Nach acht Jahren wieder gesichtet

Ein lautloser Flug und eine optimale Tarnung durch das braungefleckte Gefieder, – das macht Uhus so unauffällig und fast „unsichtbar“. Entdeckt wurden die „Königinnen und Könige der Nacht“ jetzt doch – und dies an prominenter Stelle in Marburg: in einem Fenster in der Spitze des Südturms der Elisabethkirche.

„Vor acht Jahren brüteten zuletzt Uhus an der Elisabethkirche, – 2013 zum ersten Mal. Uhus sind standorttreu und nutzen ihre Brutplätze oft viele Jahre in Folge. Zudem werden Uhus sehr alt, sodass es möglich ist, dass es wieder das Uhu-Paar von damals ist“, berichtet Hartmut Möller vom NABU Marburg.

Laut dem Uhu-Experten kann es sein, dass dieses Paar damals den Brutplatz in der Elisabethkirche verlassen hat, weil es für die Jungvögel sehr gefährlich war, mitten in der Stadt flügge zu werden und sich die Uhus daher nach einem sichereren Gelände, zum Beispiel einen Steinbruch umgesehen haben. Möglich sei aber auch, dass Uhus aus einer anderen Generation ebenfalls die Kirche mit dem „Schutzraum“ oben im Turm entdeckt haben – und es hier zum ersten Mal mit einem Gelege versuchen.

Ein Uhu am 12. März 2023 in einem Fenster in der Spitze des Südturms der Elisabethkirche. (Foto: Jens Jesberg/NABU)

Bereits seit Anfang des Jahres seien im Bereich der Elisabethkirche wieder Uhus beobachtet worden, sagt Möller: „Von den bewaldeten Hängen des Berges ‘Kirchspitze’ und des ‘Weinbergs’ wurden zunächst nur die Balzrufe vom NABU registriert und viel später die ersten Sichtungen der größten Eulen Europas.“ 

Im Bereich des Michelchens und der Elisabethkirche sei dann eine intensive Balz beobachtet worden. Später seien immer wieder einzelne Uhus an der Kirche gesehen – und schließlich auch zwei Uhus gleichzeitig entdeckt worden. So könne man vermuten, dass sich hier ein Paar gefunden hat – und es zu einer Brut kommen könne, erläutert Möller. Auch wenn diese spannende Frage derzeit noch nicht sicher beantwortet werden kann: NABU-Mitglieder haben aber bereits beobachtet, dass ein Vogel in den Brutkasten im Südturm einflog und ein zweiter auf einem kleinen Nebentürmchen saß.

Möller: „Sollte es zu einer Paarung gekommen sein, dann würde das Weibchen auf den Eiern, dem Gelege, sitzen und der männliche Uhu die Nahrung für das Weibchen jagen. Ab Februar beginnen Uhus normalerweise schon zu brüten, auch bei kalten Temperaturen.“ 

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Tipps zur Beobachtung

Uhus sind weltweit die größten Eulen und können bis zu 75 cm groß werden. In ihrem lautlosen Flug können Uhus eine Flugspannweite bis zu 188 cm haben. Wie alle Eulen sind sie dämmerungs- und nachtaktiv. Wer Uhus beobachten möchte, geht deshalb am besten in der Dämmerung zum Firmaneiplatz. Von dort aus ist der Brutkasten im linken, südlichen Turm der Kirche. Es handelt sich um das oberste kleine Fenster. Aber man sollte auch die Umgebung, den anderen Turm und die Dachlandschaft des Kirchenbaus im Blick haben – und Zeit und Geduld. 

Sollten tatsächlich junge Uhus gesichtet werden, die sich dann auch tagsüber am Fenster zeigen, will der NABU Marburg zur Beobachtung am Firmaneiplatz einladen.

Störungen und Gefährdungen vermeiden

Der Schutz von wild lebenden Tieren ist im Naturschutzgesetz verankert. Aktuell darf im Bereich der Elisabethkirche kein Rattengift ausgelegt werden. Denn Ratten und Mäuse sind eine bevorzugte Nahrungsquelle von Eulen.

Die Brutstätte im Elisabethturm ist nur kontrolliert zugänglich. Die Küster lassen aktuell keine Personen in den Turm. Aber auch an anderen Orten im Raum Marburg gibt es Brutplätze, die am Boden oder in Steinbrüchen sein könnten. 

Menschen sollten respektvollen Abstand halten und nur von Ferne, mit einem Fernglas, sich einen Brutplatz anschauen. Auch die Drohnenfotografie im unmittelbaren Bereich von Brutstätten ist eine absolute Störung und kann angezeigt und bestraft werden.

Beobachtungen auch aus Marburger Stadtteilen

Die meisten Beobachtungen sind das Hören von Balzrufen. Außerhalb der Brutzeit ist der Uhu wenig ruffreudig. Am Brutplatz ist das typische, dumpfe „u-uuooh“ zu vernehmen, dem der Uhu seinen Namen verdankt. Dem NABU werden solche Beobachtungen von Zeit zu Zeit gemeldet, so wie zuletzt vom Richtsberg und Ockershausen/Stadtwald. Bekannt sind zwei weitere, regelmäßige Brutvorkommen in Marburger Stadtteilen außerhalb der Kernstadt. Aus Schutzgründen werden die Standorte von Brutplätzen nicht veröffentlicht.

Hartmut Möller/NABU Marburg/kro

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Axel Wellinghoff/NABU und Jens Jesberg/NABU