Semesterticket drückt den Anteil der Autofahrer massiv.
Immer weniger Studierende fahren mit dem Auto. Das zeigt die Mobilitätsstudie des Marburger Asta. Danach liegt der Anteil der Autofahrer unter den angehenden Akademikern nur noch bei 6,7 Prozent. Hauptgrund ist das Semesterticket, mit dem die Studierenden umsonst Bus, Bahn und Nextbike fahren können. Das entlastet den Verkehr in der Innenstadt.
„Wir haben das am besten ausgestattete Semesterticket in Hessen“, sagt Asta-Verkehrsreferent Lukas Ramsaier. Auf jeden Fall ist es das mit der größten Reichweite. Es deckt nicht nur den Regionalverkehr in ganz Hessen ab. Die Marburger Studierenden können auch die Intercitys sowie die ICEs nutzen. Und sie können sogar – mit Einschränkungen – bis nach Heidelberg im Süden, Göttingen im Norden, Eisenach im Osten sowie in den Raum Siegen und Olpe fahren. Neuerdings ist sogar die Fahrt bis kurz vor Hohenlimburg bei Hagen möglich. Der Marburger Stadtverkehr ist ohnehin enthalten.
An der repräsentativen Mobilitätsstudie, die das Asta-Verkehrsreferat noch vor Beginn der Pandemie erhob, beteiligten sich 2300 Studierende. Das Ergebnis: 43 Prozent der Studierenden nutzen den Stadtbusverkehr täglich – insgesamt sind knapp 60 Prozent regelmäßig mit den Bussen unterwegs. 35,5 Prozent fahren mit dem eigenen Fahrrad oder dem geliehenen Nextbike. 42 Prozent bewegen sich zu Fuß. Auf 6,7 Prozent sank der Anteil der Autofahrer, der 2016 noch zwischen sieben (Sommer) und neun Prozent (Winter) schwankte.
Das sieht man an den vergleichsweise leeren Uni-Parkplätzen an der Philosophischen Fakultät. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Marburger Stadtwerke, bei denen die Studierenden etwa 45 Prozent der Fahrgäste ausmachen. „Unser Ziel ist es, noch mehr Menschen in Busse und Bahnen zu locken“, sagt der zweite Verkehrsreferent David Bücker: „Daran arbeiten wir weiter.“
Nach Ramsaiers Eindruck gingen die Zahlen während der Pandemie zurück. Allerdings seien die meisten Studierenden bereits zum Wintersemester 2021/22 wieder zurückgekehrt. Die Busse füllten sich wieder. Und seitdem gebe es trotz der neuen Ringbuslinie 27 wieder viel Kritik an den oft überfüllten Bussen auf die Lahnberge, vor allem auf der Linie 9. Zudem wünschen sich die Studierenden ein Nachtbus-Netz.
Dennoch sind die Marburger Studierenden laut Mobilitätsstudie insgesamt ziemlich zufrieden mit dem Semesterticket, das im Sommersemester 198,47 Euro kostet. Möglich ist der Preis, weil das Ticket von allen Studierenden solidarisch finanziert wird – egal, ob sie es brauchen oder nicht.
Allerdings ist es in Hessen nur den Asten der Philipps-Universität und der Evangelischen Hochschule Darmstadt gelungen, auch die Intercitys und ICEs in das Ticket zu integrieren. Das liegt daran, dass sich die Verkehrsreferate in Marburg schon vor Jahren und besonders intensiv um den öffentlichen Nahverkehr gekümmert haben. Und es liegt daran, dass dieses Ticket hier besonders dringend gebraucht wird. 57 Prozent der Marburger Studierenden kommen aus Regionen außerhalb Hessens. Nur acht Prozent stammen aus dem Landkreis.
Wie viel dies für die Entlastung des städtischen Verkehrs bringt, zeigt der Vergleich mit Gießen. Nach den Erhebungen der Justus-Liebig-Universität lag der Anteil der motorisierten Studierenden kurz vor der Pandemie bei 21 Prozent. Das bedeutet, dass in Gießen mehr als dreimal so viele Studierende mit dem Auto zu Vorlesungen und Seminaren fahren.
Gesa Coordes