Für alle, die ihren Urlaub dieses Jahr zu Hause verbringen oder sich Abwechslung in ihren Sommer- oder Semesterferien wünschen: Hier gibt es Anregungen für Ausflugsziele und Unternehmungen in Stadt und Landkreis. Von Natur bis Kultur, für Groß und Klein – es ist für jeden etwas dabei.

Auf den Spuren der Hexen

Wer sich auf die „Hexenroute“ begibt, kann sich in das Marburg der frühen Neuzeit katapultieren lassen, in die Zeit der Hexenverfolgung, Verliese und schauerlichen Hinrichtungen. Die Zeitreise beginnt in der Wettergasse beim einstigen Wohnort der Marburgerin Catharina Staudinger, die im Jahr 1656 als Hexe verurteilt und verbrannt wurde. Sie war eine von über einhundert Opfern, denen in Marburg zwischen 1513 und 1712 der Prozess gemacht wurde. Allein schon eine unerklärliche Verletzung, ein Unfall oder schlechtes Wetter konnten ausreichen, damit sich Nachbarn gegenseitig des Hexenwerks beschuldigten. Unter Folter gestanden fast alle Beschuldigten, als Hexe mit dem Teufel im Bunde zu sein, um den Schmerzen zu entkommen.
Vom Landgrafenschloss und dem Hexenturm führt die insgesamt 3,3 km lange Route bis nach Weidenhausen zur Richtstätte am Rabenstein. Ein Audioguide begleitet die Stationen der Route und vermittelt Hintergrundwissen über die Hexenverfolgung in Marburg und Europa allgemein. Der Audioguide kann auf der Website der Stadt Marburg unter www.marburg.de/portal/seiten/hexenroute abgerufen werden.

Märchenhafte Idylle im Lahntal

Im einstigen Wohnhaus von Otto Ubbelohde können Besucherinnen und Besucher in die Welt des Zeichners und Malers eintauchen. Im Haus, was seinerzeit auch als Atelier gedient hat und nun zum Museum umfunktioniert wurde, sind Ubbelohdes zahlreiche Werke ausgestellt: träumerische Landschaften, Märchenbilder, Skizzen sowie Portraits. Der Künstler ist vor allem für die Illustrationen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm bekannt, für die er sich von Motiven aus der Marburger Umgebung hat inspirieren lassen.
Im Garten, der jederzeit zugänglich ist, können Besucherinnen und Besucher die Pflanzenpracht bestaunen, die Ubbelohde oft als Modell für Zeichnungen gedient hat.
Wer sich nach dem Museums- und Gartenbesuch etwas die Füße vertreten will, kann den ca. 1,5 Kilometer langen Rundweg bestreiten – sowohl alleine, als auch mit einer Führung. Sechzehn Stationen veranschaulichen den Lebensweg des Künstlers und vermitteln Wissen über die Geschichte des Dorfes Goßfelden.

Nächtliche Entdeckungsreise

Marburg ist Heimat für viele Fledermäuse. Das Marburger Schloss beherbergt sogar das größte bekannte Winterquartier der Zwergfledermaus in ganz Deutschland. Auch die Breitflügelfledermaus und der Große Abendsegler sind hier heimisch. Sie sind zahlreich, und dennoch erspäht man sie oft nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie in der Dunkelheit verschwinden. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere können nun wieder bei den Fledermausexkursionen näher kennegelernt werden. Auf den anderthalbstündigen Touren bringen Expertinnen und Experten den Interessierten unsere nächtlichen Mitbewohner näher.

Die nächste (und in diesem Jahr letzte) Exkursion findet am 26. August um 20 Uhr statt. Treffpunkt ist die Fledermaus-Informationstafel am Hirsefeldsteg auf der Seite der Jugendherberge. Die Teilnahme ist kostenlos und erfordert keine Anmeldung.

Neue Gedanken und Geselligkeit

Hinter der reich verzierten, türkisfarbenen Eingangstür in der Marburger Oberstadt verbirgt sich das Haus der Romantik, das Besucherinnen und Besuchern ein wichtiges Kapitel Marburger Stadtgeschichte näherbringt. Es dreht sich um die Epoche der Romantik und die Intellektuellen, die sich in Marburg um 1800 versammelt und regelmäßig zum Austausch von Ideen getroffen haben. Zu ihnen gehörten wichtige Vertreter der Epoche wie die Brüder Grimm und Friedrich Carl von Savigny. Aber auch Frauen waren Teil dieser Versammlungen, allen voran Bettina Brentano, spätere von Arnim. Es ging den jungen Intellektuellen um neues Gedankengut und Lebensentwürfe, worüber sie philosophierten, schrieben und diskutierten.

Der „Rote Salon“ des Hauses stellt nach, wie ein Treffen der Romantiker in Marburg wohl ausgesehen hat, samt Porzellan-Büsten, in Goldrahmen präsentierte Porträts und filigranem Holztisch. Mit Ausstellungen, Führungen und Lesungen vermittelt das Haus der Romantik Wissenswertes sowohl über das Schaffen der Marburger Romantiker als auch über die Epoche an sich.

800 Jahre Geschichte

Schräg gegenüber dem Haus der Romantik befindet sich Am Markt 23 eine Dauerausstellung zur Stadtgeschichte. Eröffnet wurde sie 2022 anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Stadt Marburg. Anhand von acht Objekten lassen sich Marburger Geschichten vom 13. bis zum 21. Jahrhundert hautnah erfahren. Das Museum hält zudem eine besondere Attraktion parat: Mit einer 3D-Brille kann man betrachten, wie die mittlerweile zerstörte Alte Synagoge im 14. Jahrhundert ausgesehen hat. Fast 550 Jahre lang war die Synagoge verschüttet. Die archäologische Ausgrabung fand zwischen 1993 und 1998 in mehreren Grabungskampagnen statt, bei denen wichtige Erkenntnisse über die jüdische Kultur im Mittelalter gewonnen und der Bau dokumentiert werden konnten. Die ältesten Bestandteile des Bauwerks stammen sogar aus dem 12. Jahrhundert. Heute ist die Synagoge mit einem Glaskubus überdacht.
Der Eintritt in die Ausstellung ist kostenlos.

Wandern um die Amöneburg

Wen es bei herrlichem Sommerwetter nach draußen lockt, kann in die Wälder und Wiesen rund um die Amöneburg aufbrechen. Auf den 10 Kilometern des Rundwanderwegs „Amanaburchtour“ ballen sich 70 abwechslungsreiche Erlebnispunkte. Gewandert wird durch ein Ziegengehege, wo man auch Esel treffen kann, zu der aus dem Mittelalter stammenden Stiftskirche und durch die historische Altstadt. Der Weg beginnt mitten im Naturschutzgebiet und bietet aufgrund der abwechslungsreichen Flora und Fauna einen großen Artenreichtum. Zahlreiche Infotafeln informieren über Tiere, die man antreffen kann, wie auch über die Geologie der Vulkanstadt Amöneburg. Auf dem sogenannten „Schlangenpfad“ lassen sich Reste der alten Stadtmauer und Siedlungsspuren aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. finden. Eine überdachte Wanderhütte mit Blick auf die Amöneburg sowie ein Rastplatz am „Rabenkopf“ bieten Möglichkeiten zur Erholung.

Schloss Biedenkopf

Das Landgrafenschloss Biedenkopf wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut und diente seitdem u.a. als Grenzfestung, Kornspeicher und Lagerraum der Stadt. Seit 1908 bietet es Raum für das Hinterlandmuseum, das in mehreren Abteilungen die Landwirtschafts-, Handwerks- und Industriegeschichte wie auch die Trachtenkultur des Biedenkopfer Umlandes präsentiert. Es werden eine Postkutsche, Handdruckspritzen, Löscheimer und Produkte der Eisenindustrie ausgestellt, die den Alltag vergangener Jahrhunderten erfahrbar machen. Diesen Sommer findet außerdem die Sonderausstellung „Kunstlandschaft Hinterland“ statt, in der Werke der Bildhauerei, Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle regionaler Künstlerinnen und Künstler ausgestellt werden.

Rund ums Schloss gibt es noch mehr zu entdecken: Wer keine Höhenangst hat, kann den Bergfried des Schlosses erklimmen, der einen Panoramablick über die Stadt Biedenkopf bietet. Und auf dem Ausgrabungsgelände beim Schlossberg können Besucherinnen und Besucher auf einem Spaziergang alte Torbögen, Brunnen und Mauerreste ehemaliger Burganlagen entdecken.

Mit dem Rad Regionalität erfahren

Die Radtour „Höfe Radeln“ führt über typisch mittelhessische Bauernhöfe, Landgasthöfe, ehemalige Mühlen und Hof-Cafés und macht damit regionale Landwirtschaft erfahrbar. Über die App „Lauschtour“, die die Route begleitet, können die Radelnden von Biolandwirten und Café-Besitzern selbst mehr über frühgeschichtliche Landwirtschaft und den Alltag auf einem Hof erfahren. Die App erleichtert außerdem die Navigation durch die malerischen Landschaften. An den Höfen, Weiden und Teichen lassen sich eine Vielzahl an Tierarten beobachten. Das Schloss Friedelhausen sowie das archäologische Freilichtmuseum Zeiteninsel bieten weitere Abwechslung und Anreize für einen kurzen Zwischenstopp.
Die Tour ist knapp 40 km lang und startet und endet am Bahnhof Niederweimar.

Johanna Rödiger

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Georg Kronenberg, Dietmar Nill und Haus der Romantik