Ab sofort kann der Nachlass des Journalisten und Medizinhistorikers Ernst Klee (1942-2013) online recherchiert werden. Der Aufklärer über Medizin-Verbrechen galt als Pionier der Forschung zu „Euthanasie“.

In der Gedenkstätte Hadamar wurde sein Nachlass wissenschaftlich erschlossen. In Marburg studierte er Theologie. Zudem forschte er intensiv über die Menschenversuche an KZ-Häftlingen, an denen die ehemaligen Behringwerke beteiligt waren.
Die zwei „Klee-Räume“ in der Gedenkstätte enthalten seine Privatbibliothek mit 1454 Büchern, 117 Aktenordnern und 140 Hängeregistern. Darin stecken zum Beispiel Unterlagen zu den Nürnberger Ärzteprozessen und anderen Medizinverbrechen, Fotos von den Menschenversuchen in den Konzentrationslagern, SS-Personallisten und Briefwechsel zwischen den Ärzten.
Die Gedenkstätte verfügt mit seinem Nachlass über einen großen Fundus zur Erforschung der „Euthanasie“-Täter einschließlich ihrer Karrieren nach 1945.
Für seine systematische Auseinandersetzung mit NS-Medizin sowie den Gräueltaten an Behinderten und seelisch Kranken wurde Klee vielfach ausgezeichnet. Bekannt wurde er durch sein Buch über die „Euthanasie im NS-Staat“. Er forschte auch über die Marburger Behringwerke, die an den Menschenversuchen im KZ Buchenwald beteiligt waren. Dort wurden die Insassen „wie menschliche Meerschweinchen“ missbraucht, um Impfstoffe zu testen. Sie wurden künstlich mit Fleckfieber, Gelbfieber, Ruhr und Gasbrand infiziert – viele starben oder trugen schwerste gesundheitliche Folgen davon. Zudem hat Klee über die Behindertenbewegung, Aids-Kranke im Gefängnis, Altersheimbewohner und psychisch kranke Jugendliche gearbeitet. „Er wollte die sichtbar machen, die nicht gesehen wurden“, sagt Historikerin Esther Abel, die den Nachlass aufgearbeitet hat.
Der Nachlass ist auf dem Archivinformationssystem Arcinsys weltweit abrufbar. Recherchiert werden kann nach Personen, Themen und Orten. Die Akten selbst können vor Ort angeschaut werden.

gec

Weitere Infos: www.gedenkstaette-hadamar.de.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gedenkstätte Hadamar