Auch architektonisch ist die Universität prägend für Marburg, finden sich doch über das gesamte Stadtgebiet verteilt und aus nahezu allen Baustilen für die Universität gebaute oder von ihr übernommene Gebäude. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die Universität auf die in der Altstadt gelegenen aufgelösten Klöster beschränkt, die 1527 mit der Gründung der Universität säkularisiert worden waren. Das alte Dominikanerkloster am Lahntor, das zwischen Barfüßerstraße, Am Plan und der Stadtmauer gegründete Franziskaner- oder Barfüßerkloster von 1234/35, das um 1491 von den “Brüdern des gemeinsamen Lebens” erbaute Kugelhaus und die Niederlassung der Alsfelder Augustiner Ecke Unter-/Augustinergasse wurden von der Universität genutzt. An Stelle der Franziskanerkirche wurde 1731/32 die Universitätsreithalle erbaut – einziger Universitätsneubau bis ins 19. Jahrhundert. Die Bauten am ehemaligen Dominikanerkloster sind heute die Alte Uni (1887 – 1891). Neben einzelnen Neubauten am Renthof (1838/42 Mathematisch-Physikalisches Institut) und in der Ketzerbach (1839/42 Anatomisches Institut, jetzt Pharmazeutisches Insitut), baute man nach der Aufhebung des Deutschen Ordens (1809) und verstärkt nach der Annexion Hessens durch Preußen (1866) bis in die fünfziger Jahre das Klinikviertel beiderseits der Deutschhaus-, Robert- Koch- und Bunsenstraße. 1900 wurde in der Universitätsstraße die alte Bibliothek gebaut (heute Wirtschaftswissenschaften), 1914/20 das Landgrafenhaus gegen-über der Alten Universität und 1927 das Universitätsmuseum (Ernst-von-Hülsen-Haus).
In den 1960ern fand die nächste intensive Bauphase statt. Das Verwaltungsgebäude (1960), das Hörsaalgebäude (1964) und das Savignyhaus (1963) wurden gebaut und 1962 auf der anderen Lahnseite die Mensa. 1964 – 67 entstanden die Bauten der Philosophischen Fakultät und die neue Universitätsbibliothek (1964-67) am Krummbogen. Am Ortenberg wurde 1963 außerdem die “Zahnklinik” bezogen. Die Lahnberge wurden zu universitären Zwecken erschlossen; bis 1976 wurden die Neubauten für die naturwissenschaftlichen Fachbereiche und der Neue Botanische Garten fertiggestellt. 1975 – 1984 entstand der erste von zwei geplanten Bauabschnitten des Klinikums. Universität und Stadt wurden damit zumindest teilweise räumlich getrennt, und für die Studierenden bedeuten die Lahnberge lange Anfahrtswege. Zuletzt zog die Frauenklinik in einen Neubau auf die Lahnberge. Doch die nächste Bauwelle kommt wohl bald: Die Campus-Planung der Universität sieht einen Umzug der Geisteswissenschaften in die ehemaligen Kliniksgebäude im Nordviertel vor, samt eines Neubaus der UB und der Umgestaltung des ehemaligen Brauereigeländes am Pilgrimstein.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Georg Kronenberg