Die Stadt Marburg baut das Angebot zur Kinderbetreuung aus: In der Kita oder der Krippe können Kinder ab sofort häufiger ganztags betreut werden.

Bis vor kurzem hatten Eltern in Marburg nur eingeschränkt Anspruch auf Betreuungszeit für ihr Kind, wenn ein Elternteil zu Hause bleibt. Das soll sich nun ändern: Die Stadt Marburg hat beschlossen, dass Kinder ganztags betreut werden können – auch wenn Mutter oder Vater aufgrund von Elternzeit, Mutterschutz oder Beschäftigungsverbot daheim bleiben. Die neue Regelung betrifft alle Kitas und Krippen – unabhängig von der Trägerschaft – sowie die Tagespflege.

Der Grund für die verkürzten Betreuungszeiten: In der Vergangenheit gab es noch nicht ausreichend Betreuungsplätze. Eltern, die einen Ganztagesplatz gebucht hatten, konnten ihr Kind nur bis 12 Uhr in die Kita oder die Krippe bringen. Eltern mit Kindern bis 3 Jahren konnten nur noch den gesetzlichen Mindestanspruch von 30 Stunden nutzen. Dieser Regelung lag die Annahme zugrunde, dass Eltern – wenn sie sich zu Hause aufhalten – dort auch mehr Zeit für die Kinderbetreuung haben.

„Gerade am Ende der Schwangerschaft und dann, wenn ein Säugling neu in der Familie kommt, brauchen Familien eher mehr Unterstützung und Entlastung und eine verlässliche Betreuung des älteren Geschwisterkindes oder der älteren Geschwisterkinder“, so Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Ein Ganztagsplatz sichert Familien in dieser Situation die Flexibilität zu, die es in dieser Lebensphase braucht und bietet den Geschwisterkindern ein stabiles Umfeld in dieser Umbruchsituation.“

Wie die Stadt mitteilt, benötigen Kitas und Krippen durch die neue Regelung kein zusätzliches Personal. In der Tagespflege rechnet die Stadt hingegen mit Mehrkosten von geschätzt 45.000 Euro pro Jahr. Das bedeute auch eine Stärkung der Tagespflege, da durch die neue Regelung das Einkommen von Ganztagesplätzen für Tagespflegepersonen gewährleistet bleibe.

LB/pe

Bild mit freundlicher Genehmigung von Evgeni Tcherkasski/Pixabay