Ohne Vorankündigung. Ohne Abschiedsbesuch. Dabei haben wir uns in den vergangenen Wochen beinahe täglich gesehen. Zugegeben, ein inniger Kontakt kam dabei nicht zustande. Naturgemäß. Aber ein respektvolles Tolerieren war es auf beiden Seiten, davon gehe ich aus.

Bei uns kam über das bloße Anerkennen des gedeihlichen Nebeneinanders noch die Freude an der ganzen Art und Weise unserer vorübergehenden, nunja, Nachbarn, hinzu. Wie sie in kleinen Trupps insbesondere am frühen Abend um die Häuserecken flitzten. Ein Wusch – und schon waren sie in der nächsten Gasse verschwunden, nur um ganz kurze Zeit später einen Block weiter wieder hervorzuzischen. Immer volle Pulle und immer begleitet von ihrem un­ver­wech­sel­baren, hohen Rufen.

Jetzt ist es leiser geworden, und der Luftraum über der Straße gehört wieder uns, die wir bei Sonnenuntergang auf dem Balkon liegen zwischen Mohn und Salbei, neben Sonnenblumen und Tomaten, am Gin & Tonic nippen und über dem sachten Klickern der Eiswürfel sinnieren, dass sich auch dieser Sommer wohl schon wieder seinem Ende zuneigt.

Jetzt, wo die Mauersegler in den Süden geflogen sind.

Michael Arlt

Bild mit freundlicher Genehmigung von Tina Wagner