Raus aus dem drögen Klassenzimmer, ab ins Grüne: Das Schulbiologiezentrum in Biedenkopf bringt Kindern und Jugendlichen die Natur näher.

Das Gelände rund um das Schulbiologiezentrum an der Lahntalschule in Biedenkopf gleicht einer Idylle: Weite Streuobstwiesen und Weiden mit Fjordpferden, Hinterländer Rindern und Kamerunschafen beherrschen die Lahnaue. Im großen Schulgarten wachsen Ringelblumen, Tomaten, Mangold, Färberkamille und Kräuter wie Oregano, Thymian, Rosmarin und Salbei. Verwunschene Pfade führen zu einem Tümpel, Bienenvölkern sowie Stein- und Holzhaufen für Schlingnattern, Steinhummeln und Igel. Dazwischen ernten Zweitklässler selbst gezogenen Kohlrabi.

Jedes Jahr profitieren mehr als 3000 Kinder und Jugendliche von den Angeboten des Schulbiologiezentrums des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Dabei lernen sie Bäche, Bienen, Bäume, Äpfel oder Kräuter auf ganz neue Art kennen. Seit 1987 gibt das Schulbiologiezentrum ihnen damit eine besondere Möglichkeit, die Natur mit allen Sinnen zu erfahren. Finanziert vom Landkreis arbeiten hier eine Lehrkraft, eine pädagogische Mitarbeiterin, ein Gärtner und eine Verwaltungsangestellte. Damit erreicht die zum „Haus der Bildung“ gehörende Einrichtung auch die kleinste Schule des Landkreises – vor Ort oder in Biedenkopf. Und sie arbeitet mit zahlreichen Partnern zusammen – von Naturschutzverbänden wie dem BUND und dem Nabu über Forstämter und die Jugendherberge bis zur Kreis-Volkshochschule. Ausgeliehen werden Medienpakete – etwa zur Streuobstwiese -, und Geräte wie Mikroskope, Lupen und Solarkocher.

Mehr als 20 Projektangebote hat das Zentrum im Programm. Besonders beliebt sind die Gewässeruntersuchungen. Mit Keschern, Sieben und Becherlupen finden die Mädchen und Jungen heraus, wie gut oder schlecht die Wasserqualität der heimischen Bäche und Teiche ist. Steinfliegenlarven und Dreieckskopfstrudelwürmer sind Zeichen für saubere Flüsse. Sind die Gewässer stark verschmutzt, finden die Schülerinnen und Schüler Schlammröhrenwürmer oder Wasserasseln. Und manchmal kommen sogar noch die Lahntaucher hinzu, um ihnen von Fahrrädern, Waschmaschinen und Bierflaschen im Fluss zu erzählen.
„Man kann nur das schützen, zu dem man einen Bezug hat“, erklärt Erlebnis- und Naturpädagogin Nicole Kapaun. So tauchen Kinder und Jugendliche in die Welt von Frühlingsboten, Wiesen und Waldböden ein. Sie matschen Holunderbeeren, lesen Tierspuren und bauen schwimmende Nester. Sie besuchen Schäfer und Landwirte. Oft im Einsatz ist die mobile Kelterei, mit der die Expertin durch den Landkreis fährt. In der Regel haben die Mädchen und Jungen Äpfel selbst gepflückt, die sie häckseln, pressen und als Saft probieren. „Das sind Besuche, die sie nicht vergessen“, sagt Nicole Kapaun.

gec

Weitere Informationen: www.schubiz.marburg-biedenkopf.de

Bild mit freundlicher Genehmigung von Schubiz