Rund 200 Personen kamen am Abend des 29. April am Friedrichsplatz zu einer Mahnwache für den am 20. April in Oldenburg getöteten Lorenz A. zusammen.
Zur Mahnwache aufgerufen hatte die Marburger Ortsgruppe der ISD (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland). Rund 200 Personen kamen diesem Aufruf nach und versammelten sich ab 18 Uhr gegenüber des Mahnmals „Memoria“ am Friedrichsplatz. Neben Redebeiträgen wurden auch Gedichte vorgetragen, unter anderem von Louise Brisante Mbakop Ngontchio (2023 Projektleiterin des Fotoprojekts „Schwarze Locken und ihre Geschichten dahinter“); ein musikalischer Beitrag kam von der Musikerin Monyana Yôle.
Lorenz A. starb in der Nacht auf den 20. April 2025, nachdem ein Polizist von hinten auf ihn geschossen hatte und ihn mit insgesamt fünf Schüssen an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf traf. In einem Redebeitrag wurde die mangelhafte Berichterstattung der Medien scharf kritisiert: „Mal heißt es, Lorenz habe Polizisten mit einem Messer bedroht; dann wieder, es sei nur ein Messer bei ihm gefunden worden; mal wurde Reizgas in der Nähe von Polizeibeamten versprüht. Was mich eher interessiert: Was war das Ziel von fünf Schüssen auf einen Körper von hinten?“ Weiterhin wurde in Redebeiträgen das Augenmerk auf die ausgeschalteten Bodycams der Polizisten gelenkt, ebenso auf den fehlenden Aufschrei über ein weiteres Opfer von Polizeigewalt in Deutschland.
Die Mahnwache gedachte auch anderen Opfern rassistischer Polizeigewalt, darunter Mouhamed Lamine Dramé (verstorben 2022), Oury Jalloh (verstorben 2005) und Ibrahima Barry (verstorben 2024).
Auch der Ort der Mahnwache ist für das Thema Rassismus von trauriger Relevanz: Das Mahnmal „Memoria“ am Friedrichsplatz, welches am 19. Februar 2021 im Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau enthüllt wurde, wurde in den darauffolgenden Jahren bereits mehrfach beschädigt.
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