Sammelaktion: Bis zu 210 Euro pro Tonne Kronkorken fürs Cappeler Tierheim.

Sechseinhalb Stunden ist Manuel Jung an einem Samstag mit seiner Lebenspartnerin Novia Trippler durch Marburg gefahren. Dabei hätten sie anderthalb 1200-Liter-Fässer an Kronkorken eingesammelt, sagt Jung. Die Kronkorken verkaufen sie an den Recyclinghof „Ferrum“ in Gießen, der den Erlös direkt an das Cappeler Tierheim überweist.

Seit Jung und Trippler die Aktion vor über einem Jahr gestartet haben, seien mehr als 1300 Euro beim Tierheim angekommen, sagt Maresi Wagner, Leiterin des Tierheims: „Dieses Geld hilft uns sehr.“ Es werde auch in Behandlungen investiert, die Tierleben retten. Jedoch laufe die Aktion momentan „stockend“, sagt Jung: „Ich hab‘ ein Zeitproblem.“ Über zwei Monate konnte er die Kronkorken nicht zum Schrotthändler, Ferrum, fahren. Normalerweise nutze er dafür den Firmensprinter. Diesen könne er momentan jedoch nur abends nutzen und Ferrum schließe schon um 16 Uhr. Jung sagt: „Jetzt bräuchte ich jemanden, der ‘nen Sprinter hätte und für mich die Kronkorken nach Gießen fährt. Das suche ich gerade dringend.“

Drei Tonnen Kronkorken lagert er aktuell auf dem Gelände seines Arbeitsgebers. Jung sagt: „Ich hab‘ keinen Platz mehr. Mir gehen die Fässer aus.“ Dass sein Arbeitgeber ihn so unterstützt, lobt Jung jedoch: „Das sind ja auch ungefähr vier Quadratmeter Lagerfläche. Da könnten wir beispielsweise vier Stapel Leergut hinstellen.“

Laut Ferrum konnten Jung und Trippler trotz dieser Schwierigkeiten dieses Jahr bereits über vier Tonnen Kronkorken recyclen.

Bevor das Pärchen die gesammelten Kronkorken an den Schrotthändler übergibt, müssen Jung und Trippler die Fässer kontrollieren. Jung sagt, dass sie dann zum Beispiel leere Batterien entfernen: „Die sind ganz schlecht. Da kann es passieren, dass der Schrotthändler sagt, dass sie die Ladung gar nicht annehmen. Batterien sind Sondermüll und explodieren im Schrotter.“ Aber auch Getränkedeckel anderer Art, die beispielsweise aus Aluminium bestehen, müssten die Beiden händisch aus den Fässern sammeln. Ferrum nehme nur Kronkorken an. Jung sagt: „Das ist nicht schlimm, ist aber ein bisschen Arbeit.“

Manuel Jung steht vor seinem Kronkorken-Lager und hält einen Eimer in der Hand, wie er auch an sämtlichen Sammelstellen in Marburg und Umgebung steht.

Pro Tonne überwies Ferrum laut eigenen Angaben dem Tierheim dieses Jahr zwischen 120 und 210 Euro – je nach Schrottpreis. Fast 700 Euro sind Dank der Sammelaktion dieses Jahr bereits für das Tierheim zusammen gekommen. Tierheimleiterin Wagner berichtet, dass sie das Geld hauptsächlich nutzen, um nötige Impfungen oder Kastrierungen von Tieren zu bezahlen. „Wir haben neben den normalen‘, alltäglichen Aufwendungen, aber auch immer wieder Tiere, die besondere Bedürfnisse haben und die wir mit dem Geld im letzten Jahr unterstützen konnten“, berichtet Wagner. Etwa Kater Galahad, „der eine gefährliche Bauchfellentzündung durchlitt und dessen Therapie aufwendig, aber lebensrettend war.“ Oder Hündin Amy: „Sie kam abgemagert und mit einer bisher unbehandelten schweren, parasitäre Infektionserkrankung zu uns.“ Beide Tiere konnten Dank der Sammlung von Jung und Trippler gerettet werden und suchen ein neues Zuhause.

Bei der von dem Pärchen koordinierten Kronkorken-Sammlung machen inzwischen viele Menschen und auch Unternehmen in der Region mit. Sammelstellen gibt es zum Beispiel in den Rewe-Getränkemärkten in Fronhausen, Dauphe und Cölbe, den Logo-Getränkemärkten in Sterzhausen und Wehrda, im KFZ, der Ausleihbar, dem Q, dem Café Großartig und der Metzgerei Grebing. „Da stehen dann Eimer, an denen unsere Flyer dranhängen und da füllen die Leute die Kronkorken rein“, sagt Manuel Jung. Hinzu kämen weitere Sammelstellen im Landkreis, die regelmäßig von Jung und Trippler geleert werden. Sie sind auf der Website „Julie sammelt Kronkorken“ aufgelistet.

Julie ist die Hündin von Manuel Jung und Trippler. Vor acht Jahren adoptierte das Paar das aus einer Tötungsstation in Spanien stammende Tier. So entstand bei den Beiden auch der Gedanke, dem Tierheim zu helfen. Auf die Idee, dafür Kronkorken zu sammeln, kamen sie durch Ingo Petermeier, dem sie bei seiner Sammelaktion für die deutsche Darmkrebsvorsorge in Paderborn halfen. Petermeier recycelte 2020 knapp 93 Tonnen Kronkorken – erreicht hat er damit sogar den Weltrekord für die „meisten in einem Jahr gesammelten und recycelten Kornkorken“.

In Kooperation mit Petermeier gründete das Pärchen das Projekt „Julie sammelt Kronkorken“ in Marburg.

Leonie Theiding

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Leonie Theiding, Tierheim Cappel und Lars Blume