Am Freitag (11. Februar) und Samstag (12. Februar) um 19 Uhr 30 im Erwin-Piscator-Haus.

Das Hessische Landestheater Marburg inszeniert einen modernen Klassiker von Ödön von Horváth und Lukas Kristl: Auf der Suche nach ihrem Glück findet sich die junge Elisabeth vor der Anatomie wieder. Ihren zukünftigen toten Körper will sie verkaufen und damit dem Gerichtssaal entgehen. Doch tote Körper gibt es genug, und so wird der taubenfixierte Präparator zum vermeintlichen Retter. Er leiht ihr 150 Mark für den, wie sie sagt, notwendigen Wandergewerbeschein. Dann fällt Elisabeths Gerüst der Notlügen in sich zusammen, und sie muss 14 Tage ins Gefängnis. Ihr Überlebenswille, mehr noch, die ungebrochene Zuversicht doch noch Glück zu haben, lässt sie auch in diesem Moment nicht aufgeben.

Vor dem Wohlfahrtsamt begegnen sie sich wieder: Polizist Alfons Klostermeyer und Elisabeth. Weiße Herbstastern und der Beginn einer zarten Verbindung. Aber auch diese verfällt in der Wirklichkeit und bricht. Das kurz aufscheinende Versprechen einer Zukunft, die doch so nah war, verglimmt …

Ödön von Horváths ‘Kleiner Totentanz‘ zeichnet das Spiegelbild einer Gesellschaft, die am Abgrund der Gemeinschaft steht, voll Individuen, die auf ein Gegenüber angewiesen sind und sich doch vor der echten Begegnung scheuen. Inmitten Elisabeth, die nicht aufgeben wird, die keinen Platz gewährt, der nicht von der Zuversicht nach einem glücklichen Leben gefüllt werden kann.

1932 unter der Mitarbeit des Gerichtsreporters Lukas Kristl entstanden, verfolgt das tragische Volksstück “Glaube Liebe Hoffnung” den Weg der kleinen Verbrechen, die doch Existenzen zerstören. Elisabeth, die aufgrund eines harmlosen Deliktes Opfer gewaltiger Schuldzuweisungen wird und doch ihre Selbstbestimmung nicht aufgibt. So zieht sie los, um in dieser Welt jemand Zuständigen zu finden, jemanden, der Verantwortung übernimmt. Indessen trifft sie auf eine Vielzahl von Figuren, die mehr Körper als Geist sind und findet sich wieder in einem Reigen der Untoten und doch Nicht-Lebendigen.

Der Glanz fremder Zeiten verblasst in dieser Halbwelt, von Träumen und dem Drängen nach Veränderung nur noch eine blasse Spur – scheinbar gespenstische Verhältnisse, die vom gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft berichten.

pe/MiA

Bild mit freundlicher Genehmigung von Jan Bosch