Am Mittwoch, 11. September, öffnet die “Galerie für Menschen auf der Straße” im TAS in Marburg mit der Fotoausstellung “Marburg in Bewegung.” Am 11. September wird bundesweit der Tag der Wohnungslosen begangen, an dem auf die wachsende Wohnungsnot im Land aufmerksam gemacht werden soll.
Von der eindrucksvollen Lichtinstallation im Alten Botanischen Garten über die spektakuläre Schlossillumination bei „Marburg b(u)y Night“, bis zu ungewohnten Perspektiven auf Marburger Sehenswürdigkeiten reichen die Motive, die ab dem 11. September in der „Galerie für Menschen auf der Straße“ in der Gisselberger Straße 35 von Express-Redaktionsleiter Georg Kronenberg gezeigt werden.
Der Ausstellungsort ist neu, die Galerie befindet sich in den Räumlichkeiten der Tagesaufenthaltsstätte für Wohnungslose des Diakonischen Werks Marburg-Biedenkopf. Die als TAS in Marburg bekannte Einrichtung ist Anlaufstelle für wohnungslose und obdachlose Menschen. Hier wird ein warmes Essen, kostenfreies Duschen oder Friseurdienste angeboten. In der TAS können Wohnungslose und Obdachlose ihre Wäsche waschen, es gibt eine Notkleiderkammer und Hilfsmittel für das Leben auf der Straße. Die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks bieten Sprechstunden zu unterschiedlichen Themen an und es gibt ein regelmäßiges medizinisches Hilfsangebot. „Wir verstehen uns als Schutzraum und anonyme Anlaufstelle für obdachlose Menschen. Wir fragen die Menschen, die zu uns kommen nicht, woher sie kommen sondern kümmern uns um ihre Bedürfnisse, beispielsweise bei der Kommunikation mit Ämtern“, berichtet Diplom-Pädagoge Jens Schneider.
Schneider hatte die Idee, in den TAS-Aufenthaltsräumen die neue Galerie einzurichten. „Uns geht es um die Themen Wertschätzung und gesellschaftliche Teilhabe. Wir erleben im Alltag, dass unsere Leute ständig gegen Barrieren stoßen und auf sie herabgeblickt wird. Wir wollen hier einen Ort bieten, der so wertschätzend ist, wie möglich. Dazu sollen die regelmäßige Ausstellungen in unseren Räume beitragen, die extra für sie konzipiert werden, neben Fotografie ist zum Beispiel auch Malereien angedacht“, sagt Schneider. Seines Wissens sei es die erste Galerie dieser Art.
Während die Ausstellungseröffnungen als öffentliche Veranstaltungen geplant sind, ist die Galerie sonst exklusiv für die Besucherinnen und Besucher der TAS geöffnet. „Unser Anspruch ist es, dass die Menschen hier zur Ruhe kommen, sich geschützt fühlen und Kraft tanken können“, sagt Schneider.
Vernissage & Infoveranstaltung
Die „Galerie für Menschen auf der Straße“ wird am Mittwoch, 11. September, um 15.30 Uhr in der TAS, Gisselberger Straße 35, mit der Fotoausstellung „Marburg in Bewegung“ von Georg Kronenberg eröffnet. Stadträtin Kirsten Dinnebier begrüßt auf Einladung des Diakonischen Werks Marburg-Biedenkopf die Gäste. Die Vernissage ab 15.30 Uhr ist öffentlich. Das musikalische Rahmenprogramm wird von Johannes M. Becker gestaltet. Die Galerie für Menschen auf der Straße lebt von Spenden. Über diese freuen sich auf der Vernissage die Mitarbeitenden der Wohnungsnotfallhilfe.
Um 17 Uhr schließt sich eine Veranstaltung der Stadt Marburg im Gebrauchtwarenkaufhaus in der Gisselberger Straße 33 an. Dort wird über das geplante Marburger Vinzi-Dorf und weitere städtische Unterstützung bei Obdach- und Wohnungslosigkeit.
Bereits am Sonntag, 8. September, gibt es einen Open-Air-Gottesdienst zum Tag der Wohnungslosen um 10 Uhr auf dem Lutherischen Kirchhof mit anschließendem gemütlichem Beisammensein und kostenlosen Essen.
Tag der Wohnungslosen
Am 11. September wird jedes Jahr mit Aktionen in ganz Deutschland der „Tag der Wohnungslosen“ begangen. Damit soll auf die wachsende Wohnungsnot im Land aufmerksam gemacht werden. Obdachlosigkeit führt zu einer gravierenden sozialen Notlage und beeinträchtigt die Betroffenen massiv in ihren Menschenrechten. Betroffene haben keine Privatsphäre, keine Türe, die sie hinter sich schließen können.
Wohnungsnotfallhilfe des Diakonischen Werkes Marburg-Biedenkopf
Die Wohnungsnotfallhilfe des Diakonischen Werkes ist in der Gisselberger Straße 35/35a. Sie teilt sich auf in die Tagesaufenthaltsstätte (TAS) und die Fachberatung Wohnen, eine Beratungsstelle für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, sowie der Straßensozialarbeit. Zielgruppe der Wohnungsnotfallhilfe sind Menschen in besonderen sozialen Problem- und Lebenslagen, deren Wohnsituation nicht existent, bedroht oder unzureichend sind.
Seit mehreren Jahren betreibt die Wohnungsnotfallhilfe auch sieben Schutzcontainer in der Stadt, in der Obdachlose eine zeitweilige Unterkunft finden können. „Die Wohnsituation in Marburg ist wie in vielen anderen Kommunen so zugespitzt, dass Menschen am unteren Ende eigentlich keine Chance haben, eine Wohnung zu bekommen“, so Schneider.
kro