Die Marburger Studierendenvertretung (Asta) kritisiert die steigende Polizeipräsenz an den Lahntreppen und die Verdrängung von Obdachlosen und anderen ausgegrenzten Gruppen aus dem Stadtbild. Stattdessen fordert der Asta mehr soziale Infrastruktur.

Letzte Woche hat der Asta deshalb zu einer Protestaktion aufgerufen. Die Studierenden sollten sich zum sogenannten “Cornern” versammeln. “Cornern” ist das Trinken und Beisammensein an einem öffentlichen Platz ohne zwingenden Konsum, das laut Asta an nur wenigen zentralen Orten erlaubt sei. 

Das Gebiet rund um die Mensa und die Lahntreppen sei einer dieser wenigen Orte, der eine Sitzmöglichkeit biete, um sich ohne Konsumzwang zu treffen, sagt der Asta und fordert: „Dies soll er auch bleiben!“ Die Protestaktion fand dementsprechend vor dem Asta-Gebäude neben der Mensa statt.

Bestimmte Orte würden als „gefährlich“ eingestuft und bestimmte Personengruppen wie Obdachlose, verhaltensauffällige Jugendliche und People of Colour dafür verantwortlich gemacht, so der Asta: „Es geht um Gruppen, die keine Kaufkraft mitbringen und nicht in ein ‘sauberes’ Stadtbild passen“. So werde laut Asta mehr Polizeipräsenz gerechtfertigt. Das Geld, was dafür ausgegeben werde, fehle an Stellen, die sozialen Sicherheit schaffen würden: „Ausbau von Bildungsinstitutionen, selbstverwalteten Zentren, bezahlbaren Wohnraum oder Gesundheitseinrichtungen.“ Aus Sicht der Studierendenvertretung können aber nur durch den Ausbau dieser Institution die tieferliegenden sozialen Probleme bekämpft werden: „Die generell persönliche Sicherheit hängt stark von den eigenen (bzw. denen der Eltern) wirtschaftlichen Verhältnissen ab. Die soziale Sicherheit wird auch durch die Politik aktiv gestaltet. Daran müsste man viel eher arbeiten, als später mit Polizeipräsenz auf spätere unerwünschte Folgen zu reagieren“, sagt Viktoria Ehrke (Vorstand, Asta Marburg). Durch die mit der Protestaktion kritisierte Sicherheitspolitik würden die „Ursachen gesellschaftlicher Problemen – wie sozialer Ungleichheit und die menschenfeindlichen Weltbilder, welche diese rechtfertigen – ignoriert“, so der Asta.

 „Das Perfide: Seit kurzem verkauft die Stadt Marburg ihre höchst fragwürdige Sicherheitspolitik zum Schutze queerer Menschen“, kritisiert der Asta: Queere Menschen fühlten sich jedoch nicht von der Polizei geschützt. Dabei bezieht sich der Asta auf die Anfänge des Christopher-Street-Days. Dieser entstand durch Proteste gegen die New Yorker Polizei, die queere Menschen kriminalisierte. Der Asta lehne jede Art von Sicherheitspolitik ab, wenn ihr eigentlicher Aspekt die Repression sei, sagt Viktoria Ehrke. Sie ist nicht nur im Asta aktiv, sondern auch in der Rosa Liste, die sich als „queere Liste mit Selbstvertretungsanspruch“ bezeichnet. 

leo

Bild mit freundlicher Genehmigung von Asta Marburg