Am Ortsrand von Ockershausen hat die Stadt Marburg ein neues Naturschutzgebiet ausgewiesen: Der Soldatengraben und die Schülerhecke gelten ab sofort als „geschützter Landschaftsbestandteil“.
Das 58 Hektar große Areal liegt am westlichen Rand des Stadtgebiets, zwischen Ockershausen und dem Sellhof am Oberen Rotenberg. Laut Stadtverwaltung zeichnet es sich durch seine außergewöhnliche biologische Vielfalt aus. Auf dem Areal befinden sich alte Streuobstwiesen, Hecken und Feldgehöze sowie extensiv bewirtschaftete Wiesen. Unter anderem haben dort Zauneidechsen, Schlingnattern, Fledermäuse und viele Vogelarten einen Lebensraum.
Geschützte Landschaftsbestandteile sind laut Paragraf 29 des Bundesnaturschutzgesetzes „Teile von Natur und Landschaft, deren besonderer Schutz erforderlich ist“. In der Regel sind damit eher kleinere Naturräume gemeint – beispielsweise Alleen, Hecken oder Baumreihen. Ihr ökologischer oder landschaftlicher Wert soll langfristig erhalten bleiben, vor schädlichen Einflüssen bewahrt und aufgewertet werden.
Die Marburger Stadtverwaltung möchte dieses Ziel vor allem mit freiwillige Maßnahmen und Förderangeboten erreichen. „Landwirtschaftliche Nutzung und Jagd bleiben grundsätzlich möglich“, erklärt der Fred Schelp, der den städtischen Fachdienst Naturschutz leitet. Es gebe keine verpflichtenden Vorgaben zur Bewirtschaftung. Vielmehr möchte sich die Stadtverwaltung eng mit allen Beteiligten abstimmen und setzt auf sogenannten Vertragsnaturschutz: Dabei einigen sich Behörden und die Eigentümer eines schützenswerten Gebiets vertraglich darauf, dass das Grundstück nur auf eine bestimmte Weise genutzt werden darf. Häufig wird bei dieser Form des Naturschutzes vereinbart, dass Wiesen nur zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr gemäht werden dürfen. Im Gegenzug erhalten die Grundstückseigentümer ein Entgelt.
Auch für die Naherholung habe das Gebiet eine wichtige Bedeutung, so die Stadtverwaltung. Spaziergänge und Naturführungen seien ausdrücklich erwünscht. Um jedoch Beeinträchtigungen für Flora und Fauna zu vermeiden, gelte im gesamten Schutzgebiet eine ganzjährige Leinenpflicht für Hunde. Hinweisschilder und grüne Dreiecksschilder mit der Aufschrift „Geschützter Landschaftsbestandteil“ würden in den nächsten Tagen angebracht.
Die Planung des Projekts reicht bis ins Jahr 1992 zurück. Zwischenzeitlich sei das Verfahren mehrfach ins Stocken geraten, heißt es vonseiten der Stadt. Umso mehr freue man sich nun über den erfolgreichen Abschluss – mit Unterstützung von Ortsbeirat, Naturschutzverbänden, Landwirten und Jagdpächtern.
LB/pe