Marburger Forscher untersuchen neblige Amazonastäler.

In den Senken des Amazonastieflands entsteht Nebel, der feuchtigkeitsabhängige Pflanzen vor Austrocknung bewahren kann. Im Angesicht zunehmender Dürreperioden bieten die nebligen Täler daher einen bedeutsamen Raum für die Artenvielfalt am Amazonas. Sie spielen außerdem eine wichtige Rolle im Schutz vor dem Klimawandel. Zu diesen Ergebnissen kam ein deutsch-belgisches Forschungskonsortium unter Marburger Leitung mithilfe von Beobachtungsdaten aus Satellitenbildern. Das Team um Prof. Jörg Bendix von der Philipps-Universität Marburg berichtet im Fachblatt „Communications Earth & Environment“ über seine Forschung.

Es kommt im Amazonas-Regenwald immer wieder zu Dürreperioden, die durch den Klimawandel zunehmen. Die weitgehend ungebremste Abholzung der Wälder verschärft die Lage. Jörg Bendix, der die Forschungsarbeit leitete, erklärt: „Da ein Teil des Niederschlags durch die Verdunstung des Waldes selbst erzeugt wird, droht durch die Kombination von Klimawandel und Waldzerstörung eine selbstverstärkende Abwärtsspirale.“ Sie könne zum Absterben großer Teile des Regenwaldes führen. Und dies würde nicht nur die Artenvielfalt verringern, sondern auch eine negative Rückwirkung auf den Klimawandel haben, da der Regenwald erhebliche Mengen des Treibhausgases CO2 speichert.

Das Team um Jörg Bendix erkannte, wie schützenswert die Senken des Amazonastieflands sind, indem sie mithilfe von Satellitenbildern Dürrephasen der letzten 18 Jahre untersuchten. „Dabei fiel uns auf, dass besonders in den Tälern des Amazonasbeckens häufig Nebel auftritt“, erläutert Mitverfasser Marius Pohl aus Bendix‘ Arbeitsgruppe in Marburg. Wie die Analyse zeigt, sind derartige Tiefland-Nebelwälder über das ganze Amazonasgebiet verbreitet, doch nimmt ihre Häufigkeit in der trockenen Jahreszeit ab. Der Nebel bleibt am ehesten in den Tälern erhalten, wo er sich als widerstandsfähig gegenüber Dürren erweist. Besonders für Flechten, Moose und Epiphyten bietet der Nebel einen Weg zu überleben. „Auf der Grundlage unserer Ergebnisse empfehlen wir dringend den Schutz dieser feuchten Rückzugsgebiete, insbesondere in stark gefährdeten Gebieten“, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Jörg Bendix lehrt Klimageographie und Umweltmodellierung an der Philipps-Universität Marburg. Neben Bendix und seinem Team beteiligten sich die Marburger Professorin Maaike Bader mit ihrer Arbeitsgruppe „Ökologische Pflanzengeographie“ sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München und der Botanische Garten in Meise, Belgien an der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Arbeit. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützte das Team finanziell.

pe/jr

Bild mit freundlicher Genehmigung von Andre Obregon